Ferdinand Gregorovius
Der Kaiser Hadrian
Ferdinand Gregorovius

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Sechzehntes Capitel.

Hadrian in Judäa. Damaliger Zustand Jerusalems. Gründung der Colonie Aelia Capitolina. Hadrian in Arabia. Bostra. Petra. Die Landschaft Peräa. Gaza. Pelusium.

Judäa oder Palästina war seit dem Vernichtungskriege unter Titus von Syrien getrennt, und bildete eine eigene Provinz unter einem prätorischen Legaten, welcher in Cäsarea Palästina residirte.Henzen (Note 3 zu Borghesi IV, 160) glaubt, daß der Name Palästina für Judäa von Hadrian eingeführt sei. Siehe Bullett. d. Inst. 1848, S. 27. – Ptolem. V, c. 15 hat beide Bezeichnungen Παλαιστίνη η ’Ιουδαία Συρία. Diese Stadt und Emmaus Nikopolis, die Veteranencolonie Vespasians, hatte eben erst im Jahre 129 ein Erdbeben zerstört. Die damals noch fortdauernde jüdische Bevölkerung lebte in Verkommenheit, wie die heutigen arabischen Einwohner des Landes so unter dem türkischen Pascha leben. Alle geistige Kraft der Juden hatte sich in die Rabbinenschule zu Jamnia geflüchtet, einer Stadt am Meer zwischen Joppe und Asdod. Begeisterte Propheten, an deren Spitze der Rabbi Akiba stand, hielten die Messiashoffnung aufrecht.

Als Hadrian nach Judäa kam, traf er in dem innerlich tief aufgeregten Lande keine Zeichen eines nahenden Aufstandes, sondern nur solche der Unterwürfigkeit. Zum Denkmal seiner Anwesenheit wurden Münzen vom Senat geschlagen, die ihn zwar nicht den Wolthäter oder Wiederhersteller Judäas nennen, aber doch das übliche Restitutionssymbol haben, ein flehendes Weib, welches der Kaiser vom Boden aufrichtet, während Kinder, wahrscheinlich die Genien der Districte Palästinas, mit Friedenspalmen sich gegen ihn bewegen.Adventui Aug. Judaeae S. C. Eckhel VI, 495. F. Madden, Coins of the Jews (Internat. Numis. Orientalia 1881, II, S. 231, wo die Daten aus desselben Jewish Coinage, S. 212, n. 5 berichtet sind), gibt 2 Adventsmünzen: Hadrian vor einem Weibe mit Palmenzweig und Büchse, dazwischen ein brennender Altar, zur Seite der Judäa ein Kind mit einem Palmenzweige. – Hadrian vor der Judäa, zwei Kinder mit Zweigen ihm entgegen. Seine Ankunft in den Ruinen Jerusalems konnte nicht urkundlich verzeichnet werden.

Der Ruf der alten Hauptstadt der Juden war auch im Abendlande so groß gewesen, daß sie Plinius die berühmteste der Städte nicht nur Judäas, sondern des Orients genannt hatte.Hierosolyma longe clarissima urbium Orientis, non Judaeae modo, H. N. V, 15, 1. Aber die Stadt der Hasmonäer und des Herodes war von den Römern zerstört und seither nicht wieder aufgebaut worden. Hadrian fand sie noch in Trümmern liegend, wenn auch nicht mehr in dem Zustande, in welchem sie Titus zurückgelassen hatte. Und auch die von diesem Bezwinger Judäas über sie verhängte Zerstörung war nicht eine vollständige gewesen. Josephus erzählt, daß Titus die herodischen Türme Phasaelus, Hippicus und Mariamne nebst der Westmauer verschont hatte, diese, um einer römischen Besatzung zum Lager zu dienen, jene, um der Nachwelt ein Zeugniß von der Stärke der Stadt zurückzulassen, welche römische Kraft bezwungen hatte.Jos., Bell. VII, 1. 1. Außerdem konnten nicht alle monumentalen Bauwerke dem Boden gleich gemacht werden. Noch heute überzeugt ein Gang um die Mauern des Harâm-es-Scherif vom Dasein großer Ueberreste aus herodischer, wenn nicht salomonischer Zeit. Die riesigen Quadermauern am Klageplatz der Juden hält man noch für die ursprünglichen.Daß Titus nicht ganz Jerusalem zerstört hatte, weisen nach: De Saulcy, Les derniers jours de Jérusalem, Paris 1806, S. 425 f.; Sepp, Jerus. u. d. heil. Land I², S. 100 f. So wenig glaubte im vierten Jahrhundert Eusebius an die gänzliche Vernichtung Jerusalems, daß er sogar behauptete, Titus habe nur die eine Hälfte der Stadt geschleift, die andre sei erst von Hadrian zerstört worden.Eus., Dem. Evang. VI, n. 18. Nach alten Traditionen war die Kirche der Christen auf Zion (das coenaculum) verschont geblieben, nebst 7 Synagogen; Epiphan., De pond. et mens. c. 14. Wie Basnage (Hist. des Juifs XI, 255) behauptet, sind sogar Reste der Stämme Juda u. Benjamin nach Titus in Jerusalem geblieben, was freilich sehr zweifelhaft ist.

Die fortdauernde Bewohnbarkeit eines Restes Jerusalems nach dem Jahre 70 wird hauptsächlich dadurch bewiesen, daß Titus die 10. Legion Fretensis, welche er selbst seinem Vater vom Euphrat nach Judäa zugeführt hatte, nach seinem Abzuge ein Lager an der Westmauer beziehen ließ.Joseph. VII, 1. 2. 3. Ueber die Legio X Fretensis Clermont-Ganneau in Comptes rendues Acad. d. Inscr. 1872, S. 158 f. – Grotefend und Pfitzner. Obwol die weiteren Schicksale dieser Legion dunkel sind, so ist es doch zweifellos, daß sie ihre Garnison in Palästina behielt, da es eine feste Regel der römischen Regierung blieb, Truppen in einer und derselben Provinz stehen zu lassen. Manche Legionen haben Jahrhunderte lang bis in die Zeit des sinkenden Reiches ihre Lagerplätze behalten.Die Legio III Gallica stand seit Augustus bis ins 5. Jahrh. in Syrien; die 3. Cyrenaica von Trajan bis Arcadius in Arabia. Clermont-Ganneau S. 162 gibt zwei Ziegelinschriften der 10. Legion aus Jerusalem, aus ungewisser Zeit, und eine Dedicationsinschr. ihres princeps Sabinus.

Die 10. Legion stand in Judäa zur Zeit Trajans, und von dort aus nahm sie am parthischen Kriege Teil.Die Inschr. Henzen 5451 (restit. Bon Borghesi IV, 135) bezeichnet O. Pomp. Falco, den Freund des jüngeren Plinius, als Legat. Aug. pro pr. prov. Judaeae et Legionis X Fretensis. Er war dort Legat um 109 (Waddingt., Fastes d. Prov. Asiatiques, S. 203), 112 Consul, 128 Proconsul Asiens. – Ueber ihn Borghesi VIII, 365, und Mommsen, Ind. nom. zu Keils Ausgabe der Ep. des Plinius. Im Jahre 130 befehligte sie Tineius Rufus als Legat Palästinas, und Hadrian wird sie, oder was von ihr in Jerusalem lag, damals gemustert haben.Die Münze (Eckhel VI, 496) Exercitus Judaicus kann auch später nach dem Judenkriege geschlagen worden sein, und sie ist nicht durchaus sicher. Erst spät nach Hadrian lag die 10. Legion in Aila am roten Meer (Euseb., Onomasticon zu Αιλαμ und Notitia Dign. c. 29). Der südliche Teil Arabiens war nämlich am Ende Saec. 4 oder Anfangs 5 als Palaestina salutaris oder tertia zu Palästina geschlagen worden. Kuhn, Stadt. Verf. II, 300. 373 f. Wo immer Legionen lagerten, schufen die Bedürfnisse der Soldaten und Officiere eine Lagerstadt; daher mußte die 10. Legion dem Trümmerhaufen Jerusalems mehr als den Schein einer Stadt wiedergegeben haben. Auch hatte sich die Zahl der jüdischen und christlichen Einwohner dort allmälig vermehrt. Das Lager der römischen Truppen an der Westseite, wo die herodischen Türme (die heutige türkische Citadelle El Kalah) als Burg und Capitol von ihnen benutzt wurden, konnte dann die Grundlage für eine neue Colonie bilden, welche gerade Hadrian aus den Trümmern der alten Davidstadt entstehen ließ. Die Zeit ihrer Anlage ist ungewiß. Der Kaiser hatte vielleicht schon lange vor seinem Besuche den Befehl zu ihrer Gründung gegeben; doch vollendet war der Neubau Jerusalems weder schon im Jahre 130, noch einige Jahre später.

In das System der Militärstraßen und Festungen, welches Hadrian bis nach Petra in Arabien ausdehnte, hat er auch Jerusalem hineingezogen. Die ehemalige Hauptstadt der Juden sollte, wie Damaskus und Palmyra, wie Ptolemais, Nikopolis und Cäsarea in Palästina, als römische Kolonie eine neue Stellung im Orient einnehmen. Da nun der Kaiser überall gegenwärtig sein wollte, wo es im Reiche etwas Wichtiges einzurichten gab, so hat er zweifellos den Plan des neuen Jerusalem an Ort und Stelle geprüft und seine Befehle darnach erteilt. Griechische oder römische Ingenieure werden den Bau der Colonie geleitet haben, und dieser war das Werk der 10. Legion und frohnender Landeseinwohner. So wurde die Umwandlung der Stadt Jehovas in eine heidnische Colonie seit 130 mit solchem Eifer betrieben, daß sie zwei Jahre später den letzten Aufstand der Juden gegen die Römer veranlaßte.Wenn man dem Epiphan. (De pond. et mens. c. 19) und den Talmudisten glauben will, so hatte Hadrian schon a. 117 von Antiochia aus den Neubau Jerusalems befohlen, und mit ihm den berühmten Proselyten Akylas aus Sinope beauftragt. Epiphan. macht diesen sogar zum Schwager (πενθερίδης) Hadrians. Das Chron. Alex. setzt die Gründung der Aelia Capitolina ins J. 119. Ewald VII, 362 glaubt sogar, daß der Bau schon vor dem Tode Trajans durch Quietus begonnen worden sei. Renan (L'égl. chrét., S. 26), nimmt ohne Grund d. J. 122 an; Tobler (Topogr. Jerus. I, 133) das Jahr 126, wie Ritter, Erdk. XVI, I. 301. Kuhn (Die städt. Verf. II, 357) hält sich mit einem Vielleicht an das Datum des Chron. Alex. Vorsichtiger ist Münter (Der Judenkrieg), da er nur annimmt, daß der Neubau vor dem Ausbruch des hadr. Judenkrieges begonnen worden sei; auch Grätz scheint für d. J. 130 zu stimmen.

Nach der Meinung der Talmudisten, welche behaupten, daß Hadrian im Beginne seiner Regierung den empörten Juden den Wiederaufbau des Tempels versprochen hatte, machte sich der Kaiser eines Treubruches schuldig, und sie erklären seine Sinnesänderung aus der Einflüsterung der Samaritaner und der Judenchristen.Grätz IV, 140. Derenbourg, Essai sur l'hist. et la géogr. de la Palestine, S. 414. Volkmar Judith, S. 108. Indeß dies ist irrig, denn niemals konnte Hadrian seine staatsmännischen Grundsätze den messianischen Hoffnungen der Juden aufgeopfert haben. Während barbarische Provinzen des Reiches im Abendlande fast schon romanisirt waren, während im Osten der Hellenismus bis nach Arabien eingedrungen war und sich seit Herodes dem Großen auch rings um Judäa festgesetzt hatte, stellte nur noch dieses eine Land sein Nationalbewußtsein der Macht Roms entgegen, und diesen Trotz zu überwinden, Palästina zu romanisiren, war das Princip der kaiserlichen Regierung, zumal nach der furchtbaren Rebellion der Judäer unter Trajan. Das Verlangen der Hebräer, ihr Natinalheiligtum wieder aufzubauen, blieb ein ewiger Protest gegen ihr von den Römern vollzogenes Schicksal, und ein byzantinischer Geschichtschreiber hat gerade diese ihre Hoffnung oder Absicht als den Grund der Erbitterung des Kaisers Hadrian gegen sie bezeichnet.Cedrenus ed. Beker I, 437. Durch die Verwandlung Jerusalems in eine römische Colonie sollte endlich das nationale Judentum in Palästina für immer ausgetilgt werden.

Wir wissen sonst nichts von dem Aufenthalt Hadrians in jenen Landschaften. Einigen Städten dort scheint er seine Gunst erwiesen zu haben, und das waren solche, wo neben den Juden eine zahlreiche syrisch-griechische Bevölkerung angesiedelt war. So nannte sich Sepphoris oder Diocäsarea in Galiläa Hadriana; so baute das Volk in Tiberias ein Adrianeion, und Münzen der freilich römischen Colonie Cäsarea in Samaria beziehen sich auf Wolthaten Hadrians.Münzen von Tiberias und Cäsarea bei Mionnet V, S. 483 f. Eine von Tiberias zeigt Jupiter in einem tetrastylen Tempel, vielleicht dem Adrianeion, welches unter Konstantin eine Kirche wurde. Greppo S. 185. Noris, Epoch. Syrom., S. 469. 471.

Von Judäa ging er nach dem römischen Arabien. Münzen haben seine dortige Ankunft verewigt: der Kaiser reicht einer Frauengestalt neben einem Opferaltar die Hand; er erhebt als Wiederhersteller die knieende Arabia, welche einen Zweig, wahrscheinlich von Myrrhen, in der Hand hält, während ein Kameel zur Seite steht.Adv. Aug. Arabiae – Restit, Arabiae S. C. Eckhel VI, 492.

Die von den Römern Arabia genannte Provinz war das Land der Edomäer, ein großes Gebiet, welches sich im Süden und Osten Palästinas von Damascus und dem Hauran herab über Petra zum Nordrande des roten Meeres erstreckte.Bunbury, Hist. of ancient Geogr. II, 506. Cornelius Palma hatte diese Länder erobert, und Trajan sie im Jahre 105 zu einer kaiserlichen Provinz gemacht. Die Bildung der Römer fand Zugang in den vulcanischen Landschaften des Hauran und der Trachonen und weiter südwärts in arabischen Districten, wo noch heute verödete Städte mit Tempelruinen und seltsamen Nekropolen den Forscher in Erstaunen setzen. Wenn auch die sabäischen Araber aus Jemen dort Steinbauten aufgeführt haben, so sind doch die Tempel von Busan, Kanawât, Suwêda, Hebrân und Bostra redende Zeugen davon, daß seit der Eroberung Trajans die römische Kunst dort eingedrungen war, nachdem sich lange zuvor unter den Seleuciden die Cultur Griechenlands in diesen Gegenden heimisch gemacht hatte, und der hellenischen Sprache bedienten sich dann auch die Römer in Arabien.Unter 600 Inschriften, welche Wetzstein gesammelt hat, gibt es 10 altsemitische, gegen 260 nabatäische, gegen 300 griechische und lateinische. Die Auranitis, Batanea und Trachonitis gehörten zu Syrien; erst Diocletian hat sie mit Arabia vereinigt. Marquardt, R. St. I, 423. – Wetzstein, Reisebericht über den Hauran und die Trachonen, 1868. Vogüé, Syrie centrale, Architecture civile et religieuse. Eine Inschrift aus Zerbire in der Trachonitis nennt unter den Söhnen des Semiten Garmos einen Hadrianos. Le Bas-Wadd. VI, 2513. Kaibel, Epigr. graeca, n. 454. Hadrianische Münzen von Gaba in der Trachonitis, Mionnet V, 317.

Die Hauptstadt der Provinz war Bostra, in einer fruchtbaren Oase südwärts des Hauran gelegen, damals ein blühender Handelsmarkt arabischer und griechischer Kaufleute. Die von Militärposten gedeckte Karavanenstraße verband sie mit Palmyra; dann setzte sich dieselbe nach dem persischen Meerbusen fort, während an den Ostgränzen gegen die Beduinenstämme Arabiens feste Garnisonen lagen, deren äußerste Nemâra war. Bostra nannte sich Nova Trajana, weil sie der Kaiser Trajan neu aufgebaut hatte, sie nahm aber auch den Namen Adriana an.Auf einer Münze des Commodus, Mionnet, Suppl. VIII, 389. Die bostranische Aera zählte vom Jahr 106. Bostra wurde röm. Militärcolonie unter Alex. Severus. Wetzstein, Reiseber., S. 111. Noch bis in die Zeit Constantins war sie durch Handelsverkehr mit Arabien und Persien reich und groß. Mit ihr wetteiferte das südlich gelegene Petra, die alte Hauptstadt der nabatäischen Könige, welche ehemals ihre Herrschaft bis nach Damascus ausgedehnt hatten. Von ihr ist das peträische Arabien benannt worden. Die Nekropolen und Tempelruinen dieser Stadt zeugen noch von ihrer hohen Cultur unter der Herrschaft der Römer. Wie Palmyra im Norden, war Petra im Süden das Emporium des Handels mit Arabien, Indien und China. Karavanen brachten zu ihr Spezereien, kostbare Gewebe und Seidenstoffe, Oele und Salben von Forat am persischen Golf; während vom Hafen Elath am roten Meer die große Handelsstraße über Petra nach Gaza führte, und die Waarenzüge Persiens und Arabiens nach Phönizien beförderte.Vogüe, Syrie centrale, Arch., S. 12. Movers III, 1. 291.

Petra muß dem Kaiser viel zu verdanken gehabt haben:, sie nannte sich auf ihren Münzen, welche erst mit ihm beginnen, Adriana Petra Metropolis, und sie, nicht Bostra, scheint er bevorzugt zu haben.’Αδριανὴ Πέτρα (γαίης ’Αραβίης) μετρόπολις. Eckhel III, 504. Mionnet V, 587. De Saulcy, Num. de la Terre Sainte, S. 351. C. I. G. 4667. 6366 . add. S. 1242 (statt ’Αδραηνω̃ν lies ’Αδριανω̃ν Πετραίων). Ueber die Provinz im Allgem. Laborde et Linant, Voyage dans l'Arabie Petrée, Paris 1830. Visconti, Diario di un viaggio in Arabia Petrea, Roma 1872. Er hat dort die 3. Legion Cyrenaica gemustert, welche später ihr Standlager in Bostra erhielt.Marquardt I, 431.

Westwärts vom Norden der Provinz Arabia gab es in der transjordanischen Landschaft Peräa, wo längs des Asphaltsees die älamitische Karavanenstraße nach Damascus führte, ansehnliche autonome Städte mit durchaus griechischer Verfassung und Bildung, wie Pella, Gerasa, Gadara, Philadelphia (Rabbath Hammon oder Hammân). Von der letzteren, welche ehemals Ptolemäus Philadelphus II. von Aegypten neu erbaut hatte, gibt es hadrianische Münzen.Τύχη Φιλαδελφέων, Mionnet V, 332. Hadrianische Münze von Gerasa, ibid. V, 329. Jedoch wir können dem Kaiser auf seinen Wanderungen durch diese Länder nicht mehr folgen. Er ging nach Aegypten. Um nun Pelusium zu erreichen, konnte er von Petra erst nach dem Hafen Aila oder Elath am roten Meer, dann durch die Sinaihalbinsel nach Arsinoe (Suez) und weiter nach der pelusischen Nilmündung reisen, oder von Petra die Straße nach Gaza einschlagen, dem letzten Orte Kanaans, wohin zwei große Karavanenwege von Elath heraufkamen.Diese Straße nach Gaza bemerkt Plin., H. N. VI, 32, 3.

Gaza war nebst Ascalon die ansehnlichste Stadt auf der philistäischen Küste, wo noch die alten griechischen Gemeinden sich autonom erhalten hatten und es keine römischen Colonien gab.Stark, Gaza und die philistäische Küste, 1852, S. 514. Daß Hadrian jene Stadt besucht und daß dieselbe von seiner Ankunft eine Epoche gerechnet hat, macht eine Münze wahrscheinlich.Ueber den wahrscheinlichen Besuch Hadrians in Gaza und die dortige Aera Eckhel III, 453. Noris, Ep. Syrom., S. 332. De Saulcy (Num. de la Terre Sainte, S. 215) will aus der hadrian. Münze des 3. Jahres der Aera seinen Besuch i J. 128 (?) folgern. Nach dem Chron. Alex. stiftete H. Festspiele in Gaza.

Den ersten Weg nach Aegypten für diese Reise des Kaisers scheint Spartian, den andern Dio im Sinn zu haben.Spart, c. 14. Peragrata Arabia Pelusium – venit. Dio 69, 11: διὰ δὲ τη̃ς ’Ιουδαίας – ες Αίγυπτον παριών. – Indeß würde Hadrian von Judäa aus immer Arabien berührt haben, da Ostracine östlich von Pelusium schon als Gränze Arabiens galt. Gleich dahinter am See Sirbon fing Idumäa und Palästina an. Plin., H. N. V, 14, 1. Beide stimmen darin überein, daß der erste ägyptische Ort von Bedeutung, welchen Hadrian betrat, Pelusium war. Dieser wichtige Hafen zwischen Aegypten, Arabien und Palästina blühte noch fortdauernd durch Handel, und selbst bis zu den Kreuzzügen hat er seine Bedeutung behauptet.Lumbroso, L'Egitto, S. 56. Dort lag nahe ein Hügel Kasius mit einem Heiligtum des Zeus und dem Grabe des Pompejus.Strabo 760. Um dieses her stand ein von Cäsar angelegter und der Nemesis geweihter Hain, welchen die jüdischen Rebellen zur Zeit Trajans verwüstet hatten.Appian., Bell. civ. II, 90. Das Grabmal selbst war vom Sande verschüttet und die dort dem Pompejus geweihten Erzbilder lagen umgestürzt. Hadrian stellte das Mausoleum wieder her und dichtete Verse zu Ehren des großen Todten.Dio 69,11. Die Verse, welche Hadrian dem Pompejus gewidmet haben soll (λέγεται) und die man auch in der Anthol. gr. findet, führt Appian. II, 86 an, ohne Hadrian als ihren Verfasser zu nennen.

Von der pelusischen, damals noch völlig freien Nilmündung begab sich der Kaiser nach Alexandria.


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