Ferdinand Gregorovius
Der Kaiser Hadrian
Ferdinand Gregorovius

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Achtes Capitel.

Die Reisen Hadrians im Allgemeinen. Münzen, welche sie verewigen.

Die ersten Jahre in Rom hatte Hadrian damit zugebracht, die Grundlagen seiner Politik und Reichsverwaltung festzustellen. Sein Tron stand gesichert da; denn den Senat hatte er durch die Achtung seiner Rechte, das Volk und Heer durch seine Liberalität gewonnen, und die große Zahl ausgezeichneter Staatsmänner, welche die Zeit Trajans hervorgebracht hatte und die er zum Teil persönlich kannte, erleichterten ihm seine Regentenaufgaben. Nun aber trieb es ihn, den Zustand der Provinzen des Reichs aus eigener Anschauung kennen zu lernen, und in langen Reisen hat er sie durchwandert.

Auch Augustus hatte im Ganzen elf Jahre fern von Italien zugebracht und alle Länder des Reichs, mit Ausnahme Africas und Sardiniens, besucht, doch Hadrian hat aus seinen Reisen ein System gemacht.Sueton, Aug. c. 47: nec est, ut opinor, provincia, excepta dum taxat Africa et Sardinia, quam non adierit. Sie sind ein einziges Phänomen in der Geschichte aller antiken und modernen Fürsten. Es waren nicht Kriege und Eroberungen, die ihn in die Ferne trieben, gleich seinem Vorgänger Trajan, welchen das altrömische Princip der Ausdehnung des Reichs bis vor die Tore Indiens geführt hatte. Hadrian vielmehr hatte es gewagt, den Janustempel für geschlossen und das Römerreich in den von ihm bestimmten Gränzen für feststehend zu erklären.Vielleicht drückt dies die Münze Tellus Stabilita aus, Cohen II, n. 554 f. Ein Weib, ruhend auf dem Boden, gestützt auf einen Korb mit Früchten, den Erdball tragend; bisweilen hält sie in der Linken eine Weinrebe. War dieses die cultivirte Erde umfassende Reich nicht groß genug, um dem Ehrgeize Cäsars zu genügend und konnten nicht fortan die Kräfte des Staats für seine Erhaltung und Wolfahrt verwendet werden?

Die Reisen Hadrians sind darum so merkwürdig, weil sie den Kaiser Roms in einem ganz neuen Verhältniß zum Orbis Romanus darstellen. Die Kenntniß der Welt, welche die geographischen Riesenwerke des Strabo und Plinius in der Literatur beider kosmischen Sprachen niedergelegt hatten, machte Hadrian zur persönlichen Aufgabe und That des Fürsten. Vor ihm hatte die Stadt Rom allein die Welt bedeutet, und die Provinzen waren von den Cäsaren nur als Hilfsquellen der alles verschlingenden Hauptstadt ausgebeutet worden. Erst Hadrian hat das Reich als ein einheitliches Ganzes, und alle seine Teile als einander und auch Rom gleichberechtigt angesehen.

Er durchzieht die Länder als Segenstifter und Friedensbote von den Gränzen Caledoniens bis zu den Gestaden des roten Meeres, von den Säulen des Herkules am Ocean bis zur Oase Palmyra in der Wüste Syriens. Neue Städte erheben sich auf seinen Wink, und alte erneuern sich. Viele nennen sich nach ihm Hadriana und Aelia. Ueberall erscheint er ordnend und schaffend, überall läßt er Wolthaten zurück. Mit dem wandernden Herkules hat ihn vielleicht schon seine Zeit verglichen und auch in gleichem Sinne den neuen Dionysos genannt.Eckhel VI, 504. Münze mit Hercules Gaditanus. Anderes bei Flemmer S. 35. Von Hadrian als neuer Dionysos weiter unten.

In seiner Natur lag etwas von dem, was dem Menschen der Renaissance des fünfzehnten Jahrhunderts angehört hat, außer der tiefen Liebe zum Hellenentum, der Drang, alles Wissenswerte zu erfassen und alles Geheimnißvolle zu ergründen. Spartian sagt von ihm, er sei so wanderlustig gewesen, daß er alles, was er von den Orten der Erde gelesen hatte, mit Augen habe sehen wollen, und Tertullian hat ihn den Erforscher aller Merkwürdigkeiten genannt.Curiositatum omnium explorator, Tertullian. Apologet, adv. gentes c. 5. Die Leidenschaft, fremde Städte und Völker kennen zu lernen, die Wissenslust eines unbefriedigten Geistes trieben den Kaiser Roms von Land zu Land, und das Bewußtsein, daß die große schöne Welt, die er durchzog, ihm selbst als ihrem Beherrscher angehörte, mußte ihm eine göttergleiche Befriedigung geben.

Mit den Empfindungen eines modernen Menschen besteigt Hadrian hohe Berge, um das Schauspiel des Sonnenaufgangs und die Aussicht über Land und Meer zu genießen. Er schifft aus dem geheimnißvollen Nil und schwelgt in den Wundern der Pharaonenzeit. Er schreibt wie ein sentimentaler Reisender seinen Namen der Statue des Memnon ein. Er begeistert sich an den Denkmälern geschichtlich berühmter Städte in Hellas und Asien. Er stellt ihre Tempel wieder her. Er besucht die Gräber der Heroen in Ilium, des Pompejus in Pelusium, des Miltiades und Epaminondas und selbst des Alkibiades in Melissa. Er läßt in Trapezunt seine Bildsäule aufstellen an dem Ort, wo Xenophon und der Rest der Zehntausend wieder das Meer erreicht hatten. Er nimmt die Mysterienweihen in Eleusis. Er beobachtet mit seiner Ironie die Sitten und Religionen der Völker, und er disputirt über grammatische und philosophische Fragen mit den Gelehrten Athens, Smyrnas und Alexandriens. Aber derselbe Reisende mustert zugleich mit dem Blicke des römischen Feldherrn die Legionen an den Gränzen des Reichs; er baut riesige Wälle und Festungen und stellt die gelockerte Disciplin der Truppen her.

Dio hat sogar die Reisezwecke Hadrians ganz einseitig nur vom militärischen Gesichtspunkt aufgefaßt, indem er sagt: »Der Kaiser reiste von einer Provinz zur andern, besichtigte die Länder und Städte, die Burgen und Festungen, von denen er diese an einen passenderen Ort verlegte, jene ganz eingehen ließ, andre verstärkte. Ueberhaupt richtete er seine Sorge nicht nur auf das Heerwesen im Allgemeinen, auf Waffen, Maschinen, Gräben, Mauern und Schanzen, sondern auf die Verhältnisse auch im Kleinen und auf den Charakter jedes Soldaten und Officiers. Er verbesserte die verweichlichten Sitten, er übte das Kriegsvolk in allerhand Kampfart, hier lobend, dort tadelnd, und alle lehrte er ihre Pflicht.Dio 69, 9.

Seine Sorge in diesem Sinne bekunden noch Tagesbefehle und Münzen mit der Legende Exercitus und Disciplina während solche des kriegerischen Trajan nicht bekannt sind. Der militärische Organismus des Reichs war freilich die erste Bedingung seines Bestehens, und gerade weil Hadrian keine Kriege führen wollte, sicherte er den Frieden durch die sorgfältige Ausbildung der römischen Waffenmacht.Hadrian überkam von Trajan 30 Legionen. Er verlor davon in Britannien die Leg. IX, und in Judäa die Leg. XXII Dejotariana. Pfitzner, Gesch. d. röm. Kaiserlegionen, 1881, S. 94 f. Bestand der 28 Legionen S. 97. Er hat an vielen Gränzen die Lager der Legionen besichtigt und um das römische Gebiet an den bedrohtesten Stellen feste Linien gezogen, die Cultur gegen den Andrang der Barbarenvölker zu schützen. Rom war vor diesen nie sicherer gewesen, als während der friedlichen Regierung Hadrians. Er verbesserte die militärischen Einrichtungen, und was er angeordnet hatte, dauerte bis in die Zeit Constantins fort.

Aber es sind auch alle andern Zweige der Verwaltung, welche der Kaiser in den Provinzen untersucht. Er macht die Allgegenwart des Fürsten zu einem neuen Princip der Monarchie, als deren erster Beamter er gelten will. Die Disciplina Augusti wird unter ihm ein Regierungsbegriff, welcher nicht allein auf das Heer Anwendung findet. Sie bedeutet die römische Cultur in feste Formen geprägt durch die Gesetze der Monarchie und die Praxis einer weisen Verwaltung. Wenn diese Disciplin fällt, wird auch Rom fallen.

Ueberall schlägt Hadrian als Richter sein Tribunal auf; er bestraft schlechte Verwalter und Statthalter mit Strenge. Täuschungen gibt es für sein scharfes Auge nicht. Man hat ihm niemals das Glück seiner Untertanen in gemalten Coulissen dargestellt. Er ordnet die Finanzen der Provinzen, er gibt Verfassungen den Städten und gründet Colonien; er baut Straßen und Häfen, er fördert die Künste und Wissenschaften, wie den Handel und den Ackerbau. Die persönlichen Neigungen des Menschen vereinigten sich in ihm mit den ernsten Pflichten des Herrschers, um aus ihm jenen großen Wandrer im Kaiserpurpur zu machen, welchen Mit- und Nachwelt bewundert haben.

Den Satirikern Roms, die den weibischen Luxus vornehmer Reisender zu verspotten Gelegenheit hatten, bot Hadrian keinen Stoff dazu dar, eher konnte seine spartanische Einfachheit zu Sarkasmen herausfordern.Verse des Florus: Ego nolo Caesar esse, ambulare per Britannos etc. Er reiste ohne jeden Aufwand, mit wenigem Gefolge.Dio 69, 10. Auf seinen Märschen setzte er sich den Mühsalen jedes Himmelsstriches aus, stets unbedeckten Hauptes, zu Pferde, zu Fuß; niemals hat er einen Wagen gebraucht. Oft wanderte er meilenweit, gewaffnet, wie ein römischer Infanterist, seinem Gefolge voraus, um wie Trajan den Soldaten ein Beispiel zu geben. Er teilte im Lager ihre Kost. Ein römischer Geschichtschreiber hat von ihm zu sagen gewagt, er habe alle Provinzen des Orbis Romanus zu Fuß durchschritten.Aurel. Victor, Epit. 14. Eutrop. VIII, 7.

Die Freunde eines römischen Kaisers, welche man seine Begleiter (comites) zu nennen pflegte, haben diesen Namen niemals besser verdient, als unter ihm. Einige solcher werden als seine Reisegefährten sichtbar, wie Antinous und Verus.Ein T. Caesernius, comes in oriente Hadrians bei Renier, Inscr. rom. de l'Algérie, n. 1817. Auf dem Nil hat ihn auch seine Gemalin Sabina mit ihrem Hof begleitet. Mit sich führte er seine Secretäre, vielleicht auch einmal den Geschichtschreiber Sueton. Statt der Soldatencohorten (nur eine geringe Zahl von Prätorianern führte er mit sich) begleiteten ihn Schaaren von Ingenieuren und Handwerkern, die er bei seinen Bauten verwendete.

Die Provinzen behandelte er mit gleicher Liebe wie Rom, er zeichnete sogar Athen, die Hauptstadt des Geistes, vor der Hauptstadt der Macht aus. Er brandschatzte nirgends die von ihm bereisten Länder, wie ehedem Nero und sein raubgieriges Gefolge Hellas gebrandschatzt hatten. Er betrat die Länder des Reichs anspruchlos, wie ein vornehmer Privatmann, und verließ sie als kaiserlicher Wolthäter. Welches beseligende Gefühl mußte es für ihn sein, die Huldigungen altberühmter Städte zu empfangen und sie zugleich zu verdienen. Wie Homer vom Odysseus, so konnte Hadrian von sich selber rühmen, daß er viele Städte der Menschen und ihre Sitten kennen gelernt habe. Dio sagte von ihm: er hat so viel Städte gesehen, wie kein anderer Herrscher, und allen war er hilfreich, er schenkte ihnen Wasserleitungen und Häfen, Getreide und Geld und Bauten und vielerlei Ehren.Dio 69, 5.

In unserer Zeit der Dampfschiffe und Dampfwagen bietet der Reisende Hadrian, welcher »mit ungeheurer Mühe«, doch furchtlos die unwegsamsten Teile der Welt durchzieht, einen befremdenden Anblick dar. Könige der Gegenwart können diesen Kaiser Roms beneiden, und wenn es noch eines Beweises mehr dafür bedarf, daß jenes Zeitalter zu den glücklichsten der Menschheit gehört hat, so hat ihn wenigstens für Herrscher der große Wanderer Hadrian geliefert.

Er hat ohne Zweifel Aufzeichnungen von seinen Erlebnissen und Anschauungen gemacht und sie später zu seinen Memoiren benutzt. Sie sind leider verloren gegangen; nur ein Brief Hadrians aus Aegypten an seinen Schwager Servianus hat sich erhalten, und dieser zeigt wie scharf der Reisende beobachtet hat. Seine Ansicht von der Welt und den Menschen würde für uns lehrreicher sein, als eine ganze deklamatorische Literatur der Sophisten jener Zeit. Da nun die Reisen Hadrians fast die größeste Summe seiner Thätigkeit als Herrscher in sich schließen, so ist der Verlust sicherer Daten über sie beklagenswert. Die Angaben Spartians und die Auszüge des Xiphilinus aus Dio Cassius bieten nur ein Gemenge verwirrter Notizen dar, und diese Lücke kann nicht durch solche Urkunden hinreichend ausgefüllt werden, welche sich auf die Reisen des Kaisers beziehen und uns überliefert sind. Diese Urkunden sind Inschriften aus Städten und Provinzen, und vor allem zahlreiche Münzen, welche zum Andenken seines Besuches und Aufenthalts in ihnen geprägt worden sind.

Unter den Münzen gibt es solche, die keine örtliche Beziehung haben, sondern nur dem Kaiser den Wunsch glücklicher Fahrt mit auf den Weg geben. Sie stellen ein segelndes Schiff dar; Hadrian sitzt auf ihm, eine Götterfigur begleitet ihn:, Delphine und Meerwesen umspielen das Schiff; auf dem Segel steht geschrieben »Glück dem Augustus«.Felicitati Aug. Cohen II², n. 655 f. Die Münzen in Gold, Silber und Kupfer aus 25 Provinzen bilden eine unschätzbare Sammlung örtlicher Denkmäler, die in dieser Weise geschichtlich nicht mehr wiederholt worden ist. Ihre zahlreichsten Klassen sind diejenigen, welche die Ankunft (adventus) des Kaisers in einer Provinz verewigen, und solche, die ihn als Wiedersteller (restitutor) eines Landes oder einer Stadt verherrlichen.Adventui Aug. Alexandriae, Asiae, Britanniae, Hispaniae, Judaeae etc. – Restitutori Achajae, Africae, Galliae etc. – Vaillant, Numismata I, 60 f. und passim in den Münzwerken. Die Classification der Reisemünzen nach Eckhel VI, 475 f. bei Greppo, Mémoire sur les voyages de 1'Emp. Hadrien, c. 2. Es ist merkwürdig, daß hier auch Italien keine Ausnahme macht, sondern den andern Provinzen völlig gleichsteht.Adventui Aug. Italiae, auch blos Ad. Aug. S. C. – Fortunae Reduci; Italia Felix (mit Füllhorn und Lanze); Restitutori Italiae.

Die Adventsmünzen stellen auf dem Revers in der Regel den Kaiser dar vor einer Frauengestalt, welche den Genius der Provinz bedeutet; dieselbe opfert an einem Altar, oder sie reicht dem Kaiser die Hand. Bisweilen vertritt den Genius eine Landesgottheit, so Isis und Serapis in Alexandria.Cohen II². 585. Auch Rom hatte mehrfach Gelegenheit, die Rückkehr Hadrians zu verzeichnen. Aber auf den Münzen, welche sich auf ein solches Ereigniß beziehen, fehlt stets der Name Roma; der Genius der Stadt ist abgebildet sitzend auf einer Waffenrüstung und dem Kaiser die Hand reichend, oder Hadrian sitzt zu Pferde, von zwei Kriegern gefolgt, während die behelmte Roma ihm einen Zweig darbietet; dahinter die sieben Hügel, und unten der Tibergott.Adventui Aug. P. M. P. P. Vaillant III, 115. Cohen II², n. 63. 64.

Auf den Restitutionsmünzen sieht man Hadrian aufrecht stehend, im Begriffe ein vor ihm knieendes Weib vom Boden zu erheben.So Achaja, Cohen II², n. 445. Judaea n. 547, obwol die Bezeichnung Restitutori hier fehlt. Eckhel VI, 446. So überaus zahlreich sind die Restitutionen dieses Kaisers gewesen, daß man sie in Münzen zusammengefaßt hat, die ihn im Allgemeinen als »Wiederhersteller oder als Heiland der Welt« bezeichnen; eine Vorstellung, welche als großartiger Ausdruck des römischen Weltbewußtseins erscheinen könnte, wenn sie nicht zugleich das Zeugniß knechtischer Schmeichelei der Völker gegen ihren Despoten gewesen wäre. Denn schon Nero hatte sich auf Münzen Heiland der Welt nennen lassen.Eckhel VI, 278: τω̃ σωτη̃ρι τη̃ς οικουμένης. So gibt es auch eine Münze des Augustus mit Salus generis humani, Eckhel II, S. 108. Die Erde wird als ein erhabenes Weib dargestellt, die Mauerkrone auf dem Haupt, auf den Knieen die Weltkugel haltend; der Kaiser hebt dies unterwürfige Weib empor.Restitutori Orbis Terrar. Cohen II, n. 1285. Seitenstück dazu Tellus Stabilita n. 1425. 1429. Die Erde mit Füllhorn, vor ihr der Globus und 4 Kinder, die Jahreszeiten. Aehnlich die Münze Temporam Felicitas. Aehnlichen Sinn hat eine Münze mit der schönen Legende »Goldenes Zeitalter«; ein halbnackter Genius steht in einem Kreise, welchen er mit der Rechten berührt, während er in der Linken die Weltkugel hält, und auf ihr sitzt der Vogel Phönix.Saec. Aur. P. M. Trib. P. Cos. III. Vaillant II, 148. Diese ausgezeichnete Münze kann immerhin lehren, daß jenes hadrianische Zeitalter sich seines Glückes unter den Segnungen des Friedens bewußt war. So sind auch die Münzen, welche die Freigebigkeit Hadrians bezeichnen, großartig verallgemeinert in einer, die ihn den »Bereicherer der Welt« nennt.Locupletatori Orbis Terr. Cohen II, n. 950.

Wie viele Orte der Kaiser besucht und mit Wolthaten beglückt hat, lehren die ihm zu Ehren geprägten Städtemünzen, wenn sie auch nur selten bestimmte Thatsachen erkennen lassen.Zusammengestellt von Vaillant, Numismata alia Imperator. – in coloniis, municipiis – Hadrianus, S. 153 f. Dazu kommt die Reihe solcher, die sich auf die Musterung der Truppen in einzelnen Provinzen beziehen; der Kaiser sitzt vor Kriegern zu Roß, oder er redet sie von einer Bühne herab an.Exercitus, mit dem Zusatz der Provinz. Disciplina Aug. und Decursio. Eckhel VI, 500 f. Cohen II, n. 563 f., 589 f.

Nun aber ergibt sich für die chronologische Benutzung der hadrianischen Münzen im Allgemeinen der Uebelstand, daß sie nicht dem Jahre angehören, in welchem der Kaiser die betreffenden Provinzen besucht hat; sie sind vielmehr meist später, und sogar in Rom vom Senat geprägt worden. Außerdem fehlt ihnen fast immer die Iterationszahl der tribunicischen Gewalt: sie sind nur mit dem dritten Consulat des Kaisers (im Jahre 119) gezeichnet, und weil Hadrian nach diesem keinen andern mehr geführt hat, so geht der dritte Consulat bis zu seinem Tode fort, und die Zeitbestimmung wird dadurch unmöglich.

Die Reisen Hadrians lassen sich daher nur epochenweise und selten für einzelne Jahre chronologisch feststellen. Alle Versuche, dies mit Hilfe von Urkunden und der sparsamen historischen Nachrichten zu thun, sind seit Scaliger und Pagi, seit Tillemont und Eckhel bis auf unsre Gegenwart ohne befriedigenden Erfolg geblieben.Die Reisen Hadrians haben besonders behandelt J. M. Flemmer, Comment. de itinerib. et reb. gestis Hadriani Imp. Havniae 1836; J. G. H. Greppo, Mémoire sur les voyages de l'Emp. Hadrien, Paris 1842, endlich J. Dürr, Die Reisen des Kaisers Hadrian, Abhandl. des Arch.-Epigr. Seminars der Univ. Wien, 1881. Diese Monographie ist aus dem in den letzten Decennien so stark erweiterten Urkundenmaterial sorgsam hergestellt, und deshalb eine schätzbare Bereicherung dieses speciellen Forschungsgebietes. Hoffentlich ist sie der Vorläufer einer ausführlichen Arbeit über die Reichsverhältnisse unter der Regierung Hadrians.


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