Sagen aus Bayern
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Schloß Leuchtenberg in der bayerischen Oberpfalz

König Heinrich der Vogler befand sich einst mit seiner Tochter Jutta und einigen seiner Hofjäger auf der Hirschjagd. Die Prinzessin sprengte auf ihrem flinken Rosse einem flüchtigen Reh nach und kam im Eifer der Verfolgung von der Jagdgesellschaft ab. Tage, Monate, Jahre vergingen. Alles Suchen nach der Prinzessin war vergeblich.

Als der königliche Vater nach Jahren wieder jagend durch den Wald streifte, in dem er einst seine Tochter verloren hatte, und es schon Abend geworden war, leuchtete ihm auf einmal mitten im Wald ein Licht entgegen. Er ging drauf zu und sah, daß es aus einer Burg kam. Der König bat um Einlaß. Welche Freude überraschte ihn da! Seine Tochter Jutta war Burgherrin und mit dem Ritter Gebhard glücklich verheiratet. Zum Andenken an dieses freudige Erlebnis hieß man die Burg von nun an »Leuchtenberg.«

Doch nicht alle Burgfrauen auf Leuchtenberg waren so glücklich wie Prinzessin Jutta. Die Frau eines späteren Burggrafen war von einer fast krankhaften Neugierde geplagt. Der Burggraf drohte ihr mit dem Tode, wenn er sie wieder auf frevelhaftem Fürwitz ertappe. Um sie auf die Probe zu stellen, kleidete er sich als Bote und brachte einen Brief an den Schloßherrn mit dem Vermerk, er dürfe nur vom Grafen persönlich geöffnet werden. Doch die Neugierde der Schloßfrau war stärker als die Angst vor der Drohung. In Gegenwart des Boten erbrach sie das Siegel und öffnete den Brief. Sie wurde dafür zur Strafe des »Igelsitzens« verurteilt. Nach ihrem Tode befahl der Burgherr, ein Steinbild anzufertigen, das eine auf einem Igel sitzende Frau darstellt. Drunter ließ er die Inschrift anbringen:

Das macht mein Fürwitz, Daß ich auf dem Igel sitz.

Dieses Bild wurde den Besuchern der Burg Leuchtenberg noch lange gezeigt.

 


 


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