Sagen aus Bayern
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Die versunkene Kutsche

Bei Gössenheim fließt die Wern durch ein breites Wiesental. Dort gibt es eine Quelle, die aus großer Tiefe nach oben steigt und in das sogenannte »Bodenlose Loch« mündet. Immer wieder mahnen die älteren Leute die noch unerfahrenen Kinder und sagen: »Geht ja nicht zu nah an das Loch, dort wohnt eine böse Wasserjungfrau, die zieht euch mit sich hinab. Dann müßt ihr ihre goldenen Haare kämmen, und sie läßt euch hernach nie wieder frei. «

Eines Tages fuhr ein Hochzeitspaar nach festlicher Trauung und fröhlichem Hochzeitsmahl von Karlstadt heim nach Gössenheim. Die Jungvermählten saßen in einer goldenen Kutsche. Es war stockfinstere Nacht, als die Brautleute über die Eußenheimer Höhe kamen. Man konnte kaum die eigene Hand vor dem Gesicht sehen. Da verirrte sich der Kutscher und gelangte ins Werntal. Hier kam er vom Weg ab, näherte sich der Quelle und versank mitsamt dem Hochzeitswagen im »Bodenlosen Loch«. Kein Mensch hat die Kutsche jemals wieder gesehen, auch die Brautleute blieben verschwunden. Nur Sonntagskinder sehen bisweilen in der Karfreitagsnacht eine goldene Deichselspitze aus dem Quellwasser am »Bodenlosen Loch« ragen.

 


 


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