Sagen aus Bayern
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Die Wetterhexe

An einem schwülen Sommertage kam ein Gewitter gezogen; trotz allen Läutens mit sämtlichen Glocken und immerwährenden Betens blieb das Gewitter über Neuern auf einem Platze stehen, und es blitzte und donnerte fürchterlich. Dazumal hatten die Neuerner einen recht frommen Pfarrer; der ging mit der Monstranz hinaus und gab den Segen zum Gewitter hinauf; es war alles vergebens; er nahm dann eine gläserne hochgeweihte Kugel, lud sie in sein Gewehr und schoß sie ins Gewitter. Da ließ sich eine weibliche Gestalt sanft zur Erde nieder. Er nahm sie mit sich in die Pfarrei und verhörte sie. Das Weib gab ihm zur Antwort, es habe schon öfter mit Gewittern hier durchziehen wollen und jedesmal habe sie heftiges Hundegebell daran verhindert. Das Hundegebell war aber der Glockenschall. Der Pfarrer übergab sie als Hexe dem Gerichte. Sie wurde zum Feuertode verurteilt. Als der Scheiterhaufen fertig war und sie bereits darauf stand, erbat sie sich als Gnade noch einen Knäuel Zwirn; als das Holz unter ihr zu brennen anfing, wickelte sie das Ende des Zwirnsfadens um einen Finger der linken Hand und mit der rechten Hand warf sie den Knäuel mit einem Schrei in die Höhe und fuhr blitzschnell dem Knäuel nach in die Luft und das Holz verbrannte umsonst. Der Teufel hatte sie am Faden fortgezogen.

 


 


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