Sagen aus Bayern
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Die Riesenpflüge

In uralter Zeit war der Main überall in mehrere Arme geteilt. So floß ein Arm da vorbei, wo jetzt Aschaffenburg steht, und ein anderer ging oberhalb Nilkheim ab und vereinigte sich unterhalb Leider wieder mit dem erstern. Bei Dettingen teilte sich der Fluß gar in drei Teile; der eine floß links an Kleinwelzheim vorbei, der zweite in dem jetzigen Mainbette, so daß Kleinwelzheim auf einer Insel gestanden wäre, und der dritte ergoß sich über die Pfaffenwiesen am Häuseracker-Hof vorbei. Der letzte war der stärkste, worauf die Schiffe notdürftig fortkommen konnten; der Weg von dem nun ausgetrockneten Hümmelsee nach Großwelzheim heißt deshalb noch heutzutage der Schiffsweg.

Damals war das ganze Maintal mit Sümpfen bedeckt und der Landwirtschaft unzugänglich; nur der Ur, dessen Hörner noch hie und da aufgefunden werden, hauste in den Weiden- und Erlenwäldern, die an den Ufern und auf den Inseln des Maines wucherten. Die Höhen des Maintals waren von riesenhaften Männern bewohnt. Um den großen Teils guten Boden des Maintals dem Ackerbau zu gewinnen und eine ordentliche Schiffahrt möglich zu machen, unternahmen es diese Männer, ein einziges Flußbett herzustellen. Zu diesem Ende lockerten sie den Grund in dem einen Arme mit Riesenpflügen tief auf, und der Strom ergoß sich nun in den einen und die übrigen legten sich allmählich trocken; aber die alten Flußbetten sind noch heute sichtbar.

Von den Pflügen wurden zum ewigen Gedächtnis eine Schar und eine Segge aufbewahrt; sie hängen in dem Hofe des Schlosses zu Aschaffenburg.

 


 


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