Sagen aus Bayern
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Der Bürgermeisters-Fuchs

In Schweinheim war einmal ein Bürgermeister, der hatte rote Haare, wie der, den man Ischarioth nennt, und war auch nicht viel besser. Den Herrn hatte er zwar nicht verraten, aber desto mehr die Gemeinde, und mancher Taler, der in den Gemeindesäckel hätte kommen sollen, hatte den Weg in seinen eigenen gefunden. Die Leute, wenn sie von dem Bürgermeister sprachen, sagten nur: »der Fuchs«, und sie nannten ihn so nicht bloß der roten Haare wegen. Endlich starb er. Nach ihm kam ein anderer Bürgermeister, aber wie das Sprichwort sagt: es kommt selten was Besseres nach, und der neue Bürgermeister war noch schlimmer, als der alte. Eines Tages, es war schon tief in der Nacht, saß der neue Bürgermeister mit dem Schulzen auf dem Rathaus und pflog mit ihm Rats, wie sie der Gemeinde ein X für ein U machen könnten. Da springt mit einem Male die Stubentür weit auf, und herein tritt ein großer Fuchs mit einem langen Schwanz. Er schaut den Bürgermeister und den Schulzen, denen der Angstschweiß ausbricht, eine Weile starr an, dann spricht er mit einer Stimme nicht wie ein Fuchs, sondern wie ein Bär: »Zur Strafe meiner Diebereien muß ich jetzt, wie ihr mich seht, herumwandern. Wenn ihr so fortfahrt, so geht's euch auch so, Bessert euch – bessert euch!« Und fort war er.

Der Bürgermeister und der Schulz ließen sichs nicht umsonst gesagt sein, und gingen etwas in sich, aber der große Fuchs soll sich doch von Zeit zu Zeit wieder haben sehen lassen. – Weil nun dieser Fuchs ein Leben ohne Ende hat, so pflegt der Jäger, wenn bei einem Treibjagen ein Fuchs die Schützenlinie hinaufläuft und überall hübsch gefehlt wird, zu sagen: »Das muß der Bürgermeisters-Fuchs sein! «

 


 


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