Sagen aus Bayern
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Burg Hohenbogen

Das Volk erzählt, die Ritter von Lichtenegg und vom Hohenbogen seien lange Jahre gegen einander in Fehde gewesen. Endlich stellte sich der Lichtenegger an, als sei er des Haders müde, und wußte durch gleißnerische Botschaften seinen Gegner und dessen Söhne dahin zu bringen, daß sie zu einem Sühnversuche auf seinem Schlosse einritten. Hier bewirtete er sie aufs köstlichste, aber während sie, keines Argen sich versehend, dem Weine ihres falschen Gastwirtes wacker zusprachen, ließ dieser verräterischer Weise durch seine Leute die ihrer besten Verteidiger beraubte Burg Hohenbogen ersteigen und in Brand stecken. Als die Flammen turmhoch aufloderten, führte er seine Gäste schadenfroh ans Fenster und warf dann die hinterlistig Getäuschten in das Burgverlies.

Nach einer andern Sage schreitet allnächtlich zur Geisterstunde das Burgfräulein in weißem Sterbekleide aus dem verfallenen Tore hervor, steigt in den Graben hinab und läßt sich auf einer bemoosten Steinplatte am Fuße des Turmes nieder. Dort sitzt sie, bis der Hahn kräht, und kämmt mit einem funkelnden Goldkamm ihr langes schwarzes Haar. Als sie noch leiblich auf Erden weilte, knüpfte die Ärmste ohne Wissen der Ihrigen mit dem böhmischen Ritter Wranko, einem Hussiten, zarte Bande an. Darüber traf sie der Fluch der strenggläubigen Eltern, und sie stürzte sich im Wahnsinne vom Turme herab.

Eine dritte Sage weiß von einem Schatze zu berichten, der lange Jahrhunderte im Burgkeller vergraben lag und von einem großen schwarzen Hunde mit feurigen Augen bewacht wurde. Ihn erhoben die Jesuiten von Klattau in Böhmen, indem sie den Teufel bannten und ihn zwangen, die Geldtruhe auf einer Schleife bis in ihr Kloster zu ziehen. Ja, die Jesuiten! Was vermögen die nicht alles?

 


 


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