Sagen aus Bayern
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Das Spatzenbild

Eines Tages ging ein Bauer von Hessenthal aus der Stadt nach Hause und nahm seinen Weg über die hohe Wart. Er hatte den Weg schon oft gemacht, achtete deshalb nicht darauf und ging in seinen Gedanken hin. Auf einmal hört er in der Luft ein fürchterliches Geschrei, blickt auf und sieht zwei Raben in einem verzweifelten Kampfe miteinander. Sie steigen auf und sinken nieder, lassen sich aber nicht aus und zerfleischen sich mit ihren starken Schnäbeln. Der Bauer bleibt stehen und will abwarten, was aus der Geschichte wird. Es dauert nicht lange, so wird der Kampf immer schwächer, und der eine Rabe fällt unfern von dem Bauer tot zur Erde und gleich darauf auch der andere. Der Bauer will sich die toten Raben besehen, die nur ein Paar Schritte von ihm auf der Heide liegen müssen: sie sind aber beide verschwunden. Da fällt dem Bauer ein, daß er an der Stelle ist, wo sich vor vielen Jahren zwei Männer in der Hitze des Streites erschlugen; dahingeschieden in ihren Sünden ohne Reue und Buße mochten sie keine Ruhe im Grabe gefunden haben. Der Bauer ließ zu dessen Gedächtnis und daß die Wanderer ein frommes Gebet für die Erschlagenen beten möchten, einen Bildstock dorthin setzen, welcher die Aufschrift hat:

HANS H
ENRICH S
PATZ
VON HE
SLENDA
HL 1745.

Das Spatzenbild steht an dem Wege von Dörmersbach in die hohe Wart unfern der letztern.

 


 


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