Sagen aus Bayern
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Im Backofen

Wenn man zwischen dem Erbig und dem Erbsenraine, zweien Bergen in der Nähe von Schweinheim, hinausgeht, kommt man in eine tellerförmige Vertiefung, welche jetzt »im Backofen« heißt.

Dort wohnte vor vielen Jahren ein Bäcker, der war kein ehrlicher Mann. In der teuern Zeit mischte er Sand unter das Mehl und betrog auch sonst die Leute, wo er konnte. Er ward reich, aber unrecht Gut gedeiht nicht. Als die Schweden kamen, ward sein Haus verbrannt, er verlor seine ganze Habe und starb als ein Bettler.

Viele Jahre vergingen, es dachte kein Mensch mehr an den bösen Bäcker. Da fuhr einmal ein Mann hinaus in das Feld, um seinen Acker zu zackern, der gerade an den Platz stieß, wo das Bäckershaus gestanden hatte. Der Mann war guten Muts und pfiff und sang. Wie er im besten Pflügen ist, hört er ein eifriges Schaffen und eine Stimme, die ruft: »Misch' das Brot, Frau, daß wir bald einschießen können« – und ähnliche Reden. Der Mann bleibt stehen und hört dem Treiben eine Weile zu, fürchtet sich aber nicht; er pflügt den Acker hinauf und hinunter, und als er wieder hinkommt, wo sich die Stimme hören läßt, ruft er fröhlich: »Na, backt mir auch einen schönen Kuchen! « Es ist freilich nur sein Spaß und er denkt nichts Arges dabei; als er aber mit seinem Pfluge wieder herunterkommt, liegt am Ende der Furche ein schöner Kuchen.

Jetzt wirds dem Mann doch unheimlich. Er fährt mit seinem Pfluge heim, nimmt aber unwillkürlich den Kuchen mit. Daheim erzählt er seiner Frau die Geschichte; es wird ihr ganz gruselig, allein der Kuchen riecht gar so gut und sie kann sich nicht enthalten, davon zu essen, und der Mann ißt mit. – Nach drei Tagen waren beide tot.

 


 


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