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Von Montgomery.
In Jahren, die schon längst vorbei,
Lebt' einst ein Mensch – und wer war er?
Wie auch dein Loos gefallen sei,
Der Mensch glich dir, du Sterblicher.
Man weiß nicht, wo er ward geboren,
Und wo er starb, ist unbekannt.
Sein Name ging schon längst verloren; –
Nur diese Wahrheit hat Bestand:
Daß Freude – Hoffnung – Kummer – Sehnen
Im Wechsel seine Brust besiegt;
Daß Lust und Weh ihm, Lächeln, Thränen, –
Das Andre längst vergessen liegt.
Der Pulse Schwung – die Kraft gebunden,
Des Geistes Steigen und sein Fallen,
Wir wissen, daß er das empfunden,
Weil es empfunden ward von Allen.
Er litt – vorbei ist nun sein Leiden,
Vorbei ist, was ihm Freude bot,
Es mußten seine Freunde scheiden,
Sie sind, wie seine Feinde, todt.
Er liebte – doch der Tod entrückte
Die Holde – auch sie sank hinab,
Die Schönheit, die ihn so entzückte,
Verschonte nicht das Grab.
Sein Auge hat wie dein's gelesen,
Sein Herz erlitt wie deines Pein;
Er war, was immer du gewesen,
Er ist, was du wirst sein.
Die Jahreszeiten, Tag und Nacht,
Und Sonne, Mond, der Sterne Heer,
Was Licht und Leben einst gebracht,
Das ist für ihn nicht mehr.
Die Wolken und der Sonne Licht,
Die ihn beschattet und erhellt,
Sie flohn und ließen Spuren nicht
Zurück auf dieser Welt.
Willst gleich du die Geschichte fragen,
Die Trümmer, seit die Welt begann,
Sie können nichts mehr von ihm sagen,
Als nur –
Einst lebt' ein Mann! –
O. L. B. Wolff.
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