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Des Negers Gebet.

Frei nach Thelwall.

Der du herrschest im tobenden Donner, im Sturm;
Der du rauschest in Wirbeln dahin;
Der du hörest den Menschen, den kriechenden Wurm,
Allvater! mit gütigem Sinn.
Der den Weißen du schufst, wie den Schwarzen, o Herr!
Mit liebend barmherziger Hand;
Gieb Africa's Sohne die Freiheit und laut
Laß es schallen durch jegliches Land. –

Als der Weiße mich riß von dem liebenden Weib
Aus der Kinderumarmungen fort;
Als er geißelt mit schrecklichen Hieben den Leib
Deines Sohns in unwirthlichem Ort;
Wenn du da mich gehört und es schlug an dein Ohr
Des leidenden Schwarzen Geschrei;
So tritt aus der blitzenden Wolke hervor
Und rufe »der Neger sei frei!«

Wenn du da mich gesehn, als im Raume ich tief
Gesperrt war zu schändlichem Ziel;
Als des Tages ich jammert, in Nächten nicht schlief,
Und die Thräne dem Auge entfiel;
Wenn die eiserne klirrende Fessel du sahst
Habsüchtiger Tyrannei,
So sprich, der du Alle mit Liebe umfahst,
O Vater! – »der Sclave sei frei!«

Wenn du hier mich erblickt unter drückender Last,
In der Hitze des Tages, mein Gott;
Und du sahst, wie der Weiße den Sonnensohn haßt,
Ihn peinigt mit quälendem Spott;
Und es hat mich erschaffen dein väterlich Herz,
Und du stehest mir fürder noch bei;
Dann erbarme dich mein im unendlichen Schmerz
Und mach, o Allherrscher! mich frei.

O. L. B. Wolff.

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