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An Inez.

Von Byron.

Nicht lächle meinem trüben Blick,
Ach! wiederlächeln kann ich nicht,
Mag nie mit Thränen das Geschick
Vergebens trüben dein Gesicht.

Und fragst du, welch geheimer Schmerz
Mir alle Lust und Jugend raubt,
So prüfst du nur umsonst dies Herz,
Das nie an Schmeichelei geglaubt.

Nicht Haß, nicht Lieb' ist's, bang verhüllt,
Noch auch getäuschter Ehrsucht Pein,
Was so mit Ekel mich erfüllt,
Was früher ich geliebt allein.

Es ist ein steter Ueberdruß,
Der sich in alle Dinge flicht,
Nicht Schönheit macht mir mehr Genuß,
Und selbst dein Auge reizt mich nicht.

Es ist das ruhelose Graun,
Des ew'gen Juden schwerer Bann,
Der über's Grab nicht wagt zu schaun,
Und doch sonst nirgends rasten kann.

Kann, wer verbannt ist, sich entfliehn? –
Und geh' ich in die Welt hinein,
Wird mit mir Gift des Lebens ziehn,
Der Dämon – der Gedanke sein.

Mich schreckt, was Andre noch entzückt,
Die Lust und des Genusses Braus;
O daß sie stets ihr Traum beglückt,
Sie nicht, wie ich, erwachen draus!

Die Flüche der Erinn'rung ziehn
Mit mir auf jedem Schritt und Tritt,
Und nur der Trost ist mir verliehn,
Daß ich das Schlimmste längst erlitt.

Was ist dies Schlimmste? – Frage nicht,
Aus Mitleid stell' dein Forschen ein;
O lächle stets, doch wage nicht,
Dies Herz zu sehn voll Höllenpein.

A. Böttger.

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