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Abschied von England.

Von Byron.

Leb' wohl, o Heimat, lebe wohl,
Das Meer hüllt dich mir ein,
Der Nachtwind seufzt, die See geht hohl,
Und wilde Möven schrein.
Die Sonne sinkt ins Meer und wir,
Wir folgen ihrer Pracht,
Ihr dieses Lebewohl und dir
O Heimat – gute Nacht.

Nur wenig kurze Stunden noch,
So glänzt das Morgenlicht,
Ich grüße Meer und Himmel – doch
Dich Mutter Erde nicht,
Verlassen liegt mein Gut und Land,
Oed' blickt der Herd empor,
Es wuchert Unkraut an der Wand,
Der Hund umheult das Thor.

»Komm her! mein Knab' aus edlem Blut,
Was weinst und klagst du Kind?
Schreckt dich der Wogen grimme Wut,
Bebst du vor Sturm und Wind?
Die Thrän' im Auge wird besiegt,
Dies Schiff ist schnell und dicht,
Ach! unser kühnster Falke fliegt
Gewiß so fröhlich nicht.« –

»»Heul' auch der Wind, braus' auch die Flut,
Nicht fürcht' ich Flut noch Wind,
Doch staunt nicht, daß ich trotz dem Muth
Ein tiefbetrübtes Kind.
Vom Vater mußt ich voller Pein,
Von lieber Mutter gehn,
Hab' keinen Freund, als die allein
Und euch – und droben Den!

»»Der Vater klagt nicht sehr um mich,
Wünscht Segen mir und Glück,
Doch ach! die Mutter kümmert sich,
Kehr' ich ihr nicht zurück.««
»Halt' ein, halt' ein in deinem Schmerz,
Die Thräne steht dir gut;
Hätt' ich dein unschuldvolles Herz,
Wüßt' ich, was Weinen thut.

»Komm her, mein braver Diener, komm,
Was bist du so erbleicht?
Macht dich der fränk'sche Feind so fromm,
Schreckt dich der Wind so leicht?« –
»»Meint ihr, ich zittre für den Leib?
So schwach, Herr, bin ich nicht,
Doch denken an ein fernes Weib
Bleicht oft der Wange Licht.

»»Wo an dein Schloß die Woge treibt,
Wohnt mir ein Weib, das klagt,
Und fragt das Kind: wo Vater bleibt,
Weiß nicht, was sie da sagt.««
Halt' ein, halt' ein, du treues Blut,
Viel Schmerz ward dir verliehn,
Doch ich, der ich von leichterm Muth,
Will lachend weiter ziehn.

Wer traut dem Leid der Buhlerin,
Dem Seufzer einer Frau?
Das Auge, wo jetzt Thränen drin,
Wird bald verklärt und blau.
Nicht klag' ich, daß mir Lust gebricht,
Und mich Gefahr umspann,
Mein größter Gram ist, daß ich nicht
Um Etwas weinen kann.

Jetzt bin ich in der Welt allein
Auf weiter, weiter See,
Was mach' ich mir um Andre Pein,
Ward mir ein Seufzer je?
Mein Hund nur heult um mich vielleicht,
Bis fremde Hand ihn nährt,
Daß einst, wenn meine Hand ihn streicht,
Er beißend nach ihr fährt.

Mit dir mein Schifflein flink und frei
Theil' ich nun Noth und Glück,
Trag' mich, in welches Land es sei,
Nur nicht in meins zurück.
Willkommen, blaue Wogen, ihr!
Und ist die Fahrt vollbracht,
Willkommen Wüst' und Höhlen mir –
O Heimat gute Nacht!

A. Böttger.

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