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Die einsame Schnitterin.

Von W. Wordsworth.

O siehe die Hochländerin
Allein im Aehrenfelde dort!
Arbeitend singt sie vor sich hin –
Steh oder schleiche fort!
Einsam die Garben bindet sie,
Und klagend tönt die Melodie;
O horch, das ganze Thal entlang
Schallt ihrer Stimme voller Klang.

So süß sang nie die Nachtigall
Der Karavane, die den Sand
Durchwallt, und nun am Wasserfall
Ein Ruheplätzchen fand.
So süß ruft selbst der Kuckuck nicht,
Wenn er im Frühling unterbricht
Das Schweigen, welches fort und fort
Herrscht fern bei den Hebriden dort.

Was singet sie? wer sagt mir's? wer?
Vielleicht ist's aus der Vorzeit Nacht
Wol eine alte Trauermähr'
Und langverjährte Schlacht.
Wie oder ist es sanfter Art
Von Mann und Frau und Kindern zart,
Von allgemeiner Sorg' und Pein,
Die ist und war und stets wird sein?

Was es auch war – das Mädchen sang,
Als käm' ihr Lied zu Ende nie,
Und eifrig, wie die Stimme klang,
Führt' auch die Sichel sie;
Zur Gnüge labt' ich so das Ohr,
Und als ich stieg die Höh' empor,
Hört' ich im Herzen noch den Ton,
Obgleich ich weit entwandert schon.

K. L. Kanngießer.

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