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Das Begegnen der Schiffe.

Von Felicia Hemans.

Auf dem tiefen Meere bei ruhiger Flut
Sich einstmals zwei Schiffe begrüßt,
Die haben dort wenige Tage geruht,
Von sonnigen Lüften geküßt.

Und Schönheit und Tapferkeit einten in Lust
Die Stimmen im fröhlichen Klang,
Und lieblich umhauchten die schlummernde Brust
Der Wellen, der Erde Gesang.

So wolkenlos ruhte der mondliche Glanz
Auf dem einsamen indischen Meer,
Da schwebten sie leicht in dem festlichen Tanz
Auf beiden Verdecken einher.

Da fanden sich Hände, manch strahlender Blick
Gab selige Antwort geschwind.
O Liebe, warum eint so flüchtig dein Glück,
Wie zusammentreibt Blätter der Wind?

Nur kurz von der Freude entzückendem Strahl
War die ruhige Tiefe belebt,
Da erwachen die Lüfte und rauschen zumal,
Weil der Wind Siegsgeschmetter erhebt.

Und frei und stolz trägt die Schiffe er fort,
Dahin auf verschiedener Bahn,
Daß nicht Stille noch Sturm, daß nicht Felsen noch Port
Sie wieder vereine fortan!

Daß sie nimmer sich finden beim Siegesgetön,
Noch sich helfen in angstvoller Stund',
Ach so schlingt, so kurz und so flüchtigschön
Das Leben um Seelen den Bund.

L. v. Plönnies.

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