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Von Thomas Moore.
I.
Im Blumenhaine am Bendemir kosen
Viel Nachtigallen den Tag entlang;
Da saß ich ein träumendes Kind unter Rosen
Und lauschte dem süß mich umschwirrenden Sang. –
Den Hain und die Töne vergess' ich nimmer
Und denke, wenn still der Lenz mich umblüht,
Ob Bülbül am ruhigen Bendemir immer
Noch singet, und immer die Rose noch glüht?
Ach nein! die Rosen am Ufer verblichen,
Doch pflückt' ich der Knospen im frischen Schein
Und sauge, wenn längst schon der Sommer entwichen,
Noch duftenden Thau aus den Knospen ein.
So birgt der Erinnerung bleichender Schimmer
Noch Tropfen der Freude, die längst verblüht,
So steht vor der Seele mir glänzend noch immer
Der Hain, der am ruhigen Bendemir blüht. –
II.
Ein Geist weht duftig, das All zu umfahen,
So Erde als Aether im Glutverein;
Wo Wangen erröthen, da ist sein Nahen,
Wo sich Lippen begegnen, da trifft er ein.
Sein Hauch wie Blumenseelen in Düfte
Gelös't, – sein schwimmendes Auge gleich
Den Wasserlilien, wenn spielende Lüfte
Die Flut rings kräuseln, so blau und weich.
Heil dir, Heil dir, du zündende Macht,
Du Geist der Liebe, so wonnereich,
Dich feiert die heilige Mondennacht,
Und keine war je dieser süßesten gleich! –
Beim erröthenden Bunde
Von Stark und Schön,
Wie der Sonn' und des Meeres
An vergüldeten Höh'n –
Bei der Thräne, die quillt,
Wenn die Leidenschaft glüht,
Wie der Tropfen auf Gluten
Des Mittags sprüht; –
Bei der Lieb' erstem Pulse
Im jungen Herzen,
Bei Wiedersehn's Wonnen
Und Trennungsschmerzen;
Bei Allem, was immer
Du Sterblichen spendest,
Und himmelzerstörend
Bald wieder entwendest; –
Wir rufen dich, unwiderstehliche Macht,
Dich, Geist der Liebe, so segenreich,
Dich feiert die heilige Mondennacht,
Und keine war je dieser süßesten gleich! –
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III.
Schweig' mir von des Himmels Lust,
Waltet dort nicht bess'rer Segen,
Als für lieberfüllte Brust
Blühet auf den Erdenwegen?
Schweig' mir von der Huris Blicken,
Fern von mir sei stets ihr Glühn,
Wenn die Strahlen, die sie schicken,
Heiß, wie Mädchenaugen, sprühn.
Wer, was Liebe
hier ist, weiß, –
Eitel Müh' und falscher Schaum, –
Möchte um Elysiums Preis
Wieder wagen solchen Traum? –
Wer im öden heißen Sand
Dürstend sah den Bach verrinnen,
Stieg' er nicht zum Schattenland,
Statt hier Täuschung zu gewinnen? –
IV.
Nurmahal's Lied.
Laß in die Wüst' uns fliehn hinaus,
Deckt dort uns nur ein leinen Haus,
Wohnt doch die Liebe mit uns drinn:
Wär' ohne sie ein Thron Gewinn?
Ist rauh der Fels, umfliegt ihn hold
Doch der Akazie Lockengold,
Und ob entsproßt dem Boden wild,
Ist sie drum lieblich doch und mild.
Oed' ist der Sand, doch längs dem Hang
Entgleiten Antilopen schlank,
So zierlich und so flink zumal,
Als wär's ein glatter Marmorsaal,
O komm! es will dein Mägdelein
Dir dort die lieb' Akazie sein
Und freundlich dich umschweben mit
Der Antilope leichtem Schritt. –
Wohl dringt – gleich kurzem Sonnenschein –
Ein Blick, ein Ton zum Herzen ein –
Und birgt sich drinnen rein und baar,
Ein Schatz für manches späte Jahr.
Der Lippen Ton,
der Augen Blick,
Als ob gesendet vom Geschick,
Vergißt sich nimmer, nimmer mehr,
Spricht stets und leuchtet um uns her.
So als
dein Ton,
dein Augenstrahl
Getroffen mich zum ersten Mal,
So neu, als käm' er von so weit,
Doch traulich wie aus alter Zeit!
Drum fliehe mit mir, kennst du nicht
Schon andrer Liebe heil'ge Pflicht,
Wenn du nicht ein Juwel verlorst,
Das du durch Schwur dir einst erkorst.
Komm, wenn du Liebe fühlst für mich,
So frisch und rein, wie ich für dich;
So frisch und rein, wie unter'm Sand
Der Quell, den erst der Kibitz fand.
Doch hätte eine andre Maid
Um mich betrübt dein falscher Eid,
Brachst aus des Herzens Rahmen wild
Und rauh
ihr sonst geliebtes Bild;
Dann lebe wohl! – denn sich'rer weiß
Ich mich im Bau auf See's Eis,
Wenn es bei'm Sonnenscheine thaut, –
Denn so ich falscher Lieb' vertraut! –
L. Breuer.
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