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Strophen.

Von Byron.

Entführt der Strom des Weltgewühles
Mir oftmals deines Bildes Glück,
Kehrt doch in Stunden des Gefühles
Dein holder Schatten mir zurück.
Und da die schweigsam trübe Stunde
Von dir so viel mir wieder beut,
So fließe meiner Leiden Kunde,
Die sich zuvor des Tags gescheut.

Verzeih, daß ich dies Herz, das deine,
Dem Pöbel öffne sonder Scheu,
Und selbst verdammt zu lächeln scheine,
Dem Angedenken ungetreu.
Vermeine nicht, daß Reue minder
Mich, wann ich deiner denke, stört,
Nicht hören Thoren oder Kinder
Den Seufzer, der nur dir gehört!

Nicht denke, wenn das Glas ich leere,
Daß mir der Sorge Bann gelingt,
Wenn nicht der Trunk, der todesschwere,
Mir Lethe für Verzweiflung bringt.
Könnt' auch Vergessenheit den Zecher
Von jedem bangen Traum befrein,
Zu Boden schleudert' ich den Becher,
Ertränkt' er, daß ich denke dein.

Wenn meiner Seele du entschwunden,
Wo würde noch dies Herz beglückt?
Und wo würd' Einer aufgefunden,
Der deinen Aschenkrug noch schmückt?
Nein! Nein! – Es ist des Leids Vermessen,
Zu leben dieser letzten Pflicht,
Wenn Alles schon die Welt vergessen,
Dich, dich allein vergess' ich nicht.

Wie ich zu glauben mich erkühne,
Besorgtest du auch dessen Ruh',
Der unbeweint verläßt die Bühne,
Wo niemand ihn geliebt, als du.
Und ach! nicht war in diesem Raume
Bestimmt mir diese Seligkeit,
Du glichest einem Himmelstraume,
Den Erdenliebe nur entweiht.

A. Böttger.

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