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Minstrellied.

Nach Chatterton.

Erster Minstrel.

»Im Morgenlicht erröthen Blüthenwangen,
Rings ist die grüne Wiese gelb besprengt,
Vom Rosenmantel ist der Fels umhangen,
Der Thau hat zarter Primeln Haupt gesenkt. –
In laub'gen Bäumen, die zum Himmel dringen,
Hört man's bei Windeswehn wie Lispeln leis erklingen.«

»Der Abend naht – es sinkt der Thau hernieder,
Der Himmel glänzt in dunklem Rosenschein,
Rund um den Maibaum tönen Minstrellieder
Und Epheu windet sich zum Thor hinein:
Ich ruh' im Grase – ach! – und fühl' in Schmerzen,
Daß, wie auch Alles schön, doch etwas fehlt dem Herzen.«

Zweiter Minstrel.

»»So dachte Adam, da auf Edens Flur
Noch Erd' und Himmel ihm Verehrung weihn,
Des Mannes Wonne ruht im Weibe nur,
Die Saiten klingen froh sie im Verein.
Geh, schließ ein Weib in deinen Arm und fühle:
Daß öder Winter prangt in Frühlings Zauberhülle.««

»»Der Mann wär' ohne Weib ein Thier und lebt'
Nur um zu tödten – doch an Weibes Brust
Des Friedens Geist ihn mild und still umschwebt
Und er genießt der Engel reine Lust.
Geh schnell drum, für dein Herz ein Weib zu suchen,
Dann wirst dein Loos du preisen, oder es – verfluchen.««

H. Püttmann.

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