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Von Byron.
Lebe wohl! und wenn für immer,
Auch für immer lebe wohl!
Und verzeihst du mir auch nimmer,
Klag' ich doch nicht trüb' und hohl.
Läge diese Brust dir offen,
Die jetzt fern von deiner Glut,
Wo vom süßen Schlaf betroffen
Früher oft dein Haupt geruht.
Könntest ganz du sie ergründen,
Ganz ihr Innerstes durchspähn,
Würde sie zuletzt dir künden,
Unrecht war's, sie so zu schmähn. –
Mag die Welt dich drum vertheid'gen,
Lächeln selbst in grausem Scherz,
Muß ihr Lob dich doch beleid'gen,
Da es fußt auf fremdem Schmerz. –
Ob auch Fehler mich entstellten,
War kein andrer Arm im Stand,
Zu verwunden, zu vergelten,
Als der Arm, der mich umwand?
Auch du selber wirst dich täuschen –
Liebe sinkt wol allgemach,
Doch du find'st in Weltgeräuschen
Nimmer, daß sie plötzlich brach.
Dies sind Worte tief'rer Sorgen,
Als um Todte wir bestehn,
Beide leben, jeden Morgen
Ein verwittwet Bett zu sehn.
Soll dir Tröstung einst bescheeren
Unsres Kindes erster Laut,
Wirst du's »Vater« sprechen lehren,
Dem man es nicht anvertraut?
Wenn sein Mund dir dann begegnet,
Dich sein kleines Händchen drückt,
Denk' an ihn dann, der dich segnet,
Den du liebend einst beglückt.
Gleichen seine Züge denen,
Die du nie mehr sehen magst,
Fühlt dein Herz ein sanfter Sehnen,
Wenn du deinen Puls befragst.
Meine Fehler kennst du alle,
Doch nicht meine Raserei:
Meine Hoffnung, nach dem Falle,
Geht mit dir, wohin es sei.
Jeglich Fühlen ohne Fassen –
Stolz, der einer Welt nicht wich,
Weicht nur dir – von dir verlassen,
Läßt auch meine Seele mich.
Ach! vergebens sind ja Worte,
Mehr noch, wenn mein Mund sie spricht,
Doch des Willens ernste Pforte
Fesselt die Gedanken nicht.
Lebe wohl! – so abgeschieden
Jedem Liebesband, allein,
Schwer verwundet, ohne Frieden, –
Sterben kann nicht herber sein.
A. Böttger.
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