Fjodor Ssologub
Der Kuß des Ungeborenen und andere Novellen
Fjodor Ssologub

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XV.

Wanja saß am Ufer des Waldbaches, blickte finster ins Wasser und sann etwas Böses und Grausames. Ab und zu flüsterte er:

»Einen Stein an den Hals binden, in einen Sack stecken und ins Wasser werfen!«

Sein ganzer Ärger und Haß richtete sich gegen Kolja. Er wünschte ihm den Tod, und dieser Wunsch quälte und freute ihn.

Ertränken! Wie wirft man ihn aber ins Wasser?

Wozu auch? Es ist vernünftiger, es so einzurichten, daß er selbst ins Wasser geht. Er wird folgen. Man kann ihn zwingen, überreden, bezaubern.

Eine böse, grausame Grimasse verzerrte Wanjas Gesicht. Er lief in den Wald und rief laut:

»Hallo!«

Niemand antwortete ihm.

– Es soll in der Nacht geschehen, – sagte sich Wanja. – Er muß ertrinken, und ich werde sagen, daß ich um diese Zeit geschlafen habe. –

Und er wurde wieder lustig.

– Ich werde mich ganz still aus dem Hause schleichen, – dachte sich Wanja.


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