Fjodor Ssologub
Der Kuß des Ungeborenen und andere Novellen
Fjodor Ssologub

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XIII.

Die Dämmerung senkte sich. Wolodja war in seine Gedanken vertieft.

»Wolodja komm, wir wollen etwas ausgehen!« sagte die Mutter.

Aber auch auf der Straße waren überall Schatten, abendliche, geheimnisvolle flüchtige Schatten, und auch sie raunten Wolodja etwas Vertrautes und unsagbar Trauriges zu.

Am trüben Himmel leuchteten einige Sterne auf. So fern und fremd waren sie Wolodja und den Schatten, die ihn umdrängten. Er wollte seiner Mutter eine Freude machen und bemühte sich, nur an die Sterne zu denken: nur sie allein waren den Schatten fremd.

»Mutter,« begann er, sie, ohne es selbst zu merken, unterbrechend, »wie schade ist es doch, daß man zu den Sternen nicht hinauf kann!«

Die Mutter schaute zum Himmel empor und antwortete:

»Es ist auch gar nicht nötig. Nur auf dieser Erde geht es uns gut, dort oben ist es ganz anders.«

»Wie schwach sie leuchten! Aber es ist so besser.«

»Warum?«

»Wenn sie stärker leuchteten, würden auch sie Schatten werfen.«

»Wolodja, warum denkst du nur an die Schatten?«

»Ich tat es aus Versehen,« sagte Wolodja reumütig.


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