Fjodor Ssologub
Der Kuß des Ungeborenen und andere Novellen
Fjodor Ssologub

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X.

»Wolodja, ich sehe dieses Heft nun schon zum drittenmal in deinen Händen. Bewunderst du nun wirklich jeden Abend deine Finger?«

Wolodja stand verlegen am Tisch, wie wenn man ihn auf einem üblen Streich ertappt hätte, und drehte das Heft in den heißen und feuchten Fingern.

»Gib es her!« sagte die Mutter.

Wolodja reichte ihr verwirrt das Heft. Die Mutter nahm es und ging schweigend aus dem Zimmer. Er setzte sich wieder an seine Schulaufgaben.

Er schämte sich, mit seinem Eigensinn der Mutter Kummer gemacht zu haben, und ärgerte sich, daß sie ihm das Heft weggenommen hatte, und daß es mit ihm so weit gekommen war. Er fühlte sich recht unbehaglich und ärgerte sich über die Mutter. Er schämte sich, ihr zu zürnen, konnte aber nicht anders. Und weil er sich seines Ärgers schämte, wurde dieser noch größer. Er wurde böse.

»Es macht nichts, daß sie es mir weggenommen hat,« sagte er sich schließlich. »Ich werde mich auch ohne das Heft behelfen können.«

Wolodja hatte ja schon sowieso alle Figuren im Kopfe und brauchte das Heft nur manchmal zur Kontrolle.


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