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Dreiunddreißigstes Kapitel.

Zwei Bürschchen, scheinbar mehr zur Flucht geneigt,
Als solch' ein mörderisch Gefecht zu liefern.

Cymbeline.

 

In den tropischen Klimaten sind die Stürme heftig, aber selten von langer Dauer. So war es auch diesmal der Fall; denn der Wind legte sich wenige Stunden nach Anbruch des Tages. Der vor ihm hergetriebene Schooner schützte sich jetzt unter der Leeseite der Insel St. Domingo, und glitt, alle Segel beigesetzt, durch eine ruhige See dahin. Abermals saßen sie beim Mittagsmahle bei einander, und genoßen es dießmal ruhiger, als während der ganzen Zeit, seitdem sie an Bord gegangen. Paul hatte seine gute Laune noch nicht völlig wieder erlangt, obwohl er, ehe zum Diner gerufen wurde, auf das Verdeck heraufgekommen war und über den plötzlichen Witterungswechsel seine Freude ausgedrückt hatte. Doch nahm er, als sein Reisegefährte sich auf seine Kosten lustig machen wollte, es nicht gut auf.

Nach dem Diner war er schon besser aufgeräumt. Er wandte sich an Peter und sprach: »Peter, ich habe in der vorigen Nacht auf Ihre Bemerkungen, da wir jeden Augenblick unsern Untergang erwarteten, nicht geantwortet, seitdem aber Muße gehabt, reiflich über dieselben nachzudenken, und ich möchte Sie nun bitten, mir zu erklären, was Sie unter Ihrem Tröstlichen eigentlich verstanden; denn ich kann nichts der Art darin entdecken, und wenn man mich hängen würde.«

Seymour hatte wieder die erste Wache, und obgleich den Gefangenen befohlen war, nach Dunkelwerden unten zu bleiben, so bemerkte er doch, daß dieselben bald unter diesem, bald unter jenem Vorwande von Zeit zu Zeit auf das Verdeck kamen und wiederholt ihre Köpfe die Luke herauf streckten. Dieß erinnerte ihn wieder an das Gespräch, das er mit angehört, und beschäftigte abermals alle seine Gedanken. Kapitän M. hatte eines Tages gegen ihn bemerkt, er könne, wenn er gerade keinen Dienst zu thun habe, seine Zeit nicht nützlicher anwenden, als wenn er bei seinen Spaziergängen auf dem Verdecke sich das Schiff in allen möglichen schwierigen Lagen vorstelle und über die besten Hülfsmittel nachdenke. »Verlaß dich darauf,« sagte Kapitän M.; »es wird die Zeit kommen, wo du Gelegenheit haben wirst, aus meinem Rathe Nutzen zu ziehen. Du wirst dadurch zu einer Geistesgegenwart gelangen, die bei einer plötzlichen Klemme vielleicht dir und dem Schiffe Rettung bringt.«

Seymour, eingedenk dieser Einschärfung, dachte darüber nach, welche Schritte wohl zu thun wären, im Falle die französischen Gefangenen während seiner Wache auf dem Verdeck eine Wiedereroberung des Schiffes versuchen sollten. Daß sie nur sechs Mann stark waren, hatte allerdings seine Richtigkeit; aber Nachts waren ebenfalls nur fünf englische Matrosen mit dem wachthabenden Offizier auf dem Verdecke. Sollten die Franzosen nun kühn genug sein, um einen solchen Versuch zu machen, so war kein Zweifel, daß, wenn die Wache sich überrumpeln ließe, sie die Luken über den unten Befindlichen schließen würden. Welche Maßregeln mochten nun in einem solchen Falle zu ergreifen sein? Mit diesen Gedanken beschäftigte sich Seymour, als Mitternacht gemeldet und Jerry zur Ablösung auf das Verdeck gerufen wurde, was er, auf die Gutmüthigkeit unsers Helden vertrauend, erst nach Ein Uhr that. Er kam endlich herauf, und zwar mit seinen immer bereiten Entschuldigungen: »Ich bitte Sie recht sehr um Verzeihung, mein lieber Kamerad; aber vergangene Nacht habe ich kein Auge zugethan.«

»Hat nichts zu sagen, Jerry; ich bin gar nicht schläfrig. Ich mußte immer an die französischen Gefangenen denken – ich kann mir ihr Gespräch gar nicht aus dem Sinne schlagen.«

»Nun, es wollte mir auch nicht recht gefallen, als ich davon hörte,« erwiederte Jerry. »Hoffentlich werden sie doch während meiner Wache keinen Versuch machen; sie würden mich mit leichter Mühe über die Windvierung hinausschleudern – ich flöge wahrhaftig so leicht wie eine Frauenhaube hinüber.«

»Was würden Sie beginnen, Jerry, wenn Sie die Leute, um das Fahrzeug wieder wegzunehmen, auf das Verdeck stürzen hörten?« fragte Seymour, der seine schnelle Besonnenheit kannte.

»Ich würde wie ein Laternenanzünder in's Takelwerk hinaufklettern. Es würde mir allerdings wenig helfen, wenn sie die Wahlstatt behaupteten – ausgenommen einen Aufschub, um ein paar Gebete zu sprechen, ehe ich über Bord wandern müßte.«

»Nun, daran dachte ich auch; aber ich glaubte, wenn man eine Muskete und Munition hier oben hätte, so ließe sich vielleicht eine Diversion zu Gunsten der Unsrigen machen; – denn die Gefangenen haben keine Feuergewehre.«

»Allerdings,« erwiederte Jerry; »wir könnten sie nicht wenig in Schrecken setzen.«

»Nun, Jerry, ich glaube, es würde nichts schaden, wenn wir diese Vorsichtsmaßregeln in Anwendung brächten. Nützt es nichts, so schadet es auch nichts. Holen Sie einmal zwei Musketen und Patrontaschen aus der Kajüte. Ich nehme die eine und binde sie in den Kreuzhölzern fest; Sie befestigen die Ihrige an dem Hauptmaste; denn Courtenay ist zu stolz, um der Wache ein Gewehr zu geben.«

Jerry stimmte diesem Vorschlage bei und brachte Musketen und Munition. Seymour gab ihm einen starken Strick, um die Muskete zu befestigen; er selbst nahm einen andern, und Beide stiegen nun das Takelwerk hinauf und wollten eben die Musketen oben und unten an den Spitzen der niederen Masten anbinden, als sie unten auf dem Verdecke ein plötzliches Geräusch hörten.

Es war dunkel; sie konnten aber dennoch bemerken, was vorging, und sahen nun, daß ihre Vermutungen sich verwirklichten. »Die Franzosen sind auf!« schrie der Mann am Steuerrade, um sowohl die im untern Schiffsräume befindlichen Leute, als die Wachen auf dem Verdecke in Alarm zu bringen; allein zum Erstaunen der Midshipmen im Takelwerke, so wie der ganzen Wache, kamen nicht sechs, sondern etwa zwanzig mit Säbeln bewaffnete Franzosen zum Vorscheine. Die Luken waren in einer Minute bedeckt und geschlossen und die unbewaffneten Engländer auf dem Verdecke wurden von einer überlegenen Macht angegriffen. Schmerzlich waren die Gefühle, mit denen Jerry und Seymour dem Handgemenge zuhörten, das jetzt begann; es dauerte aber nur kurze Zeit. Ein dumpfer Fall nach dem andern in's Wasser verkündigten ihnen den Tod ihrer Kameraden. Der Mann am Steuer kämpfte lange; er war von athletischem Körperbau; aber durch die Anzahl überwältigt, ward er endlich über das Hackbord geworfen.

Die Franzosen stellten, in der Meinung, daß die übrige Mannschaft sich unten befinde, Schildwachen an den Luken aus, damit dieselben nicht erbrochen würden, versammelten sich alsdann hinten auf den Verdecken und richteten den Lauf des Schiffes auf St. Domingo zu.

Ich muß hier nothwendig das plötzliche Erscheinen einer so großen Anzahl Franzosen erklären.

Als der Kapitän des Kapers, während der Nacht vor dem Gefechte, verschiedene Vertheidigungspläne entwarf, traf er auch Vorkehrungen für die Wiedereinnahme des Schiffs, im Falle sie überwältigt werden sollten. In dieser Absicht ließ er im Schiffsraume eine Reihe Tonnen so hinstauen, daß genug Raum vorhanden war, um hinter denselben fünfzehn bis zwanzig Mann zu verstecken. Als nun nachher die Leute des Kapers hinunter getrieben wurden und die Luken über ihnen geschlossen waren, so verbargen sich fünfzehn mit Säbeln Bewaffnete an diesem Platze, in der Hoffnung, das Schiff, wenn es die Fregatte verlassen hätte, dem Prisenmeister wieder wegzunehmen. Die Gefangenen, welche an Bord geschickt waren, um den Schooner nach Jamaika führen zu helfen, hatten sich mit jenen nach Dunkelwerden heimlich berathschlagt. Da alle Engländer müde waren, weil sie in der vorigen Nacht sich auf dem Verdecke aufgehalten hatten, so wurde die mittlere Wache zu dem Angriffe ausersehen, welcher bis jetzt einen glücklichen Erfolg hatte.

Seymour und Jerry blieben ruhig in den Mastkörben; denn obwohl sie aus Furcht vor Entdeckung nicht mit einander zu sprechen wagten, so urtheilten sie doch Beide richtig, es sei am räthlichsten, sich bis Tagesanbruch still zu verhalten, indem sie hofften, daß bis zu dieser Zeit die unten im Schiffraum Befindlichen irgend einen Plan ausdenken würden, wobei sie ihnen vermöge ihrer Situation bedeutende Hülfe leisten könnten. Es vergingen fast vier Stunden, bis der Morgen dämmerte, während welcher Zeit Jerry hinlängliche Muße hatte, die Gebete herzusagen, von denen er gesprochen und die gewiß Beide in ihrer mißlichen Lage zum Himmel gesandt haben werden.

Sobald es Tag zu werden begann, glaubte Jerry, der, um nicht gehört zu werden, seine Muskete noch nicht geladen hatte, es sei jetzt Zeit, sich zum Kampfe zu rüsten. Er schüttete Pulver auf die Pfanne, setzte die Patrone auf, erregte aber mit dem Ladstocke ein Geräusch, das einen Franzosen aufmerksam machte, der dann heraufschaute und ausrief:

» Diable! c'est monsieur misère qui est là!«

Jerry zielte genau, schoß ab und die Kugel fuhr durch die breite Brust des Franzosen, der alsdann auf das Verdeck stürzte.

»Jetzt können sie dein Miserere fingen,« rief der Midshipman.

Ein zweiter Schuß aus den Vorkreuzhölzern streckte einen andern Franzosen neben seinem Kameraden nieder.

» Comment! diable! nous serons abîmés par ces enfans-là; il faut monter

Die Musketen wurden zum zweiten Male geladen und abermals schoß ein jeder von ihnen seinen Vogel nieder, ehe die Franzosen sich zu irgend einem Manöver entschließen konnten. So viel war gewiß, daß man die Midshipmen angreifen mußte; aber dieß war eine gefährliche Sache und es mußte immer einer als Opfer fallen, damit der andere im Stande wäre, die jungen Burschen von jedem weiteren Laden ihrer Musketen abzuhalten. Zwei der Kühnsten stürzten sich auf das Takelwerk, indem der Eine windwärts, der Andere leewärts hinaufklomm. Seymour, der ihren Plan durchschaute, schoß nicht, bis er den Einen im Wettertakelwerke von Jerry's Muskete fallen sah; dann gab er plötzlich auf den leewärts Emporsteigenden Feuer, und dieser stürzte nun in die Leeputtingen und von da in das Meer. So waren durch die kaltblütige Entschlossenheit zweier Knaben, von denen der eine nur vierzehn, der andere noch nicht sechzehn Jahre alt war, bereits sechs Franzosen gefallen.

Die Franzosen beriethen sich ein Weilchen und entschlossen sich dann zu dem Einzigen, was einen Erfolg haben konnte. Drei blieben als Wache bei den Luken, die übrigen Zwölf theilten sich in vier Partien, und begannen nun, am Haupttakelwerke, windwärts und leewärts zu gleicher Zeit, hinauf zu steigen. Das Schicksal Jerry's und Seymour's schien entschieden. Ein jeder konnte noch Einen Mann tödten, und dann wurden sie wahrscheinlich selbst in die See gestürzt. Seymour aber, der, während sich die Franzosen beriethen, dieses Manöver vorausgesehen hatte, zerschnitt mit seinem Messer die Taljereepen an dem Leestengen-Takelwerk, eilte mit seiner Muskete und der Munition an der Wetterseite hinauf, und holte, sobald er die Topmast-Kreuzhölzer erreicht hatte, das Takelwerk auf. So gewann er eine Stellung, die es nur einem Einzigen möglich machte, hinaufzusteigen. Er rief Jerry zu und zeigte ihm, was er gethan, damit dieser es ebenso machen sollte; aber unglücklicher Weise hatte Jerry kein Messer, und konnte es also nicht. Er begnügte sich nun, an den Topmast-Kreuzhölzern emporzuklimmen, wobei ihn zwei Franzosen verfolgten. Er zielte und jagte einem von ihnen eine Kugel durch den Kopf, der Franzose stürzte aus das Verdeck und erschütterte durch seinen schweren Fall den Schooner vorn und hinten. Alsdann überzeugt, daß nichts mehr zu machen sei, schleuderte er die Muskete, damit die Feinde sich ihrer nicht bemächtigten, über Bord, und kletterte, mit einer den Umständen angemessenen Schnelligkeit, in den Mastkorb hinauf, stieg am Bramstengenstag herunter nach den Vortopmast-Kreuzhölzern und vereinigte sich mit Seymour unter den Augen der erbitterten Franzosen, welche jetzt, da sie keinen von beiden erreichen konnten, sich in der größten Verlegenheit befanden. »He! Monsieur, nicht fangen, nicht haben,« rief Jerry lachend, indem er athemlos seine Hand in die Seite stemmte.

Jetzt aber müssen wir den Leser mit dem bekannt machen, was unten vorging. Courtenay's Erstaunen, als er die Luken geschlossen fand und die Franzosen im Besitze des Verdeckes sah, wurde beseitigt, als die mit ihm gefangenen Leute sagten, sie seien, während sie in ihren Hängematten gelegen, durch einen starken, die Luke hinaufstürzenden Haufen aufgeweckt worden. Er sah jetzt ein, daß Leute im Schiffsraume verborgen gewesen sein mußten. Der Kampf auf dem Verdecke, das Hinunterfallen in's Wasser, Alles wurde unten deutlich vernommen; sie waren über das Schicksal ihrer Kameraden durchaus nicht im Zweifel und glaubten, das Tageslicht nicht wieder sehen zu dürfen, als bis sie in einem französischen Hafen als Gefangene abgeführt würden.

Courtenay's Gefühle waren nicht beneidenswerther Art. Er machte sich den Vorwurf, durch Unvorsichtigkeit das Schiff verloren und das Leben von zwei Midshipmen und fünf Matrosen, welche die Wache aus dem Verdecke hatten, hingeopfert zu haben. Die unten befindliche Partei bestand aus Courtenay, Peter und Paul, Billy Pitt und fünf Matrosen. Nun fand eine Berathung über die zu ergreifenden Maßregeln statt. Das Schiff wieder zu nehmen und den Tod seiner Genossen zu rächen, oder im Kampfe zu fallen – dieß war der feste Vorsatz des Lieutenants.

Er wußte, daß die Franzosen keine Feuergewehre hatten, und da er und seine Leute im Ueberflusse mit Musketen versehen waren, so würde ihn die kleine Anzahl der Seinigen wenig bekümmert haben, wenn sie nur erst auf das Verdeck kommen konnten; aber gerade, wie dieß anzugehen sei, war die Frage. Das Schiff anzuzünden und in den Flammen hinaufzustürzen – Löcher hineinzubohren – oder es in die Luft zu sprengen, und so sammt und sonders zu Grunde zu gehen, – dieß wurde Alles in Vorschlag gebracht und berathen. Peters Plan ward für den ausführbarsten gehalten. Er rieth nämlich, man solle die eine Hälfte des Kajütentisches, der in zwei Hälften getheilt war, auf die andere stellen, so daß er bis an die Schrägfensterlukenklappe reichte. Auf die obere Hälfte des Tisches solle man einige Pfund Pulver bringen und es anzünden; dadurch würde das Schrägfenster und die Luke gesprengt werden, ohne daß das Schiff unten beschädigt würde. Dann sollten sie mit geladenen Musketen und aufgesteckten Bajonetten auf den Tisch springen und von da, wo möglich, das Verdeck zu gewinnen suchen.

Dieß fand allgemeinen Beifall, und man war schon mit den nöthigen Anstalten ziemlich weit vorgeschritten, als sie den Knall von Jerry's Muskete hörten, der sie in nicht geringe Verwirrung setzte. Hatten die Franzosen Feuergewehre? – und wenn dieß der Fall, weßwegen mochten sie feuern? Der Fall von Körpern auf das Verdeck und die undeutlichen Flüche der Franzosen setzten sie noch mehr in Staunen. »Was mag das wohl sein?« bemerkte Courtenay.

»Jetzt erinnere ich mich,« sagte Paul; »als ich wachend da lag, sah ich den jungen Teufelskerl mit einer Muskete an meinem Bette vorbeigehen; ich wunderte mich, was er wohl im Schilde führte.«

»Dann hat er sicherlich das Takelwerk damit erstiegen und ist jetzt in Sicherheit,« rief Courtenay plötzlich aus. »Schnell! Das Pulver her! Stellt dieses Licht weiter weg.«

Die Lunte wurde angelegt, während das Musketenschießen fortdauerte; sie zogen sich aus der Kajüte zurück; das Pulver brannte los, und das Schrägfenster ward zersprengt, wobei der an der Luke wachestehende Franzose im nämlichen Augenblicke getödtet wurde, in welchem die Anderen, ergrimmt über Seymour's Manöver und Jerry's Flucht, das Takelwerk hinaufstiegen.

Courtenay sprang mit seinen Leuten in die Kajüte; sie erstiegen den Tisch, waren, ehe der Rauch sich verzogen hatte, auf dem Verdecke, und die Franzosen, die keine Zeit mehr zum Herunterklettern hatten, mußten sich ihnen auf Gnade und Ungnade ergeben.

Auf Mitleid konnten sie keinen Anspruch machen; sie hatten den unbewaffneten Engländern keines erzeigt, sondern dieselben unbarmherzig in's Meer gestürzt, und dürsteten nun nach dem Blute der beiden Knaben. So gab man auch ihnen keinen Pardon. Wie sie verwundet oder todt aus dem Takelwerke herunter fielen, warf man sie über Bord, als Sühnopfer für die Manen der gemordeten Engländer. Nach wenigen Minuten war die blutige Scene vorüber. Seymour und Jerry stiegen aus ihrer Luftfeste herunter und wurden, als sie das Verdeck erreicht hatten, von ihren Freunden herzlich begrüßt.

»In der That, Mr. Paul,« sagte Jerry, die dargebotene Hand desselben schüttelnd, »dieß ist ein völlig unverhofftes Vergnügen.«

»Ja, ich hätte nie gedacht, daß ich Sie noch lieb gewinnen würde,« erwiederte der Andere.

»Nun,« bemerkte Jerry, »es hat meinen Wuchs ganz gehemmt.«

»Aber hoffentlich nicht Ihre Zunge,« erwiederte Peter; »das wäre doch zu bedauern. Doch jetzt erzählen Sie uns, wie Alles sich zugetragen hat.«

Jerry erstattete mit seiner gewöhnlichen Laune einen umständlichen Bericht, während Courtenay mit Seymour nach hinten ging, um sich die von uns geschilderten Vorfälle auf eine verständigere Art erzählen zu lassen. Dieselben bildeten nun einen unerschöpflichen Unterhaltungsgegenstand, bis die Prise im Hafen von Port Royal Anker warf, wo Courtenay den Befehl erhielt, in einer Fregatte, die nach einigen Tagen abgehen sollte, mit seiner Mannschaft nach Barbados überzufahren. Mr. Peter Capon und Mr. Paul Contract begaben sich an's Land und erklärten, sie würden die Insel nie mehr verlassen und nimmer die Freuden des Seelebens genießen, als bis sie von da aus auf einer Postkutsche nach England fahren könnten.


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