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Vierundzwanzigstes Kapitel.

Er war ein Philosophe schlau
Und kannte jedes Buch genau.
Er blieb nie stecken, für jedes Warum
Hatt' er auch stets bereit ein Darum
Konnt' alle Dinge wohl erklären
Und die Natur systematisch lehren.

Hudibras.

 

Kapitän M. war des Versprechens, welches er M'Elvina hinsichtlich unseres Helden gegeben, nicht uneingedenk, sondern ließ nach seiner Rückkehr auf das Schiff den Wundarzt Macallan zu sich rufen und bat ihn, Willy's Erziehung und die Leitung seiner Studien ihm zu Gefallen zu übernehmen.

Macallan hielt zu große Stücke aus Kapitän M., um ihm seine Bitte zu verweigern, und hatte auch glücklicher Weise eine große Vorliebe zu Willy, da seine romantische Geschichte, sein früher jugendlicher Muth und die Liebenswürdigkeit seines Charakters ihn zum allgemeinen Günstling gemacht hatten. Macallan unterzog sich deßhalb bereitwillig der Aufsicht über einen Knaben, welcher mit Gelehrigkeit und Sanftmuth auch noch Seelenstärke verband. Die Wahl hätte auf keinen geeigneteren Mann fallen können, als auf den Wundarzt, indem dieser am besten im Stande war, Willy die allgemeinen, im späteren Leben so schätzbaren Kenntnisse mitzutheilen, und unter seiner Leitung bewies der Knabe in kurzer Zeit, daß es ihm außer den andern von der Natur erhaltenen Vorzügen auch nicht an bedeutenden geistigen Anlagen fehle.

Die Aspasia flog vor den Passatwinden dahin und langte nach wenigen Wochen zu Barbados an, wo Kapitän M. Befehle von dem Admiral der Station vorfand, denen zu Folge er ein gefährliches Felsenriff, nordwärts von Portorico, untersuchen, und wenn dieß geschehen, einige Wochen in dieser Gegend kreuzen sollte.

Nach drei Tagen war die Fregatte bereits wieder mit Lebensmitteln und Wasser versehen, und die Offiziere hatten kaum Zeit, ihre Einrichtungen für die See zu vollenden, als das Schiff schon wieder bei einem günstigen Wind unter Segel ging. Nach wenigen Stunden war die Insel so weit zurückgelassen, daß sie nur einem jener blauen Nebelstreifen glich, welche oft die sehnsüchtig nach dem Horizonte spähenden Seeleute täuschen.

»He, Billy Pitt, ist alle meine Wäsche an Bord?«

»Ja, Herr,« erwiederte Billy, der sich in Courtenay's Kajüte befand; »ich stellen Rechnung aus, gerade jetzt machen ich die Multerpikation vom Ganzen.«

»Ich fürchte, Billy, daß du eine Addition sehr oft in eine Multiplikation einmischest.«

»Richtige Rechnung,« erwiederte Billy, indem er aus der Kajüte heraustrat und Courtenay einen Zettel überreichte.

»Was ist das? – Neunzehn Enten! Du schwarzer Spitzbube! ich habe keine Enten gegessen.«

»Bitte, lassen mich sehen, Herr,« sagte Billy, ihm über die Schulter guckend. Ja, Herr, Alles recht – ich sie zählen. Sagte die Wascherin, sie sehr viel Seife zu den Krägen gebraucht habe.«

»Hemden! ja so, du schwarzer Hund! warum lernst du nicht aus deinem Wörterbuche richtig schreiben?«

»Ich sehr gut schreiben kann, Herr,« erwiederte Billy stolz; »so ich schreibe Enten.«

»Vierzehn Andtücher – kannst du kein H schreiben?«

»Massa Kartney, Doktor nicht so schreiben, wie Sie schreiben.«

»So, Billy?«

»Sie nicht schreiben wie ich; jedder Gentleman schreiben anders Hand; nun, wenn jedder Gentleman schreiben seine eigene Hand warum nicht jedder Gentleman auf seine eigene Manhier die Buchstabben schreiben sollten; das ist meine Manhier zu schreiben, Ser,« fuhr Billy äußerst erbost fort.

»Ich kann mich jetzt mit dir nicht herum streiten, Billy; es ist schon ein Viertel auf fünf Uhr und ich bin wegen deines Geplappers noch nicht einmal zu einem Glas Wein gekommen. Meiner Seel, es ist verdammt ärgerlich.«

»Ein Viertel, Mr. Courtenay!« rief Jerry an der Thüre des Konstablerzimmers; »Mr. Price wünscht von Ihnen abgelöst zu werden.«

»He, Mr. Prose,« fuhr Jerry fort, indem er von der Kajüte vorüber auf's Verdeck ging, »ich muß Sie ersuchen, Ihren Leichnam sobald als möglich in Bewegung zu setzen.«

»Gleich, Jerry – gleich – aber – mein Thee – – ist – so heiß.«

»Nun gut, so lassen Sie ihn stehen; ich will ihn schon für Sie trinken,« erwiederte Jerry, die Leiter hinauf steigend.

»He, Mr. Jerry, haben Sie es Courtenay gesagt?« fragte Price.

»Ja, Sir,« antwortete Jerry.

»Was sagte er?«

»Er sagte: Laßt die Flasche herumgehen,« erwiederte Jerry, indem er an seinen Hut griff, ohne eine Gesichtsmuskel zu verziehen, obgleich er über den Mißmuth des ermüdeten Lieutenants hoch erfreut war.

Zwei bis drei Tage segelte die Fregatte zwischen den Inseln, deren hohe Kämme gleich den Zinnen eines ungeheuren, im Wasser versunkenen Schlosses aus dem Ocean hervorragten. Ihr Vorrücken war nur langsam, da sie ganz von den wechselweise wehenden Land- oder Seewinden abhing und gegen Abend, während der Zeit, wo die Leute einander von dem Wachdienste ablösten, stille lag. In diesem Falle befand sich auch die Aspasia am Abende des dritten Tages. Die Gegend bildete eines jener herrlichen Panorama's, welche man nur in tropischen Klimaten erblickt. Die Sonne war im Begriffe unterzugehen und strahlte, als sie die horizontalen Dunststreifen durchdrang, einen Lichtglanz aus, der den stärksten Kontrast mit dem tiefen Blau des Himmels bildete, welches überall in den stillen Wogen sich abspiegelte, ausgenommen, wo die hinabsinkende Kugel ihre Strahlen hinwarf, die das Meer in eine Masse geschmolzenen Goldes zu verwandeln schienen.

Die Fregatte lag regungslos in dem engen Fahrwasser zwischen zwei Inseln, deren hohe Gebirge ihre tiefen und feierlichen Schatten gestreckt im Wasser wiederspiegelten und dieselbe bis an die Seiten des Schiffs ausdehnten, so daß sie aussahen, wie nach unten gebogene Berge. Mehrere von den Offizieren standen hinten auf dem Schiffe und bewunderten die Pracht der Landschaft, ohne jedoch ihren Gefühlen Worte zu leihen; denn jeder war überzeugt, daß er für seine Empfindungen keine Ausdrücke zu finden vermöge.

Macallan brach zuerst das Schweigen.

»Wer sollte glauben, Courtenay, daß ein Orkan, ehe jene Sonne dort wieder aufgeht, an einem so ruhigen, so schönen Orte, wie dieser, wo nur der Friede zu athmen scheint, Alles in Aufruhr bringen könnte?«

Der Bemerkung folgte ein Geräusch, gleich dem eines fernen Kanonenschusses.

»Friede, meinen Sie, Doktor?« sagte ein sirischer Midshipman. »Bei der Allmacht! da ist schon Krieg bis zum Messer! Schaut!« fuhr er fort, mit dem Finger gerade nach dem Lande weisend, »dort gibt's einen Kampf zwischen dem Walfisch und dem Drescher.«

Die Bemerkung des Midshipmans war richtig und Alle versammelten sich auf dem Hackebord, um den Kampf, der bereits begonnen hatte, mit anzusehen. Die Schläge, welche der Drescher, ein großer Fisch von der Wallfischgattung, mit unglaublicher Kraft und großem Geräusch dem Wallfisch auf den Rücken versetzte, wurden jetzt von seinem schwerfälligen Gegner erwiedert, der, um dieselben seinem behenderen Feinde wieder heimzugeben, wüthend die See peitschte und im Verlaufe des Kampfs das Wasser in Schaum verwandelte.

Nach einigen Minuten tauchte der Wallfisch unter und verschwand.

»Er hat genug,« bemerkte der Schiffer; »aber der Drescher wird nicht so leicht davon ablassen. Das Thier muß bald wieder heraufkommen, um Athem zu schöpfen, und der Drescher wird sich abermals neben ihn Nocke an Nocke stellen.«

Der Wallfisch kam, wie der Schiffer vorausgesagt hatte, in Kurzem wieder zum Vorschein, und der Drescher, der sich dicht hinter ihm gehalten hatte, sprang jetzt, als wenn er die verlorene Zeit wieder hereinbringen wollte, aus dem Wasser und auf den Wallfisch zu, dem er mit furchtbarer Gewalt aus den Rücken schlug .

Der Wallfisch tauchte so völlig senkrecht unter, daß sein breiter Schwanz mehrere Fuß aufrecht aus dem Wasser emporragte und das verfolgte Thier wurde nicht mehr gesehen.

»Die letzte volle Lage hat ihm den Garaus gemacht,« sagte Courtenay.

»Und ihn in den Grund gebohrt, glaube ich,« rief Jerry.

»Sonderbar,« bemerkte Courtenay, sich an Macallan wendend, »daß eine solche Feindschaft zwischen den Thieren stattfindet. Die Westindier versichern, daß zu gleicher Zeit, während der Drescher den Wallfisch von oben angreift, ihn der Schwertfisch von unten durchbohre – wenn das der Fall ist, so muß es verdammt ärgerlich sein.«

»Ich habe das auch erzählen hören, aber den Schwertfisch nie selbst gesehen,« erwiederte Macallan; »es ist jedoch sehr leicht möglich, da kein Thier in der ganzen Schöpfung so viele Feinde hat, wie der Wallfisch.«

»Eine Steuer auf die Größe,« bemerkte Jerry; »ich bin froh, daß es der Masse nachgeht. Mr. Macallan,« fuhr er fort, »Sie sind ein Philosoph und ich habe schon die Behauptung von Ihnen gehört, daß das, was ist, recht sei – wollten Sie nun nicht meiner äußersten Unwissenheit erklären, aus welchen gerechten Gründen der Drescher jene unschuldige Thranmasse angreift?«

»Das will ich Ihnen erklären,« sagte Courtenay lachend. »Der Wallfisch, welcher so eben aus dem Norden kommt, findet es hier sehr behaglich und hat nicht im Sinne, den Anker zu lichten und seine Reise um das Kap Horn fortzusetzen. Der Drescher ist der Admiral der Station, und seine Schläge sind Kanonenschüsse, um seinem Befehle zum Weitersegeln Nachdruck zu geben.«

»Ich danke Ihnen, Sir,« erwiederte Jerry spöttisch, »für Ihre höchst scharfsinnige Erklärung; allein ich sehe nicht ein, warum die Schüsse des Dreschers scharf geladen sind. Vielleicht hat Macallan die Güte, mir seine Gedanken in dieser Beziehung mitzutheilen.«

»In wiefern diese Inseln das Capua der Wallfische find, wie Mr. Courtenay annimmt, kann ich nicht sagen,« antwortete der Wundarzt gravitätisch; »ich habe indeß bemerkt, daß das ganze Wallfischgeschlecht von dem Gewürm, welches sich an seine Haut hängt, sehr geplagt wird. Man kann oft die Meerschweine und kleinere Fische dieser Art in dem Wasser hervorstürzen und sich platt auf dasselbe hinwerfen sehen, um die Endenmuscheln und andere parasitischen Insekten, von denen sie geplagt werden, abzuschütteln. Könnte es nicht der Fall sein, daß der Wallfisch, der als ein so ungeheures Thier nicht dieselben Mittel in Anwendung zu bringen vermag, sich deßwegen von dem Drescher Schläge ertheilen ließ?«

»Bravo, Doktor! Man kann also den Drescher als den Arzt des Wallfisches ansehen und nach der Probe, die wir von seiner milden Behandlung gehabt haben, muß es ohne Zweifel ein Schiffsarzt sein,« bemerkte Jerry.

»Gut, Mr. Jerry, wenn Sie mir einmal unter die Hände kommen, so sollen Sie dafür büßen.«

»Dazu ist sehr wenig Aussicht vorhanden, Doktor; ich bin ein so erbärmliches Subjekt, daß selbst eine Krankheit mit Verachtung an mir vorübergeht. Sollte ich je auf Ihrer Liste stehen, so ist es gewiß wegen Vollblütigkeit,« erwiederte Jerry seinen dünnen Leib umspannend.

»Machen Sie sich sogleich hinunter meine jungen Herren. Was stehen Sie hier Alle auf dem Backbord?« kollerte der erste Lieutenannt, welcher eben die Leiter herauf gestiegen war.

»Wir haben gerade einem Meereisenfresser Sea-Bully. Lärmmacher, Renommist, Eisenfresser mit Anspielung auf den Namen des ersten Lieutenants. zugeschaut,« sagte Jerry laut genug, um das Lachen seiner Umgebung zu erregen, jedoch so, daß er von dem ersten Lieutenant nicht gehört werden konnte.

»Was gibt's da für einen Scherz?« bemerkte Mr. Bully, welcher herzukam, als die Midshipmen auseinandergingen.

»Einer von Mr. Jerrys schlechten Witzen!« erwiederte der Wundarzt.

Da dem ersten Lieutenant diese Antwort nicht genügte, so hielt er, wie es gewöhnlich der Fall ist, sich selbst für den Gegenstand des Gelächters und seine Galle wurde gegen den Beleidiger rege.

»Mr. Jerry? Ja, der junge Mensch denkt an Alles, nur nicht an seinen Dienst. Da spielt er wieder mit des Kapitäns Hunde und hat sicherlich die Wache, würde sonst nicht auf dem Verdeck sein. Mr. Jerry,« fuhr der erste Lieutenant zu Jerry sich wendend fort, der in Gesellschaft eines großen Neufoundländerhundes an der Leeseite auf- und abspazierte, »haben Sie die Wache?«

»Ja, Sir,« erwiederte Jerry, an seinen Hut greifend.

»Warum tappen Sie alsdann mit diesem Hunde im Nebel herum?«

»Ich tappe nicht mit dem Hunde im Nebel herum, Sir. Er folgt mir auf und ab; ich glaube, er hält mich für einen Knochen

»Das soll mich nicht Wunder nehmen,« erwiederte der erste Lieutenant lachend.

Der Wundarzt, welcher zurückgeblieben war, stand jetzt an Willy's Seite; dieser hatte sich damit unterhalten, über den Rand eines herabgelassenen Bootes gelehnt, in einem zinnernen Topfe die verschiedenen kleinen Naturprodukte aufzufischen, an denen die Fregatte langsam vorbeiglitt.

»Was ist das für eine Muschel, Mr. Macallan? Sie schwamm oben auf dem Wasser mit Hilfe der Luftblasen, von denen sie umgeben ist.«

»Diese Muschel, Willy,« erwiederte Macallan, der jetzt sogleich sein Steckenpferd bestieg und seine pompöse Weisheit auskramte, heißt in der Sprache der Naturforscher Janthina fragilis. Sie ist vielleicht die weichste und zarteste von allen und doch dabei die einzige Es gibt noch zwei oder drei andere Meermuscheln von dieser Art, die aber zur Zeit dieser Erzählung nicht bekannt waren., welche sich auf den stillen Ocean wagt. Die übrigen von der Gattung der Nautiken schwimmen ebenfalls auf der Oberfläche des Wassers, entfernten sich aber selten mehrere Meilen vom Lande. Sie sind blos Küstenfahrer im Vergleich mit diesem abenteuernden kleinen Schiffer, der sich allein auf dem stillen Ocean getraut und in derselben bodenlosen Tiefe herumschwimmt, die von dem gefräßigen Hai durchzogen und von dem ungeheuren Wallfisch gepeitscht wird. Ich habe diese kleinen Segler fast tausend Meilen vom Lande aufgefischt, aber bemerke wohl, gerade ihr zarter Bau erleichtert ihnen das Schwimmen, wogegen sie in der ebensten Bucht den Wellenschlag auszuhalten nicht im Stande wären.«

»Was bringen Sie für Nutzen?«

»Ich weiß gerade keinen Nutzen anzugeben, Willy; allein wenn sie auch zu gar nichts nütze wären, als das Nachdenken zu erregen, so würden sie schon darum nicht vergeblich erschaffen sein. Nicht alle Dinge sind zum Nutzen oder Vergnügen der Menschen vorhanden, aber stets werden sie ihm Stoff zur Nachforschung und Belehrung bieten. Wenn du dieses kleine Geschöpf in seinem Gehäuse genau betrachtest und siehst, wie wunderbar es mit allen zu seiner Erhaltung nöthigen Mitteln versehen ist – wenn du es mit den tausend andern am Strande vergleichst, bei denen allen sich dieselbe Meisterhand kund gibt, dieselbe Fürsorge für ihre Bedürfnisse, dieselbe unendliche Schönheit in Gestalt und Farbe, so kannst Du nicht umhin, die Größe und Unendlichkeit des Schöpfers anzuerkennen. Ebenso sind auch Blumen und Gesträuche, welche die Erde bedecken, so gut zur Zierde, als zum Nutzen vorhanden. Welches Kunstwerk menschlichen Scharfsinns gleicht auch nur von Ferne der Vollendung des kleinsten Geschöpfes aus der Hand des Allmächtigen? Darauf weist uns auch die heilige Schrift hin: ›Sehet, wie die Feldlilien wachsen! Sie arbeiten nicht, sie spinnen nicht; und doch sage ich euch: Nicht einmal Salomon in seiner ganzen Pracht war wie eine von diesen gekleidet.‹ Grüble niemal darüber nach, Willy, zu welchem Nutzen die Dinge dienen, die Gott erschaffen hat – denn welchen Nutzen brächte wohl der Mensch, das begabteste und zugleich verkehrteste aller Geschöpfe, außer um die Güte und Langmuth des Allmächtigen zu offenbaren? Du könntest sonst eben so geneigt sein, dich zu fragen, warum es schädliches Gewürm und wilde Thiere gebe, die dem Menschen nicht allein nutzlos, sondern überdies für ihn eine Quelle der Furcht und Gefahr sind. Sie haben ihr Anrecht auf die Erde so gut als der Mensch, und dienen mit dem übrigen Theile der belebten Natur zur Verherrlichung der Macht, der Weisheit und unendlichen Mannigfaltigkeit des Schöpfers. Es ist wahr, daß alle Dinge zu unserem Nutzen erschaffen wurden; aber erinnere dich, daß nach dem Sündenfalle an den Menschen das Wort erging: ›Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brod essen.‹ – Sollen die pfadlosen Wälder und die noch unerforschten Gegenden so lange ohne lebendige Geschöpfe bleiben, bis der Mensch zu ihrer Benutzung kommt? Und soll der Mensch in seinem gesunkenen Zustande die ganze Erde und ihre Güter besitzen, ohne zu arbeiten und seine Bestimmung zu erfüllen? Nein. Die wilden und schädlichen Thiere weichen allein vor der Kultur zurück und es gehört gerade zu der Arbeit, zu welcher wir verurtheilt sind, dieselben gleich den Disteln und Dornen auszurotten, oder sie in jene Gegenden zu vertreiben, deren wir noch nicht bedürfen und wo sie sich unterdessen eines ungestörten Besitzes erfreuen können.«

Also redete Macallan zu unserem Helden, dessen Wissensdurst beständig den gelehrten Wundarzt mit Fragen bestürmte, und so pedantisch die Rede des Letztern auch scheinen mag, schloß sie doch wichtige Wahrheiten in sich, welche sein Zögling in getreuem Gedächtnisse niederlegte.


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