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Zweites Kapitel.

Die Schilderung ist lang und doch betrifft
Sie kaum fünf rasch vergangene Minuten;
Doch was Minuten! Solche Augenblicke
Sind Ewigkeiten in des Menschen Leben.

Byron.

 

Auf die Meuterei von Spithead folgte bald die am Nore, und der Rädelsführer Parker glich einem Meteore, das, aus Nichts entspringend, plötzlich am Firmament erscheint, leuchtet, blendet und verschwindet. Die Texelflotte schloß sich den Empörern an, mit Ausnahme weniger Schiffe, welche der Muth und das kluge Benehmen des tapfern alten Admiral Dunkan vor der Ansteckung bewahrte. Hier möge mir eine kleine Abschweifung vergönnt sein. Ich gedenke nämlich dem Leser die Rede mitzutheilen, welche dieser Offizier bei den ersten Symptomen des Mißvergnügens an seine Schiffsmannschaft hielt. Man glaubt gewöhnlich, Seeleute seien nicht beredt. Ich aber behaupte, daß, mit Ausnahme der Indianer Nordamerika's, welche die Kunst, mit wenig Worten viel zu sagen, bis zur Vollkommenheit gebracht haben, es wohl kaum anderswo ebenso beredte Leute gibt, als auf der See. Alles kommt in dieser Welt hauptsächlich darauf an, die größtmögliche Wirkung durch die geringsten Mittel zu erreichen, und wenn dieses sich so verhält, so kommen wir der Beredtsamkeit desto näher, je einfacher die Sprache und je kürzer gefaßt der Inhalt ist. Rednerische Blumen können dem fünften Rade am Wagen verglichen werden, das die Maschine nur geräuschvoller und komplicirter machen würde, ohne deswegen ihre Stärke zu vermehren oder ihren Lauf zu beschleunigen.

Es war am sechsten Juni, als sich mit der Flotte am Nore der Agamemnon, Leopard, Ardent und andere Schiffe vereinigten, die sich von Admiral Dunkan's Flotte getrennt hatten. Nachdem der Admiral sich von einem Theile der Flotte verlassen sah, rief er seine Schiffsmannschaft zusammen und hielt folgende Rede an sie:

»Jungen! Ich rufe euch noch einmal zusammen, im Herzen tief betrübt über das Mißvergnügen, welches ich seit Kurzem unter der Flotte wahrgenommen; ich nenne es Mißvergnügen, denn Beschwerden hat die Mannschaft nicht. Verlassen zu werden von meiner eigenen Flotte, und zwar Angesichts der Feinde, ist ein Schimpf, der, wie ich glaube, noch keinem britischen Admirale widerfuhr und den ich nie für möglich gehalten hätte. Mein größter Trost ist, daß ich von den Offizieren, Matrosen und Soldaten dieses Schiffes unterstützt worden bin, wofür ich euch mit einem von Erkenntniß überströmenden Herzen meinen aufrichtigen Dank anzunehmen bitte. Ich schmeichle mir, daß euer Beispiel viel Gutes wirken wird, indem es die Getäuschten zur Erkenntniß der Pflicht zurückführt, die sie nicht nur ihrem Könige und Vaterlande, sondern auch sich selbst schuldig sind.

»Die britische Marine war von jeher die Stütze der Freiheit, die wir von unsern Vorfahren empfingen, und die wir, so Gott will, der spätesten Nachkommenschaft erhalten werden – was nur durch Einigkeit und Gehorchen geschehen kann. Die Mannschaft dieses und der andern Schiffe, die sich durch Treue und gutes Verhalten ausgezeichnet hat, verdient die Liebe einer dankbaren Nation und wird sie auch ohne Zweifel erhalten. Auch wird ihr ruhiges Gewissen ihnen ein kräftigendes und dauerndes Hochgefühl einflößen, das weit entfernt ist von dem schwankenden und falschen Vertrauen derer, die ihrer Pflicht untreu geworden sind.

»Es ist oft mein Stolz gewesen, mit euch in den Texel zu blicken und einen Feind zu schauen, der nicht herauszukommen und mit uns zusammenzutreffen wagte. Aber jetzt ist mein Stolz sehr gedemüthigt! Unsere Schale ist übergeflossen und hat uns übermüthig gemacht – die allweise Vorsehung hat uns diesen Unfall als eine Warnung geschickt, und ich hoffe, wir werden Nutzen daraus ziehen. Auf sie, bei der allein Sicherheit ist, wollen wir unser Vertrauen setzen. Ich weiß, daß viele wackere Männer unter uns sind; was mich betrifft, so habe ich volles Vertrauen zu der ganzen Mannschaft dieses Schiffes; und ich kann nicht umhin, eurem Benehmen noch einmal das verdiente Lob zu Theil werden zu lassen.

»Möge Gott, der uns bisher geleitet hat, uns auch ferner leiten; möge die britische Marine, der Ruhm und die Stütze unseres Vaterlandes, ihren früheren Glanz wieder erlangen, und nicht bloß das Bollwerk Britanniens, sondern der Schrecken der Welt sein.

»Dieß kann aber nur geschehen durch ein strenges Haften an der Pflicht und dem Gehorsam; lasset uns daher den allmächtigen Gott bitten, er möge uns auf dem rechten Wege erhalten.

»Gott segne euch Alle.«

Nach einer so anspruchslosen und durch ihre Einfachheit und Wahrheit auf die Rührung menschlicher Herzen so gut berechneten Rede zerfloß die ganze Schiffsmannschaft in Thränen und erklärte sich fest entschlossen, ihren Admiral weder im Leben, noch im Tode verlassen zu wollen. Hätten alle Schiffe der Flotte unter dem Befehle solcher Männer, wie Admiral Dunkan, gestanden, so würde der Meuterei zu Spithead die am Nore nicht gefolgt sein. Aber die Matrosen hatten weder Vertrauen zu ihren Offizieren, noch zu den Herren der Admiralität. Denn Mißtrauen gegen die Versprechungen derselben, die sie nur gegeben glaubten, um dadurch Zeit zu gewinnen, war die Veranlassung zu dem zweiten und ernsthafteren Aufstande.

Gereizte Stimmung verleitete Peters, der mißmuthigen Partei sich anzuschließen. Sein Stolz, seine bessere Erziehung und das Zugeständniß seiner Schiffsgenossen, daß man ihm Unrecht gethan habe, dieß Alles traf zusammen, ihn in die gefährliche Stellung eines Rädelsführers an Bord seines eigenen Schiffes zu bringen, dessen Mannschaft, obwohl sie sich noch nicht für die Meuterei erklärt hatte, doch deutliche Zeichen des Mißmuthes an den Tag legte.

Die Mine ward jedoch bald durch das Benehmen des Kapitäns zur Explosion gebracht. Besorgt wegen des aufrührerischen Zustandes auf den andern Schiffen, welche in seiner Nähe vor Anker lagen, sowie durch die Symptome des Mißvergnügens auf seinem eigenen in Angst gesetzt, ließ er sich zu einer unentschuldbaren Strenge hinreißen, die offenbar nur die Folge seiner Furcht und nicht eines festen Entschlusses war. Er ließ nämlich mehrere von den Unteroffizieren und den Einflußreicheren der Schiffmannschaft in Ketten legen, weil man sie auf dem Vorderkastelle ernsthaft mit einander hatte sprechen sehen, und da er bedachte, daß sein Benehmen gegen Peters das Mißvergnügen rechtfertigen könnte, so fügte er ihn der Zahl der Uebrigen bei. Dieser ungerechte Schritt that seine augenblickliche Wirkung. Die Mannschaft kam in Masse auf das Halbdeck und verlangte die Gründe zu erfahren, warum Peters und die Andern gefangen gesetzt worden seien, und da die Miene des Kapitäns Bestürzung verrieth, so bestanden sie, trotz der entschlossenen Einsprüche der Offiziere, auf augenblicklicher Freilassung ihrer Schiffsgenossen.

So wurde durch das unkluge Benehmen des Kapitäns selbst der erste offene Schritt zur Empörung herbeigeführt.

Umsonst waren die Vorstellungen und Drohungen der Offiziere. Eine Stimme aus dem Haufen forderte zu drei Hurrah auf, die sogleich erschollen. Die noch treu gebliebenen Marinesoldaten waren unter das Gewehr gerufen, der erste Schiffslieutenant – denn der Kapitän war in seiner Bestürzung und Verwirrung eine bloße Null – befahl den Matrosen, hinunter zu gehen, und drohte, Feuer auf sie geben zu lassen, sobald sie diesem Befehle nicht augenblicklich gehorchten. Der Kapitän der Marinesoldaten ließ seine Leute fertig machen, und sie hatten bereits angeschlagen, als der erste Lieutenant ein Zeichen gab, mit der beschlossenen Maßregel noch inne zu halten, bis er vorerst untersucht hätte, in wie fern die Empörung eine allgemeine sei. Er trat einige Schritte vor, und forderte jede »Blaujacke«, die König und Vaterland treu zu bleiben gesonnen war, auf, von der Seite des Halbdecks, wo die Schiffsmannschaft sich versammelt hatte, nach der andern herüberzutreten, welche die Offiziere und Marinesoldaten inne hatten.

Es erfolgte ein Augenblick des Schweigens – als William Adams, ein alter Quartiermeister, aus dem dichtgedrängten Haufen hervortrat und auf die Seite, wo die Offiziere standen, hinüberging, während die übrige Schiffsmannschaft durch ein lautes Gezisch sein Benehmen mißbilligte. Sobald der alte Mann die andere Seite des Verdecks erreicht hatte, drehte er sich gleich einem grimmigen Löwen um, mit dem einen Fuß auf dem Rande der Lucke stehend und seinen Arm erhebend, um Stille zu gebieten, und redete seine Kameraden mit folgenden wenigen Worten an:

»Jungen! fünfunddreißig Jahre habe ich für meinen König gefochten und bin zu lange in seinen Diensten gestanden, um in meinen alten Tagen noch zum Rebellen zu werden.«

Kaum möchte man es glauben, daß, nachdem die Meuterei gestillt war, von Adams Benehmen der Regierung kein Bericht erstattet wurde. Und doch verhielt es sich so; dies war die Dankbarkeit des Kapitäns A.

Adams Beispiel fand keine Nachahmung; die Schiffsmannschaft erneuerte ihr Hurrahrufen, stürzte die Luken hinab und ließ die Offiziere und Soldaten auf dem Verdecke. Auf dem Halbdecke ward sofort die Schildwache entwaffnet, die Gefangenen wurden befreit, und dann schritt man zur Berathung über weitere Maßregeln.

Sie hatten bald einen Entschluß gefaßt. Ein Hochbootsmannsgehülfe, einer von den Rädelsführern, pfiff zu den Hängematten. Die Leute liefen auf das Verdeck, jeder bemächtigte sich einer Hängematte und sprang damit herunter auf das Hauptdeck. Da man den Grund dieses Manövers nicht begriff, so konnten sie es ungehindert ausführen. Nach wenigen Minuten schickten sie den Soldaten, den sie als Schildwache bei den Gefangenen entwaffnet hatten, hinauf und ließen durch ihn ihren Wunsch ausdrücken, mit dem Kapitän und den Offizieren zu reden, die auch nach kurzer Berathung einwilligten, herunter zu kommen und die Vorschläge der Schiffsmannschaft anzuhören. Widerstand wäre vielleicht, selbst mit Hülfe der Seesoldaten, von denen Viele schwankten, in gegenwärtigem Augenblicke nutzlos gewesen und hätte sie nur ihr Leben kosten können; denn sie waren von andern Schiffen umgeben, welche die Fahne der Empörung aufgesteckt hatten und bereit waren, bei dem geringsten Zeichen eines Versuchs, die Anker aufzuwinden, ein verheerendes Feuer auf ihn zu geben. Sie begaben sich also nach dem Hauptdecke.

Die Scene, welche sich hier eröffnete, war ebenso seltsam, als neu. Den hinteren Theil des Hauptdecks nahmen der Kapitän und die Offiziere ein, die nur mit wenigen, ihrer Pflicht treu gebliebenen Seesoldaten und einem einzigen Matrosen, Adams, der auf dem Halbdeck seinen Entschluß so heldenmüthig ausgesprochen, heruntergekommen waren. Das Vordertheil des Decks hatte ein unruhiger und lärmender Haufe Matrosen im Besitz, welche nur mit den Köpfen über eine Barrikade von Hängematten hervorragten, die sie quer über das Verdeck aufgeworfen hatten, und aus welcher zwei lange, bis an die Mündung mit Kartätschen geladene, gerade auf die Offiziere und Seesoldaten gerichtete Vierundzwanzigpfünder, durch zwei höchst kunstreich gefertigte Oeffnungen hervorragten. An jeder dieser Kanonen stand ein Mann, eine brennende Lunte haltend, die er von Zeit zu Zeit anblies, um das Pulver desto schneller entzünden zu können, und wartete aus das Signal zum Abfeuern.

Der Kapitän wollte sich erschrocken zurückziehen, aber die Offiziere, aus körnigerem Stoffe gebildet, überredeten ihn zum Bleiben, obgleich er so deutliche Zeichen von Furcht und Verwirrung blicken ließ, daß dadurch eine Sache, in welcher Entschlossenheit und Geistesgegenwart allein retten konnte, ernstlich gefährdet sein mußte. Auf Peters Veranlassung hatten die Meuterer bereits die vorläufigen Bedingungen hinübergesandt, wornach die Offiziere und Seesoldaten ihre Waffen ausliefern und sich als Gefangene betrachten sollten – im andern Falle würde der erste Schritt, den einer von ihnen zu thun wagte, das Signal zum Feuergeben sein.

Jetzt erfolgte eine Pause und eine so tiefe Stille, als ob vollkommene Ruhe auf dem Schiffe geherrscht hätte, obgleich jede Leidenschaft fessellos tobte, jeder Busen sich in mächtiger Aufregung hob und jeder Puls mit dreifacher Heftigkeit schlug. Dasselbe Gefühl, welches den trägen Schulknaben so gewaltig ergreift, der im Bewußtsein seiner Schuld die kommende Strafe fürchtet und kaum die Lust einstweiliger Freiheit zu genießen vermag – war in den Meuterern, bei welchen weit mehr auf dem Spiele stand, auch in vergrößertem Maße thätig. Einige Herzen schlagen ungestüm bei der Erinnerung an erlittenes Unrecht und bei der Hoffnung auf Wiedervergeltung und Rache, andere treibt der Ehrgeiz, der lange schlummerte, nun aber aus seinem Hinterhalte hervorbricht; und Viele sind von jenem unruhigen Sinne beherrscht, vermöge dessen sie jeden Wechsel der Eintönigkeit eines Daseins in erzwungenem Dienste vorziehen.

Unter den Offizieren waren einige von beängstigenden Ahnungen niedergedrückt – jenen eigentümlichen Gefühlen, welche, wenn der Tod unsern Sinnen sich nähert, das Herz aufregen; Andere kannten kein Gefühl, als das des männlichen Muthes, und waren fest entschlossen, wenigstens wie Männer zu sterben; noch Andere – zu welcher Partei, so gering sie auch war, vorzüglich der Kapitän gehörte – hatten vor Furcht und Zittern fast alle Besinnung verloren.

Dies war in dem Momente, den wir jetzt unsern Lesern schildern wollen, der Zustand der Dinge auf dem Hauptdecke des Schiffes.

Und doch, mitten unter all' diesem Tumult befand sich ein Wesen, das, obwohl nicht gleichgültig gegen solche Vorgänge, doch sich angezogen fühlte, ohne Angst blicken zu lassen und verwundert war, ohne aufgeregt zu sein. Zwischen den streitenden und getheilten Parteien stand ein kleiner, etwa sechs Jahre alter Knabe. Er war ein Muster vollkommener kindlicher Schönheit; lockiges, kastanienbraunes Haar flatterte um seine Stirne, Gesundheit glühte auf seinem Gesichte, Grübchen spielten in Kinn und Wangen, wenn er den Ausdruck seiner Miene wechselte und seine großen, schwarzen Augen strahlten von Klugheit und Lebhaftigkeit. Er war ganz possierlich wie ein Matrose auf einem Kriegsschiffe gekleidet – trug weite Hosen, die ihm um die Hüften gebunden waren, um dadurch die Hosenträger überflüssig zu machen – dazu eine weiße Jacke von Segeltuch mit langen Aermeln und blauem Kragen – ein Messer hing an einer Schnur, die um seinen Hals herumlief, und ein leichter, schmalberänderter Strohhut vollendete seinen Anzug. Bisweilen blickte er auf die Offiziere und Seesoldaten, dann wandte er seine Augen wieder nach den Hängematten, hinter welchen sich die Schiffsmannschaft befand. Es war für ihn ein neuer Anblick, aber er war bereits daran gewöhnt, viel nachzudenken und wenig zu fragen. Da stand er, verwundert, doch ohne sich zu fürchten.

Es lag etwas Anziehendes und Rührendes in der Lage des Knaben. Ruhig, wo Alles um ihn her in ängstlicher Aufregung war; gedankenlos, während im Kopfe der Andern ein Heer von Gedanken tobte; vergnügt, wo Alle mißvergnügt waren; friedlich gesinnt, wo jede der Parteien, zwischen denen er sich befand, nach dem Blute der andern dürstete – stand er da, der einzige Glückliche, der einzige Unschuldige unter Hunderten, die von widerstrebenden Interessen und streitenden Leidenschaften beherrscht waren.

Und doch paßte er, obgleich so stark kontrastirend, zu dem ganzen Gemälde; denn wo gibt es ein so durchaus verdorbenes, menschliches Gemüth, dem wenigstens nicht noch Ein gutes Gefühl innewohnt? Es gibt nichts so Niedriges und Gemeines, das nicht auch eine versöhnende Eigenschaft hätte. Es gibt kein Gift ohne Heilwirkung – keinen auch noch so kahlen Fels, ohne irgend eine Spur von Grün – keine noch so traurige Wüste, ohne eine erfrischende Quelle für den müden Wanderer, ohne eine Oase, ein grünes Plätzchen, das durch seine Lage im Vergleich mit der ganzen Umgebung beinahe himmlisch erscheint; und so sah der Knabe, wie er auf dem Hauptdecke des aufrührerischen Schiffes zwischen den erbitterten Parteien da stand, fast wie ein Engel aus.

Nach einer kleinen Weile ging er vorwärts und lehnte sich gegen einen der aus den Barrikaden hervorragenden Vierundzwanzigpfünder, so daß sein kleiner Kopf sich unmittelbar und in gerader Richtung vor der Mündung des Geschützes befand. Als Adams, der Quartiermeister, die gefährliche Lage des Kindes bemerkte, schritt er vor. Dieses war gegen die von den Meuterern festgesetzten Bedingungen, und Peters schrie ihm zu: »Beigelegt, Adams, oder wir feuern!« Adams winkte mit der Hand, um ihn zu beschwichtigen und schritt noch weiter vor. »Zurück,« schrie Peters zum zweiten Male, »oder bei – –, wir feuern!«

»Nicht auf einen alten, wehrlosen Mann, Peters,« erwiederte Adams; »ich bin nicht so viel Pulver und Blei werth.« Der Mann am Geschütz blies seine Lunte an. »Um Gottes, um deiner selbst willen, wenn dir deine Seligkeit, dein Seelenfriede noch etwas gilt, so gib kein Feuer, Peters!« schrie Adams so laut er konnte, »oder du wirst dir niemals vergeben.«

»Weg mit der Lunte,« sagte Peters; »Einen Mann brauchen wir nicht zu fürchten.« Während er dies sagte, war Adams bis zur Mündung der Kanone herangekommen, ergriff den Knaben und nahm ihn auf seine Arme.

»Ich trat bloß deßwegen vor, Peters, um dein Kind zu retten, dessen Kopf jetzt zu Staub zerschmettert wäre, wenn du hättest Feuer geben lassen,« sagte Adams, indem er sich schnell umwendete und mit dem Knaben in seinen Armen hinwegging.

»Gott im Himmel segne dich, Adams!« rief Peters mit zitternder Stimme, indem er einen Blick voll inniger Zärtlichkeit auf das Kind warf. Väterliche Gefühle besänftigten in diesem Augenblicke das Herz des Meuterers, und er blies das Pulver aus der Zündpfanne des Geschützes, damit nicht zufällig ein Funke das Leben seines Kindes in Gefahr brächte, welches sich jetzt hinten auf der Seite der Offiziere und ihrer Partei befand.

Leser, dieser kleine Knabe wird der Held unserer Erzählung sein.


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