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Eilmarsch ins Feldlager

Jaunde, 25. Dezember

Die einzige Bescherung, die mir der Weihnachtsabend diesmal gebracht hat, war die durch Eilboten übermittelte Nachricht, daß Dr. G. von der Südexpedition im Aufstandsgebiete sehr schwer erkrankt sei, und daß für ihn ärztliche Hilfe und Ablösung erbeten werde. Was bleibt mir anderes übrig, als nach zehntägiger Pause schleunigst wieder meine Blechkoffer zu packen und so rasch als möglich zu ihm zu reisen. Der heutige Tag vergeht mit der Besorgung von Trägern und sonstigen Reisevorbereitungen, und morgen in aller Frühe will ich nur mit dem unentbehrlichsten Gepäck, unter Verzicht auf das Zelt, um möglichst wenig durch den Transport der Lasten behindert zu sein, aufbrechen.

Der größere Teil des Weges ist derselbe, den ich eben glücklich hinter mir hatte. Selbst bei größter Beschleunigung aber kann ich den Kranken vor sieben bis acht Tagen nicht erreichen. Die afrikanische Landpraxis erfordert harte Proben der Geduld und Willenskraft, ganz abgesehen vom körperlichen Können. Einige hundert Kilometer Urwaldmarsch stehen mir wieder bevor; daheim zu gleicher Zeit Winterschnee, Tannenbaum und Weihnachtsfreude ... Aber ich gehe gern in der Hoffnung, einem Kranken nützen zu können, und tröste mich damit, daß es vor meinem Heimaturlaube, den ich Anfang Februar antreten darf, endgültig die letzte Wanderung sein wird.


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