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Der Kolonialdienst

Im Oktober

Was befähigt einen Menschen zum Dienste in den Kolonien? Etwa ausschließlich der heimische Beruf? Muß nicht vielmehr jeder in allen Punkten seine Anschauungen modifizieren, wenn er in neue Verhältnisse kommt? Muß nicht jeder erst sich in das ungewohnte afrikanische Leben hineintasten? Wir haben nicht die Möglichkeit zu einer eingehenden Spezialvorbildung für den kolonialen Beruf in der Heimat. Solange uns diese Möglichkeit fehlt, wird sich von der Heimat aus nie mit Sicherheit entscheiden lassen, ob der fürs Ausland sich Meldende geeignet ist oder nicht Inzwischen sind in Deutschland zahlreiche Einrichtungen geschaffen worden, die eine eingehende Spezialvorbildung für den kolonialen Beruf vermitteln.. Atteste, Qualifikationen usw. aus heimischem Betriebe sind für die Beurteilung dieser Frage ganz belanglos, denn gerade über das, worauf es in den Tropen ankommt, schweigen sie sich notgedrungen aus. Wir brauchen Leute, die sich neben ihrer beruflichen Tätigkeit einen freien, offenen Blick gewahrt haben, die sich nicht im Halbschlafe durchs Leben schieben lassen, sondern für große Ziele mit großer Ausdauer zu arbeiten entschlossen sind; Leute, die nicht ermüden, auch wenn ein Erfolg ihrer Arbeit sich nur langsam einstellt; Leute mit Charakter, aber auch mit Lebensmut; Leute, die noch nicht in spießbürgerlichen Anschauungen erstarrt sind, lieber mit einer kleinen Dosis Draufgängertum ausgestattet, als daß sie mit stumpfer Resignation ihre Zeit abdienen und vor jeder Schwierigkeit die Segel streichen. Staubige Perückenköpfe taugen am allerwenigsten in unsere Kolonien, wir brauchen Männer mit scharfem Blick fürs Praktische, ohne Schwerfälligkeit des Lebens und der Gedanken, wir brauchen ganze Menschen.


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