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Dreiundzwanzigstes Kapitel. Noli me tangere!

»Ich habe dich angezogen durch ein Spiel – denn du warst ein Kind, und Kinder lehrt man spielend. Aber wenn ein Lehrmittel erschöpft ist, wird es weggeworfen und gegen ein höheres vertauscht, damit das Kind zum Ernst reife!« – So spricht die Stimme des allweisen Lehrers dort oben zur Gräfin, als sie in ihrem Schmerz versunken durch die winterliche Frühdämmerung fährt. Sie wundert sich fast, als sie in das Morgengrauen hinausblickt, daß das Weltgestirn es immer noch nicht müde ist, seinen Kreislauf fortzusetzen. Ja, die geheimnisvolle Stimme spricht wahr: das Spiel ist aus, das Lehrmittel ist erschöpft, aber sie fühlt sich noch nicht reif für ein strengeres und zittert davor.

An die Stelle des göttlichen Kindergärtners tritt der finstere Lehrmeister, der Tod, und erzwingt die Aufmerksamkeit der ungelehrigen Schülerin durch den ersten unbarmherzigen Hieb in das eigene Fleisch und Blut! – Es tagt, – in der Natur wie in ihrem Innern, aber die Sonne bescheint ein Leichentuch, draußen wie drinnen, eine winterlich abgestorbene Welt. Wo ist der Tag, da sie ihr erscheinen sollte im Frühlingsgarten, die erlösende Liebe, auf die sie gehofft? O wehe dem, der noch an einen Frühling glaubt. Das Beste, was ihm wird, ist eine kalte Wintersonne über verschneiten Gräbern.

An den lachenden Ufern der Riviera liegt die Leiche ihres Frühlingswahns. –

Der Gott, den sie suchte, war ein anderer als der, den sie ans Herz zu drücken gemeint. Und der neue Lehrmeister nimmt sie mit knöchernen Fingern an der Hand und läßt sie den selbstgeschaffenen Gott in der Nähe betrachten, mit dem sie jetzt hadert, daß er sie getäuscht. »Was wäre das für ein Gott, wie du ihn dir gebildet?« schallt es ihr mit unerbittlichem Hohn ins Ohr. Ja, sie hat geglaubt, es sei derselbe Jupiter, der irdische Frauen minnte, der im Laufe der Zeiten nur den Namen gewechselt und ihr diesmal als Christus erschienen sei. Wohl wußte sie, daß Christus der Gott der Keuschheit sei, aber was dünkt der Eitelkeit eines koketten Weibes unmöglich? Sie hätte ja die eine, einzige, unter Millionen und in Jahrtausenden sein können, die das Herz des asketischen Gottes in Brand steckte! Und dieser Triumph wäre noch weit größer als der ihrer beneideten Rivalinnen, Danae, Leda oder Europa, denn der lüsterne Griechen- und Römergott war wohlfeil zu haben! Aber jetzt mußte sie erfahren, daß Christus nicht wie jene gefälligen Götter eine Ausgeburt der sinnlichen Phantasie der Völker sei, sondern ein Gegensatz zu jeder natürlichen Neigung und Begierde, – ein nicht von Menschen erschaffener – ein wahrer Gott! Wäre er es nicht, die Menschen hätten ihn sich bequemer erdacht. Soll das nicht eine göttliche Macht sein, die im Widerspruch zu allem Menschlichen, zu allen irdischen Leidenschaften, ohne Glanz und Macht, mit den unscheinbarsten Mitteln ein Weltreich gegründet hat? Ja, sie erkennt es in Ehrfurcht erschauernd – es ist ein Gott, aber ein anderer, als den sie suchte; Christus ist nicht Jupiter – und Freyer nicht Christus. Dieser läßt sich nicht in die Arme schließen, gibt sich nicht dem irdischen Verlangen, sei es noch so andächtig-brünstig. Geist, wie er ist, verflüchtigt er sich, auch wo er sich in der sinnlichen Form offenbart, und wer ihn zu fassen meint, der hält die arme Puppe im Arm, die er dem kindischen Sinn, der nur nach dem Greifbaren hascht, einen Augenblick zur Stütze gelassen!

Auch Maria Magdalena durfte ihn pflegen und salben, da er im Menschenleib wandelte, als sie aber den Wiederauferstandenen umfangen wollte, da donnerte ihr das » Noli me tangere« entgegen und der Gott entzog sich der irdischen Berührung. Aber in Maria Magdalena war die Liebe, die der Sichtbare entzündet, stark genug, um für den Unsichtbaren fortzuglühen, – sie suchte ihn nicht mehr unter den Lebenden, sie ging in die Einsamkeit und lebte dem Entschwundenen! – Aber so weit ist die Gräfin noch nicht. Was ist das für ein »Gott der Liebe«, der an seinen Besitz Bedingungen knüpft, die das warme Blut gefrieren machen, das warme Leben ersterben? Was ist das für ein Besitz, der nur durch Entsagung, was für eine Seligkeit, die nur durch Abtötung zu erringen ist? Das ist ein Widerspruch, den die leidenschaftliche Seele nicht versteht. – Sie möchte seine Kniee umfassen und mit ihren Haaren seine Füße trocknen, wenigstens das, nichts weiter, nur das noch – sie will ja bescheiden sein! – Aber nicht einmal das ist ihr mehr gestattet.

Dies ist das große, sinnlich-religiöse Moment, worin sich Gottheit und Menschheit berühren, das Magdalenentum in der Bekehrungsgeschichte der Menschheit, das Seelen wie die Gräfin zuerst anlockt, sie einen Augenblick lang alle Wonnen der Gottesnähe empfinden – und dann enttäuscht und allein zurück läßt, bis sie erkennen, daß ihnen in dem einen Augenblick Flügel gewachsen sind – stark genug, um sie zum Himmel zu tragen, wenn sie sie nur erst gebrauchen lernten.

So zuckend, verlassen am Boden liegt das Herz der modernen Magdalena, als ihr das erste Noli me tangere entgegentönt. – Daß es Dinge gibt, die man nicht haben kann, hat sie nie gewußt, und nun sie einen Gott haben wollte und ihn nicht erreichen konnte, murrt sie, wie das Kind, das vergebens nach den Sternen greift, bis es erwächst zu einem höheren Eigentumsgefühl, als dem des persönlichen Besitzes, zu jenem Gefühl, das uns im stillen Anschauen des gestirnten Firmaments mit dem stolzen Bewußtsein erfüllt: »Das ist dein! –«

Alles ist unser – und nichts, je nachdem wir es nehmen. Um uns die Brust zu weiten an seinem gewaltigen Gedanken, – um uns darin aufzulösen und zu schwelgen im wirbelnden Reigen der Atome, so gehört uns das All! – Um es aber in uns aufzusaugen und zu umfassen, – in dem Sinne gehört es uns nicht. Und so ist es mit Gott: Es kann das Große nicht im Kleinen aufgehen – nur das Kleine im Großen; das aber gerade ist sein unbestreitbares Besitzrecht, daß es dies darf und seiner Wesenheit nach sich dazu gehörig fühlen kann. Wie lange wird es dauern und was wird es kosten, bis das ungeduldige Kind zu dem Frieden dieser Erkenntnis gelangt?

Die Gräfin fährt im dämmernden Frühlicht an einer kleinen Vorstadtkirche Münchens vorbei. Es ist die Zeit der Frühmesse. Tief vermummt, schlürfen ein paar schlaftrunkene, fröstelnde, alte Weiblein mit großen Filzschuhen über den Schnee hin, in die geöffnete Tür. Ein schwacher Lichtschein fällt heraus, kein Orgelton lockt sie, kein festliches Gepränge, denn es ist eine »stille Messe«. Es ist jedenfalls kalt und düster, sang- und klanglos da drin. Aber die Gräfin zieht plötzlich im Wagen an der Schnur, der Kutscher hält.

»Ich gehe nur einen Augenblick in die Kirche,« sagt sie und wankt unsicheren Schrittes, denn sie ist körperlich und geistig dem Erliegen nahe, hinein. Die alten Weiblein sehen sie feindselig an, als fragten sie: »Was willst denn du unter uns armen häßlichen Weiblein, die sich mit ihren krummen Gliedern so früh aus den schweren Federbetten zu ihrem Heiland schleppen, weil sie nachher ihren kleinen Haushalt bestellen müssen und nicht weg können? Was kommst du, mit uns das bittere Brot der Armut zu teilen, das Brot der Armen im Geist, womit unser Heiland schon die Fünftausend speiste und noch Tausende und Abertausende mehr von Ewigkeit zu Ewigkeit? Was wird dich das Bröcklein frommen, das hier für die paar Bettelweiblein abfällt?«

Sie schämt sich, als sie in ihrer langen Sammetschleppe und ihrem kostbaren Pelzmantel an den zusammengekauerten, nach alten Strohsäcken und dumpfen Schlafkammern duftenden Gestalten vorbeischreitet und ihr die Frage aus den runzligen blöden Gesichtern unter wollenen Kapuzen und Hauben entgegentritt, als sei sie gekommen, um den Armen etwas wegzunehmen, sie, die Reiche! Sie ist schon bis zu den vorderen leeren Bänken am Altar vorgegangen, wo sich die schüchternen Leutchen nicht hinzusetzen trauen, aber sie weiß nicht, warum – wie sie dort niederknien will, fällt es ihr plötzlich aufs Herz, sie könne den Leuten hinter ihr den Blick auf den Altar schmälern, ihnen etwas entziehen, worauf sie kein Recht habe, und sie kehrt um und geht zurück zur letzten Bank. – Dort, hinter einem zitternden, alten Mann im schäbigen Lodenkittel, der die steifen Kniee kaum mehr biegen kann und röchelnd und hustend vor sich hin lallt, und einer auszehrenden Frau, die den Rosenkranz zwischen hageren, krummen Fingern dreht, kniet sie nieder. Jetzt ist ihr wohler – sie fühlt es, sie hat hier kein Recht, hier ist sie die Letzte unter den Letzten!

Die Kirche ist noch dunkel, es ist noch nicht angezündet, denn der Mesner muß mit dem Licht sparen, – das weiß man alles. Der matte Schein, der herausfiel, kam von den Lichterstümpchen und Wachsstöcken, die die Leute mitbringen. Die kleben sie vor sich auf die Betstühle, um ihre Meßbüchlein dabei lesen zu können. Der erste in der Bank muß ein Schwefelholz daran wenden, dann zünden die anderen an seinem Licht die ihren an und sind froh, die Schwefelhölzer sparen zu können. Das ist so ein stillschweigendes Uebereinkommen, das jeder kennt. Hell blitzen da und dort die Lichtlein auf – dann und wann in einer noch dunkeln Gegend hört man das leise Knallen eines Streichhölzchens und gleich tritt aus zitternden Schatten wieder eine Säule, ein Heiligenbild hervor, bald schwächer, bald deutlicher, je nachdem das Licht auf und nieder zuckt, bis es recht brennt. Dann ist es hell im Schiff und wie Rauchwolken vom Opferdampf zieht der Atem der Leute durch die kalte Kirche, über die Flämmchen hin. Nur der Hochaltar liegt noch im Dunkeln. Der Gräfin fällt der Strahl eines Wachsstockes aus der Bank vor ihr grell in die Augen. – Die Frau in dem dreieckigen Tüchlein mit den eingefallenen Schläfen und den knöchernen Händen schaut sich um und blickt ihr traurig, fast vorwurfsvoll ins Gesicht und auf den reichen Pelzmantel. Die Gräfin schämt sich, daß sie schön ist, sie schämt sich, daß sie einen Pelz trägt, während die Frau da vor ihr kaum die Schultern bedeckt hat. – Es schnürt ihr die Brust zusammen, sie möchte sich fast deshalb entschuldigen. Wäre sie jetzt auch arm – dann brauchte sie sich nicht zu schämen. – Sie zieht leise ihre Geldtasche heraus und drückt der Frau über die Bank hinüber den Inhalt davon in die Hand. Fast erschrocken fährt die Frau zurück, sie kann es nicht glauben, nicht begreifen, darf sie es wirklich nehmen, ist es wirklich Ernst?

»Vergelte Gott! I will für enk beta, tausend und hundertmal!« flüstert sie leise und es ist ein großes, unausgesprochenes Etwas, das sich aus dem Dankesblick des armen Weibes über die Gräfin ergießt. Dann rutscht das Weib auf den Knieen zu ihrem Nachbar, dem hustenden, lallenden Mann, hinüber und drückt ihm ein Goldstück in die Hand.

»Da habt's ös au ebbas! Oes seid's au arm und bedürfti.«

Dieser sieht die Frau, die er nicht kennt, nun auch an, wie eine Erscheinung aus einer anderen Welt: »Ja, was is dös?« stammelt er mühsam.

»Die Dam' dahint' hat mir's geb'n!« sagt das Weib und deutet mit dem Daumen zurück.

Der alte Mann nickt, so gut es geht mit dem schweren Kopf, der Gräfin zu, und es fällt der armen Frau nicht ein, daß er eigentlich ihr hätte danken müssen, da es ihr geschenkt war und sie es freiwillig mit ihm teilte.

Die Gräfin hat ein seltsames Gefühl der Beruhigung, als habe sie jetzt erst ein Recht hier zu sein, als habe sie sich mit dieser Gabe ihr Teil an dem »Brot der Armut« erkauft! –

Endlich regt sich's am Hochaltar. Ein schlaftrunkener Chorbub schlurft daher, macht seinen Knicks vor dem Allerheiligsten und zündet eine Altarkerze an, die nicht brennen will, weil er nicht wartet, bis das vor Kälte spröde Wachs schmilzt. Während er die zweite anzündet, löscht die erste aus und er muß von vorn anfangen. Lange wackelt der Stock mit dem Anzünder in den frostzitternden Händen des Buben hin und her. Endlich ist der Altar beleuchtet, der Bub knickst wieder und stapft die steinernen Stufen herunter in die Sakristei zurück. Das ist gemeine Prosa, aber die Andächtigen sehen es nicht. Sie kennen alle den mächtigen Feuerzauber, womit die katholische Kirche die Kerzen weiht und ihrem Lichte die Kraft gibt, die Fürsten der Finsternis zu vertreiben, und sie freuen sich der siegreichen Strahlen, vor denen die bösen Geister entfliehen, sie sehen ihre huschenden Schatten in wilder Hast durch die Kirche jagen und der Chorbub, der das Wunder mittelst seines Anzünders halb im Schlaf hervorbringt, verschwindet dabei. – Das Licht leuchtet, habe es entzündet wer wolle! Die armen, dunkeln Seelen, die kein Schimmer irdischer Hoffnung erhellt, saugen seine tröstlichen Strahlen begierig ein und so lange die geweihten Kerzen brennen, sind auch die Geister der Sorge, der Zwietracht, des Neides und wie sie alle heißen, die Dämonen der Armut gebannt! Und jetzt kommt der Geistliche im weißen Chorhemd, begleitet von zwei Ministranten. Totenstill ist es in Der Kirche. Leise flüsternd, kaum hörbar, liest er den lateinischen Text, den niemand versteht, aber dessen Sinn jeder kennt, auch die Gräfin. –

Alles, was den Anstoß zu einer selbständigen Seelentätigkeit gibt, wirkt mehr, als was in einer fertigen Form empfangen wird. – Während des unverständlichen Gemurmels gerade hat die Seele der Gräfin Zeit, den ganzen gewaltigen Vorgang, den es andeutet, an sich vorüberziehen zu lassen, besser und lebhafter, als ein deutlicher, nüchtern theologischer Vortrag ihn zu schildern vermocht hätte. – Noch einmal durchlebt sie alle Schrecken und Schauer der Passionsgeschichte wie im Passionsspiel – nur diesmal unsichtbar, statt sichtbar, – unkörperlich, statt körperlich. – » Noli me tangere!«

Der Priester bückt sich und küßt den Altar, es bedeutet den Kuß des Judas. »Du kannst diesen Mund küssen und du fällst nicht nieder und betest nicht an?« Ruft es wieder wie vor neun Jahren im Herzen der Gräfin und eine namenlose Sehnsucht ergreift sie nach der göttlichen Berührung, die dem Verräter zu teil geworden – aber » Noli me tangere!« tönt es der büßenden Magdalena entgegen. Vor ihr steht ein Altar und ein Priester, nicht Christus, noch Judas, und der Kuß, um den sie ihn beneidet, traf ein weißes Linnen, nicht die Lippen des Heilands. Sie preßt die Hände aufs Herz und ein paar bittere Tränen ringen sich aus den gesenkten Wimpern hervor. Es geht ihr wie der blindgeborenen Königstochter in Henrick Hertz' wunderbarer Dichtung, die, als sie plötzlich sehend wird, sich nicht mehr auskennt unter den Dingen, die sie sonst nur durch Berührung wahrgenommen, und die nun wähnt, alles verloren zu haben, was ihr lieb und vertraut, – weil ihr ein neuer Sinn aufgegangen, den sie noch nicht zu gebrauchen versteht – ein höherer als der der tastenden Fingerspitze! Da in ihrer Angst wendet jene sich an den Unsichtbaren – und ihn allein erkennt sie wieder, er allein hat sich nicht verändert mit den Erscheinungen, weil er sich der Sehenden wie der Blinden nur im Innern offenbart.

So ergeht es der Gräfin. Die Welt, die sie mit Fingern greifen konnte, ist entschwunden und vor dem neu erschlossenen Sinn liegt ein unabsehbarer Raum voll fremder Gestalten, die alle so unerreichbar fern; nur einer bleibt sich immer gleich: der Gott, den sie nie gesehen. Und jetzt, wo ihr alles verwandelt und ferngerückt ist, was ihr einst nahe war, wo ihr alles in einem andern, fremden Licht erscheint, jetzt ist er es, zu dem das blindgewohnte Herz den Weg sucht und findet.

Der Priester ist ganz in sein Meßbuch vertieft. Was er alles sieht, die andern fühlen es in geheimnisvollen Schauern. Es ist, wie wenn einer durch ein Fernglas in fremde Welten schaut, während die, welche nicht mit hineinschauen dürfen, daneben stehen und sich ausmalen, was jener sieht. Und der Gedanke ergreift sie mit neidloser Ehrfurcht, daß dem da neben ihnen die Weltgestirne so nahe vor Augen gerückt sind, daß er Macht hat, ihre ewigen Geheimnisse auszuspähen und ihnen sagen kann, wie es dort oben ist. »Was sieht er jetzt?« fragt jeder, der einen andern am Teleskop erblickt, und das geistige Auge stellt sich das ihm Verborgene vielleicht noch schöner vor, als es sich dem Sehenden zeigt. Dann sagt jener einmal ein Wort, das Zeugnis gibt von dem, was er geschaut, und daran knüpft die Phantasie an, bis sie selbst die Sterne zu sich herabzieht.

Leise tönt vom Munde des Priesters das Sursum corda! Und siehe, da löst er sich los aus der Reihe der himmlischen Gestirne, der Stern der Welt, und senkt sich herab auch für die, welche unbewaffneten Auges sind, zum Rande des erhobenen Kelchs, die Kirche mit seinem Glanz erfüllend, – die Glocke ertönt. – »Christus ist da!« Wie geblendet wirft sich die Gemeinde auf ihr Angesicht nieder und schlägt sich dreimal an die Brust vor dem Ungeheuern, daß der Himmel selbst zu ihnen, den Unwürdigen, herabgestiegen! Draußen läutet's die Wandlung und drinnen ist lautlose Stille, – indes das Rätselhafte geschieht, daß die Gottheit eingeht zum Mund eines Menschen, wie sie sich hingab zum Brot des Lebens für die Menschheit. Es ist geschehen, der Priester hat ihn empfangen, den Leib des Herrn, und die Gemeinde im Anschauen mitgenießend, die göttliche Speise geteilt. Neu gestärkt erheben sie sich, als das Glockenzeichen verkündet, es sei geschehen, getrost an ihr Tagewerk zu gehen.

Das ist das Brot der Armen und Einfältigen, von dessen Brosamen die Gräfin Wildenau heute verstohlen, und sich vor sich selbst schämend, nascht!

Die Messe ist beendet, der Priester gibt den Segen und geht in die Sakristei zurück. Die Leute blasen ihre Wachsstöcke aus – Wolken von Lichterdampf durchziehen die Kirche, es ist wie an Weihnachten, wenn die Kinder zu Bett sind und der Baum ausgelöscht wird – aber in den Herzen ist noch volle Christfreude. Die Gräfin weiß nicht, wie ihr das einfällt, auf einmal denkt sie daran, daß Weihnachten vor der Tür und daß sie nun keinem Kinde mehr zu bescheren habe. Sie hat es zwar im Lauf der Jahre nie selbst getan, sondern immer durch Josepha besorgen lassen, aber dies Jahr, meint sie, möchte sie es tun, und nun ist es zu spät! Sie weiß nicht, wie ihr ist – sie sieht auf einmal ein paar Kinderaugen selig verklärt in einen Lichterbaum hineinstarren und unter diesem eine Krippe, und dieselben Augen strahlen daraus zurück. Die ganze Welt, Himmel und Erde glitzert von leuchtenden Kinderaugen, aber die schönsten von allen, die ihres eigenen Kindes, haben sich geschlossen, – ihr lächelt kein Dankesblick mehr in der allgemeinen Freude, für sie ist kein Weihnachten, denn es ist der Tag der Mütter und sie war keine! »Kind in der Krippe, neige dich herab zu der Sünderin, die zu deinen Füßen versäumte Liebe beweint!« Und sie sinkt nieder auf den Betstuhl und schluchzt bitterlich.

Es ist still und dunkel. Die Leute haben sich verlaufen, die Altarkerzen sind schleunigst ausgelöscht worden – die ewige Lampe wirft trübrote Strahlen auf den Hochaltar, durch die zugefrorenen Kirchenfenster dämmert der Morgen herein. – Alles still – nur in der Ferne krähen die Hähne. Da steht es wieder vor ihr, wie sie an jenem Abend, wo ihr Vater kam, mit Freyer in der Kirche war und vor der Pieta kniete, bis der Hahnenschrei sie mahnte, wie leicht es sei, Lieb' und Treue zu verraten. Und sie erhebt sich mühsam von den Knieen, schleppt sich zu einer Pieta an einem Seitenaltar und drückt ihre Lippen auf die Wundenmale des göttlichen Leibes. Und sie schaut ihn an, ob er die Augen nicht wieder öffne, aber er bleibt starr und tot, kein Echo antwortet diesmal dem stummen Flehen der warmen Lippen. Für sie geschehen keine Wunder mehr, die Hand, die sie führte, hat sich von ihr abgezogen, und wie der Aermsten und Vergessensten eine muß sie sich mühsam weiter tasten auf dem dürren Pfad der Tradition: – es ist gerecht, sie hat es nicht besser verdient, und die große Erkenntnis, die ihr heute geworden, ist die, daß auch dieser Pfad zu Gott führt.

So in Betrachtung versunken, erschreckt sie plötzlich eine Stimme, daß sie fast umsinkt: »Ja was ist denn das? Gräfin – Sie hier in der Frühmesse und mit Hofschleppe! Wollen Sie Romane schreiben – oder erleben? Ich habe diese Frage schon öfter an Sie gerichtet, aber noch nie so berechtigt wie heute!« Der Prinz steht vor ihr. Sie hätte fast aufgeschrieen vor Freude »Prinz – mein Prinz!«

»Leider kein Prinz mehr, sondern Herzog von Metten-Barnheim, als welcher ich mich Ihnen erneut zu Füßen lege und um Ihr fortdauerndes Wohlwollen bitte!« sagt der Prinz mit Laune. Er zieht sie von den Knieen auf und führt sie hinaus in die kleine Vorhalle der Kirche. »Mein gnädiger Herr Vater,« fährt der Prinz fort, »fühlt sich in Cannes so wohl, daß er seine alten Tage dort in Ruhe verleben will und mich telegraphisch berief, um die Abdikationsurkunde zu unterzeichnen und meinen jugendkräftigen Schultern die Last der Regierung aufzubürden. Ich komme soeben von der Bahn und sehe im Vorbeifahren Ihren Wagen vor diesem dürftigen Tempel warten. Ich lasse halten und erfrage von dem halberstarrten Kutscher mühsam den Aufenthaltsort, wo seine Gebieterin sich für die Langweile einer Hofsoiree entschädigt! Wahrlich, ein Stück Romantik: Eine schöne Frau in Hoftoilette morgens sechs Uhr weinend und büßend unter Bettlern und Krüppeln in einer Vorstadtkirche! Ein fluchender Kutscher und zwei von Kälte steife Rappen draußen, endlich ein getreuer Ritter, der gerade noch zu rechter Zeit kommt, um einen moralischen Selbstmord zu verhindern und ein paar kostbare Pferde zu retten – – was kann man in unserer Zeit an Romantik mehr verlangen?«

»Prinz – Pardon, Herzog, Sie tun mir weh mit Ihrem Spott!«

»Ja, das glaub' ich, denn Sie sind viel zu übernächtig, um noch Humor zu verstehen. – Kommen Sie, ich führe Sie zum Wagen. So, stützen Sie sich auf mich. Sie sind krank, ma chere Madeleine, so kann's mit Ihnen nicht fortgehen. Was – auch noch Weihwasser, in das Gott weiß wer die Finger getaucht? – Na, dem Reinen ist alles rein! – Zum Glück – das bedenkliche Naß ist gefroren!«

So plaudernd führt er sie hinaus ins Freie. Ein schneidender Morgenwind fegt vom Gebirg her durch die Straßen und peitscht der Gräfin das verweinte Gesicht. Sie birgt es unwillkürlich an der Brust des Herzogs. Dieser legt sanft den Arm um sie und hebt sie in den Wagen. Sein eigener Kutscher hält unweit davon, aber der Herzog blickt sie flehentlich an: »Darf ich mitfahren? Ich kann Sie unmöglich sich selbst überlassen in diesem Zustand.«

Die Gräfin nickt bejahend. Er winkt seinem Lakaien, nach Hause zu fahren, und steigt zur Gräfin ein: »Nun sagen Sie mir vor allen Dingen, Madeleine,« plaudert er, ihre kalten Hände in den seinen wärmend: » Sind Sie schon eine Heilige – oder wollen Sie's erst werden? Woher datiert denn dieser neueste Sport meiner angebeteten Freundin?«

»Keine Heilige, mein Herzog – weder jetzt noch einst, nur ein tief gedemütigtes, zerknirschtes Herz, das aus dieser Welt fliehen möchte!«

»Aber ich bitte Sie, ist denn diese Erde gar so unleidlich, daß man es schon mit dem Himmel versuchen muß, solange es noch Menschen gibt, über die man unter allen Umständen verfügen kann?«

»Ja!« sagt die Gräfin bitter, aber die Süßigkeit wahrer zärtlichster Empfindung, die durch den Humor des Freundes spricht, dringt ihr belebend und stärkend zu Kopf und Herzen. In seiner Nähe ist es, als gäbe es keinen Schmerz und kein Unglück auf Erden, als müßten alle düsteren Geister vor seiner kühlen Klarheit entfliehen. Er wirkt mit seiner scheinbaren Kälte wie frappierter Champagner, der eiskalt getrunken, noch im Innern warm nachwirkt.

»O Gott sei Dank, daß Sie da sind, – ich habe Sie schwer vermißt!« sagt sie aus tiefster Seele heraus. »O mein Freund – was soll das werden – ich bin haltlos ohne Sie!«

»Desto besser für mich, wenn ich Ihnen unentbehrlich bin – Sie wissen, das ist das Ziel meiner Wünsche! – Aber liebste Freundin, – Sie leiden und ich kann Ihnen nicht helfen, weil ich das Uebel nicht kenne! – Was nützt Sie ein Arzt, der nur die Symptome, nicht aber die Krankheit heilt? Dazu pfuschen Sie noch auf eigene Faust an sich herum, und das ist bekanntlich das Schlimmste, was Kranke tun können. Auszehrende gebrauchen Hungerkuren, Anämische lassen sich zur Ader: So, meine liebe Madeleine, meine ich, machen auch Sie's: Abtötung, während die Lebenskraft am Erlöschen ist, moralische Blutentziehung, während das Herz Nahrung und Wärme braucht. Was ist das für eine Kur, nächtelang auf sein und sich in der Frühe bei zwanzig Grad Kälte in ungeheizten Kirchen herumtreiben? Ich würde Ihnen raten, ein Buch über Nervenphysiologie herauszugeben! Sie sind ja wie der Mann im Märchen, der das Gruseln lernen wollte!« Ein unwillkürliches Lächeln umspielt den Mund der Gräfin.

»Herzog – Ihr Humor fängt an zu siegen. Sie haben wohl recht in vielem, aber Sie wissen nicht, wie es in mir aussieht. Mein Leben ist zerstört, die Axt ist an die Wurzel gelegt, Glück, Ehre – alles verloren!«

»Ums Himmels willen, was ist denn geschehen, das Sie so fassungslos macht?« fragt der Herzog noch immer in bester Laune.

Sie kann ihm die Wahrheit nicht sagen und nimmt ihre Hoferlebnisse zum Vorwand. In kurzen Worten berichtet sie von der Ungnade der Königin, der Schadenfreude ihrer Feinde in der Hofgesellschaft, ihrer gefährdeten Stellung.

»Und das nehmen Sie so tragisch?« Der Prinz lacht laut auf: »Verzeihen Sie, chère amie – aber da muß man ja lachen! Eine Frau wie Sie und desperat, weil ein paar alte, steife Hofschranzen Sie schief ansehen und die Königin Sie nicht versteht, was bei Naturen wie Sie beide eigentlich vorauszusehen war. Es ist ja geradezu komisch! Der ganze Fehler trifft mich, – ich hätte das bedenken sollen – ich traute Ihnen aber mehr weibliche Schlauheit und Diplomatie zu. Daß Sie es verschmähten, die kleinen Künste anzuwenden, wodurch man sich bei Hofe zur Persona grata macht, gereicht Ihnen nur zur Ehre, und wenn ein paar Laffen sich einen unverschämten Ton gegen Sie erlauben, so gibt man ihnen eine Lektion, an der sie erkennen, daß Ihre Ehre die meine ist! – Nein, statt daß es Sie amüsieren sollte, sich eine Weile tot zu stellen und zu sehen, wie die Mäuse alle herankommen und Sie umtanzen, um dann auseinanderzustieben, wenn die Löwin wieder erwacht, – sprechen Sie von zerstörtem Glück und Wurzeln, an welche die Axt gelegt? – O Frauen – Frauen! Um ein Spielzeug könnt ihr verzweifeln. Denn etwas anderes als eine Spielerei konnte doch diese Hofstellung Ihnen nie sein!«

»Aber so mit Schimpf und Schande abziehen – würden Sie das ertragen, – wenn es Ihnen geschähe? Soll eine Frau nicht ebenso empfindlich sein im Punkte der Ehre wie ein Mann?«

»Ich finde nicht, daß Ihre Ehre darunter leidet, wenn Ihnen die Abhängigkeit des Hoflebens nicht zusagt! Daß Sie sich mit der Königin nicht verstehen? Mein Gott, man ist sich ja im Leben auch unter sich nicht immer sympathisch und meidet sich ohne Bedauern; wird es denn nur dadurch so verhängnisvoll, daß der eine Teil von Ihnen beiden eine Krone trägt? Dann bitte ich Sie, zu Bedenken, daß über Ihrem eigenen Haupte auch eine Krone schwebt, bereit, sich jeden Augenblick darauf niederzulassen, wenn dieses Haupt sich ihr bequemen will, und daß Sie mit der Königin dann auf › chère cousine‹ stehen! Vergessen Sie denn ganz, wer Sie sind? Sie, eine Prinzessin von Prankenberg, eine reichsunmittelbare Gräfin Wildenau, flüchten sich vor einem ungnädigen Blick Ihrer Majestät und deren Hofstaat wie ein bestraftes Kind ins Winkelchen einer Kirche?« Er schüttelt den Kopf. »Da muß etwas anderes dahinter stecken! – Was ist es, – das Ihnen so den Boden unter den Füßen weggezogen? Ich werde es wohl nie erfahren – aber Sie können mich auch nicht darüber täuschen, daß es ist!«

Die Gräfin fühlt sich bei diesen Worten sehr betroffen und beklommen. Sie versucht ein anderes einleuchtendes Motiv für ihre Stimmung anzugeben und sie verfällt wie alle Naturen, deren Element die Lüge nicht ist, gerade auf das, was sie verrät: »Meine Vettern Wildenau ängstigen mich – denn die lauern nur auf den Moment, wo sie mich ungestraft kompromittieren können, und wenn die Königin mich fallen läßt, haben sie keine Rücksicht mehr zu nehmen!«

Der Herzog zieht die Brauen zusammen: »Hört, hört!« – sagt er leise mit angehaltenem Atem: »Was fürchten Sie denn von den Wildenaus, inwiefern können diese Sie kompromittieren?«

Die Gräfin schweigt erschrocken, sie sieht, daß sie sich verraten hat.

»Madeleine,« – der Prinz spricht es ruhig und bestimmt – »nun muß es einmal klar zwischen uns werden: Was hatte das damals für eine Bewandtnis mit Wildenau und jenem geheimnisvollen Knaben? Ich muß das endlich wissen, denn ich sehe, daß Ihnen von dort die Gefahr droht, die Sie fürchten, und ich muß sie kennen, um sie abzuwenden, – Sie haben es eben wieder gehört, daß Ihre Ehre die meine ist!« Es ist etwas Strenges in seinem Ton, aber die Strenge eines eisernen Willens, dies schwache, schwankende Weib von nun an in seine Obhut zu nehmen.

»Das Kind –« stammelt sie am ganzen Leibe zitternd: »Ach, nein – von dorther ist nichts mehr zu fürchten, – das ist tot!«

»Tot?« fragt der Herzog leise: »Seit wann?«

»Seit gestern!« – Und das zitternde Weib sinkt in unaufhaltsamem Schluchzen an seine Brust.

Ein langes Schweigen.

Der Herzog legt sanft den Arm um sie und läßt sie sich ausweinen. »Arme Madeleine – jetzt verstehe ich alles!« – Es ist ein unnennbares Gefühl, was die beiden in diesem Augenblick erfüllt. – Der Herzog sitzt ruhig neben ihr und hält ihr Haupt, aber ihr Ohr hört den gespannten Herzschlag in seiner Brust, wie er ist, wenn alles Blut in die Herzkammern zurückweicht und sich darin staut bis zum Zerspringen! Kein Wort wird mehr zwischen ihnen gewechselt.

Der Wagen rollt in die Einfahrt des Palais Wildenau. Da fassen ihre kleinen kalten Hände bittend die seinen:

»Verlassen Sie mich nicht!« flüstert sie noch schnell.

»Jetzt weniger denn je!« antwortet er ernst und bestimmt.

»Erlaucht ist unwohl!« sagt er zu den herbeieilenden Dienern und führt die Wankende die Treppe hinan. Sie treten in das Boudoir. Dort nimmt er ihr selbst den Mantel ab. Ein seltsamer Eindruck, – die brillantengeschmückte, stolze Gestalt in Abendtoilette, mit dem schneeweißen Nacken, im Licht des anbrechenden Tages – wie ein schöner Nachtgeist, den seine vor den ersten Sonnenstrahlen flüchtenden Genossen zurückgelassen und der nun heimatlos und erschrocken mitten in dem grellen Tageslicht steht, vergebens bemüht, sich im Dunkeln zu bergen. – »Armer verirrtet Geist, wo ist die Heimat, die du mit deinen verweinten Augen suchst?« sagt der Prinz hingerissen von Mitleid und Rührung, als er das vergrämte Gesicht sieht. »Ja, Madeleine, Sie sind so zu schön für das Tageslicht. Diese Formen gehören unter den dämpfenden Schleier des Abends – in die magische Beleuchtung des Salons! Bei Tage hat man das Gefühl, als stehle man der Nacht eine Elfe, die, durch das Morgenlicht ihrer Flügel beraubt, bei dem gemeinen Sterblichen bleiben muß.« Und er breitet die Arme aus und nähert sich ihr in überströmender Empfindung. Ein seltsamer Widerstreit wogt in ihrer Brust. Sie hat sich nach ihm gesehnt, wie nach der Kultur, die sie verachtet hatte, – sie fühlt, daß sie ohne ihn nicht leben kann, daß sie ohne ihn die Geister nicht bannen kann, die sie sich zum Verderben beschworen, ihr Ohr lauscht mit Entzücken dem Ausdruck der Liebe in einer gebildeten Sprache, aber als der ersehnte Freund sich ihr nahen will, sie mit irdischem Wunsch zu umfangen, – da ist es, als habe jenes unnahbare Etwas, das ihr zurief » Noli me tangere!« seit heute früh, wo sie unter Bettlern gekniet, seinen Thron in ihr aufgeschlagen und riefe, ihr selbst zum Trotz, in seiner ernsten Hoheit, aus ihr heraus das » Noli me tangere« einem andern zu!

Und er hat es verstanden, auch ohne Worte, er achtet seine stumme Weisung und tritt ehrfurchtsvoll einen Schritt zurück.

»Wollen Sie sich umkleiden, Sie sind zum Tod erschöpft. Ist es Ihnen ein Trost, wenn ich dableibe, so warte ich hier, bis Sie sich erholt haben, nachher bitte ich, mit Ihnen frühstücken zu dürfen,« sagt er in seiner gewohnten Ruhe.

»Ja, ich danke Ihnen!« spricht sie – in doppeltem Sinn und verläßt das Zimmer mit einer würdevollen Haltung, wie sie der Herzog noch nie an ihr gesehen, als habe sie einen unsichtbaren Begleiter, auf den sie so stolz sei! –


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