Jeremias Gotthelf
Uli der Pächter
Jeremias Gotthelf

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Johannes hatte eine von den brüllhaften Naturen, welche die ganze Welt voll himmeldonnern, daß man glauben sollte, in ihnen sei die Macht aller wahren und falschen Gottheiten, von Saturn bis auf Hegel, welche bekanntlich darin große Ähnlichkeit haben, daß sie ihre eigenen Kinder fressen, konzentriert. Betrachtet man diese Naturen in der Nähe, so sind sie zumeist ohne alle innere Kraft und Macht, ihr ganzes Vermögen geht eben in ihrer Brüllhaftigkeit auf. Man sieht zuweilen Menschen in Kaffeehäusern, bei Spiel und Champagner die bedeutendsten Rollen spielen, daß man meinen sollte, sie wohnten in Palästen, schliefen auf Schwanenfedern unter seidenen Decken, und es sind die ärmsten Schlucker von der Welt, wohnen zur Miete oder wohnen auch gar nicht, und wenn sie Kinder haben, so haben diese oft gar nichts, um die Nase zu wischen, als was sie auf die Welt gebracht. Hört man sie, so glaubt man, Gott habe einmal statt Frösche, wie er zuweilen tut, Helden regnen lassen hageldick, die halbe Welt voll; prüft man sie, so sind es lauter Windbüchsen, bläst man nichts hinten rein, kömmt nichts vornen raus, sind ohnmächtige Wesen, untertan jeglichem Winde, der über sie hinfährt, haben aber große Fähigkeit, den Wind zu fassen, große Fähigkeit, ihn verflucht ring wieder von sich zu geben; wäre aber kein Wind, so wären sie auch nichts. Es sind moderne Naturen, oder, etwas vulgär gesagt, die Schweinsblasen des Zeitgeistes oder jedes andern Geistes, der sein Maul an ihr Röhrchen wagt. Derlei Naturen stolpern zu Tausenden in der Welt herum, vom Himmel geregnete Frösche, brüllen die Welt voll, daß man in Versuchung gerät, sich zu ducken, als wäre eine Herde von zehntausend Büffeln im Anzug. Wer aber Courage hat, standhält, merkt gleich, daß es eben nur Frösche sind, und wer Geduld hat und warten mag bis übermorgen, merkt Keinen mehr von ihnen; unerwartet sind sie gekommen, unerwartet verschwinden sie, woher, wohin weiß man nicht, aber wahrscheinlich, ihrer Natur nach, aus dem Schlamm und in den Schlamm. So war auch der Johannes ein Koloß an Gestalt und Gebrüll, und ein klein Kind konnte seine Grundsätze lenken, seine Redensarten bestimmen, konnte alles mit ihm machen, Speise und Trank vorbehalten, denn in dieser Beziehung alleine besaß er große Selbständigkeit.

Zu allem Peinlichen kam noch der ausgebrochene Kinderkrieg, welcher, man möchte fast sagen, Tag und Nacht kein Ende nahm. Elisis Kinder waren da, Trinettes ebenfalls, die letzteren größer, die ersteren kleiner, mischten sich unter einander und mit Vrenelis Kindern, und so unartig, zanksüchtig, meisterlos als möglich erzogen, gab es ununterbrochenen Streit, begleitet mit einem Geheul, ungefähr wie die Indianer heulen, wenn sie die Hütte eines Blaßgesichts überfallen. Zuweilen stürzte in das Geheul mitten hinein scheltend und schreiend ein Weib, schlug drein links und rechts, trug zappelnd und blutend ein Kind von dannen, und hinter ihr her scholl mit verdoppelter Macht das Geheul. Wenn es noch eine Woche so ginge, so liefe es fort, sagte Vreneli, solcher Spektakel sei, so lange die Glungge stehe, nicht erlebt worden. So viel als möglich schloß es seine Kinder ein, denn mit diesen gingen die andern akkurat um, als wenn es junge Katzen wären, welche man plagen und martern dürfe ungestraft.

Endlich kam der Tag, an welchem die gute Mutter begraben werden sollte. Da konnte man sehen, was eine gute Frau zu bedeuten hat in einer Gegend, sie ist, was ein warmer Ofen im harten Winter; jeder, dem es schaurig wird in der kalten Welt, läuft ihm zu, sucht und findet Behagen in seiner Nähe. Gar Viele legten in lauter Wehklage Zeugnis ab, daß sie nackt gewesen, von ihr gekleidet, hungrig und durstig, von ihr gespeiset und getränkt worden. Diese Zeugnisse werden wohl noch ihren alten Wert besitzen; was sie diesen getan, wird der, der einst zu richten kömmt die Lebendigen und die Toten, ansehen, als hätte er es empfangen, und hier wird wohl auch die Sühnung liegen von allem, was sie gefehlt in Unwissenheit und allzu großer Milde. Indessen wem die Klage am tiefsten aus dem Herzen floß, waren doch Joggeli und Vreneli. Joggeli fühlte, daß man seinen Stab und Stütze zu Grabe trug; ein düsteres Ahnen der Tage, die seiner warteten, beschlich ihn. Schon jahrelang war er immer am Stock gegangen und hatte es sich so angewöhnt, daß er vom Tische zum Bette den Stock zur Hand nahm. Aber viel schwächer als seine Beine war sein Wille, der änderte sich alle Tage und jedes Kind konnte ihn meistern; seine Frau hatte ihn auch gemeistert, aber zu seinem Besten. Solange sie lebte, klagte er darüber bitterlich, jetzt, da sie tot war, vermißte er dieses Meistern noch viel bitterer; er fühlte, daß er den Halt im Leben verloren. Vreneli ging es fast ebenso; es war ihm, wie es dem Schiffer ist, dem auf wild bewegtem Meere das Ruder entgleitet, der Kahn der Willkür der Wellen preisgegeben ist. Es war ihm wie einem Kinde, welchem im Marktgetümmel der Mutter leitende Hand entfährt, hin- und hergestoßen wird von des Marktes Wellen, umsonst nach der Mutter sieht und schreit.

Das Verschwinden eines Menschen von der Erde ist schauerlich, und Wenige werden, wenn sie an einem offenen Grabe stehen, diesen Schauer nicht fühlen, sich nicht sagen: «Siehe, so sieht auch die Türe aus, durch die du mußt zum andern Leben, so sieht dein Grab auch aus, aber wie wird dein und aller Erwachen sein?» So werden die Meisten denken, welche nicht mit besonderer Liebe an die Leiche gefesselt sind. Wo die Liebe recht lebendig ist, da verzehrt sie alle Gedanken, nur der Schmerz des Missens, das Sehnen nach Wiedersehen fluten durch die erregte Seele. Da wird uns klar, wie wir selbst ein Geheimnis sind im Werden und im Sterben, ein Geheimnis, welches kein Sterblicher offenbart, da begreifen wir, daß wir wandeln müssen im Glauben, nicht im Schauen, daß wir nichts sind als ein Hauch des Allmächtigen, aber ein wunderbarer, der kommt und schwindet nach seinem Wohlgefallen. Da fühlen wir, daß alles Wissen und Sagen der Gelehrten Stückwerk ist und ein kindisch Gerede und nichts Kraft und Macht hat in den Schauern des Todes und des Grabes als die Verheißung, daß auferstehen werde in Kraft und Herrlichkeit, was verweslich und in Schwachheit ausgesäet worden.

Wenn einer geht ins bessere Land, entsteht wohl eine Lücke in der Welt, kleiner oder größer, je nach des Menschen Stand und Bedeutung, aber schnell ist die Lücke zugewachsen in der Welt, schneller noch, als das Gras wächst auf dem Grabe. Nur die Lücken in den Herzen wachsen nicht zu; wenn sie aufhören zu bluten, blüht ein freundlicher Gedanke auf, schöner, als je Rosen auf einem Grabe geblüht.

So verschwand auch die Base. Die Arbeit, welche sie noch getan, verrichteten Andere, der Lauf der Welt blieb der gleiche; aber die, welche sie geliebt, vergaßen sie nimmer, und lange wird kaum ein Tag vergangen sein, daß ihrer hienieden nicht in Liebe gedacht wurde von denen, denen sie wohlgetan. Sie ruhte im Grabe im Herrn und darum sicher auch sanft. Desto weniger Ruhe hatte Joggeli. Beide Kinder, oder statt Elisi vielmehr der Baumwollenhändler (denn was frug Elisi dem Vater und allem Übrigen nach, seit es der Mutter Schätze geerbt!), stritten sich um ihn schrecklich; jeder wollte, er solle zu ihm ziehen, um auf den Händen getragen zu werden, daß sein Fuß an keinen Stein mehr stoße, wie der Teufel es dem Herrn verhieß, als er ihn verleiten wollte, von der Zinne des Tempels zu springen. Hier könne er nicht bleiben, so verlassen, wo niemand zu ihm sehe, ihm begegnen könnte, was da wollte, niemand sich dessen achte. Nun wollte ihn aber jeder zu sich, darüber entbrannte der Streit. Jeder wußte, was mit Joggeli zu machen war, wenn man ihn in Händen hatte ungestört, darum wollte ihn jeder, aber um alles in der Welt nicht, daß er zum Andern ziehe.

Johannes stellte ihm vor, wie kurzweilig es bei ihm sei, da habe er den ganzen Tag Gesellschaft und zu essen, was ihm nur in den Sinn komme; er habe eine Köchin, wo er ausbieten wolle, sie mache gebackene Fische und saure Leber trotz dem Koch beim Falken. Der Baumwollenhändler dagegen schilderte gräßlich die Unruhe in einem Wirtshause, wo fast kein Schlaf möglich sei, man auch nie das Essen zu der Zeit haben könne, sondern wenn es der Köchin gelegen sei, und oft nichts als die Tellerräumeten der Fremden. Bei ihm hätte er goldene Ruhe und ausgesuchtes Essen, welches er befehlen könne nach Belieben; wolle er Gesellschaft, so könne er auslesen nach Belieben; im Orte, wo er wohne, seien neununddreißig Wirtschaften, allenthalben finde er ausgesuchte Gesellschaft, und wolle er Ruhe, so finde er sie daheim, da solle er Herr sein und kommandieren, wie er wolle, gehorcht solle ihm werden, wie wenn er der Napoleon wäre. Das waren die Präliminarien, von denen kamen sie immer tiefer in die Materie hinein, zerrten erst die Weiber gegenseitig im Maul herum, daß wenig gute Fetzen an ihnen blieben, dann sich selbst, und fast wäre es zum tätlichen Abschluß gekommen, wenn Joggeli nicht selbst gemahnt hätte, was die Leute sagen würden, wenn man sich sozusagen über der Mutter Grab prügle.

Das endliche Resultat war, daß Joggeli bleiben durfte, so gleichsam auf neutralem Boden, und so war es Joggeli wirklich auch am liebsten, denn wenn er auch über niemand mehr zu klagen wußte als über Vreneli, so vertraute er sich ihm doch am liebsten an; er wußte, er hatte es hier am besten und ruhigsten. Sein Aufbegehren war eigentlich nichts als der Ärger darüber, daß er der hohen Natur untertan sein müsse, während nach der äußern Stellung das umgekehrte Verhältnis stattfinden sollte.

Indessen traute weder Johannes noch der Tochtermann dem Handel; jeder dachte, sobald er glaube, der Andere sei fort, so komme er wieder her und mache mit Joggeli, was er gut finde. Begreiflich aber dachte er zugleich, der Andere werde es auch so machen, der verfluchte Schelm sei nicht zu gut dafür. Jeder suchte daher bei Vreneli eine Privataudienz so versteckt als möglich, versprach ihm, man werde ihm daran denken, wenn es aufpasse, was der Andere mache, wenn er kommen sollte. Sobald es was Verdächtiges merke, solle es Bescheid machen, plötzlich, sein Schade solle es nicht sein.

Vreneli aber wollte sich mit solchen Aufträgen nicht befassen; zum Vetter wolle es sehen, daß es es einmal verantworten könne bei der Base, wenn sie wieder zusammenkämen, sagte es. Daneben würde es ihm übel anstehen, wenn es bei ihm den Landjäger machen wollte. Es werde ein jedes Kind das Recht haben, mit dem Vater zu reden, ohne daß jemand anders dabei sei; einstweilen sei er bei gutem Verstand, und trauten sie nicht, sollten sie ihn bevogten lassen, da seien sie Kummers ledig. Aber das wollte Keiner, dieweil jeder von ihnen Privatabsichten hatte, welche unausführbar wurden, sobald ein Vogt oder Vormund Joggeli beschirmte und selbst verantwortlich war. Ob aber den Leuten hier zu trauen sei? frug der Baumwollenhändler, dem diese Abfertigung verdächtig vorkam und der Verdacht auftauchte, sie könnten Joggeli selbst melken wollen. Gutsprechen wolle er für niemand, sagte Johannes, indessen traue er den Leuten mehr als den nächsten Verwandten, denn bis dahin hätte er noch nichts Schlechtes von ihnen gehört. Übrigens würde der Vater es bald genug klagen, wenn sie an ihm rupfen wollten. Der Schwager nahm die Prise. Also aufgepaßt, dachte er, jedenfalls tue ich den ersten Zug; dann macht jeder, was er kann.

Elisi mochte nicht warten, bis es mit seinen Sachen fort konnte, sie in Sicherheit bringen vor Trinettes gierigen Blicken, und hatte doch wieder Freude daran, alles so recht vor Trinettes Augen herumzuziehen, hatte eine leise Hoffnung, sie sterbe vielleicht vor seinen Augen an Neid und Ärger. Da hatte sich Elisi verrechnet, Trinette mochte mehr ertragen. Trinette paßte auf, ob Elisi nicht unter den Sachen der Mutter Dinge fortschaffe, welche zum Haushalt gehörten, und hatte den festen Entschluß, wenn das geschehe, Elisi tüchtig zu prügeln, kratzen, raufen; denn Trinette wußte sich die Stärkere, hatte sich nicht umsonst Speise und Trank ungemessen behagen lassen, während es bei Elisi oft knapp genug zuging. Indessen es ging gerecht zu; Trinette kam so wenig dazu, Elisi zu prügeln, als Elisi, Trinette sterben zu sehen. Drauf und dran war es einige Male, besonders als endlich alles geladen war, ein ziemlich groß Fuder, schwer genug für zwei Pferde, im Hofe stund und Elisi Trinette spöttisch fragte: «Willst mich etwa begleiten und mit Auspacken helfen? Es käme mir kommod!» Da wars gut, stund Elisi im Hofe und war sonst noch jemand da, das Ding hätte gefährlich werden können.

Das gute Elisi hatte niemand nötig zum Auspacken. Uli war mit dem Fuder vorausgefahren; der Baumwollenhändler fuhr mit Frau und Kindern nach, säumte sich unterwegs ebenso oft und lange, und Elisi hatte allenthalben so viel zu erzählen von den Schätzen, welche es bei seiner Mutter gefunden, daß Uli längst auf dem Heimweg war, als sie anlangten. Uli hatte Kasten und Kisten ihnen ins Haus gestellt, wo er Platz dazu fand, und dort ließ man sie stehen. Die kurze Zeit vor dem Schlafengehen mußte Elisi verschwatzen, noch hier und dort Bericht geben, wie es gegangen und was es mitgebracht; das war eine notwendige Erleichterung, ohne welche es nicht hätte schlafen können. Elisi hatte zwei gute Dinge an sich, Appetit und Schlaf, selbst die Freude über sein Heimgebrachtes trieb ihns nicht aus dem Bette. Längst war acht Uhr vorüber, als es sich schläfrig aus dem Bette wälzte, in den Haaren kratzte und nach dem Kaffee schrie. Als der Kaffee kam, frug es: «Wo ist er?» «Weiß nicht!» sagte die Magd. Als der Kaffee getrunken war, ging Elisi nach seinen Kisten und Kasten, aber wo sie am Abend gestanden, stunden sie nicht mehr, stunden nirgends mehr, wohin es auch sehen mochte. «Tüfel, wo sind sie?» schrie Elisi der Magd zu. «Weiß nicht!» antwortete diese.

Ja, jetzt gabs Lärm! «Wo sind meine Sachen, wo sind meine Sachen!» erscholl es durch Stadt und Land. Unerschütterlich blieb die Magd bei der Antwort: «Weiß nicht!» Die Leute lächelten hinter den Fenstern, verschwanden aber, wenn das Geschrei: «Wo sind meine Sachen, wo sind meine Sachen?» in ihre Nähe kam. Endlich kriegte es eine Frau Nachbarin satt und erschien dem schreienden Elisi unter der Türe und sagte: «Schweiget doch und brüllt nicht das Land voll, hilft Euch doch nichts; diesen Morgen in aller Früh ist Euer Mann damit fort, herbeibrüllen werdet Ihr sie nicht mehr, und solltet Ihr brüllen bis zum jüngsten Tag und noch zehnmal so laut.» So sprach sie und verschwand. Ja, jetzt war Elisi nicht mehr zu helfen, es wurde wirklich in allem Ernste fast gar ohnmächtig. «O meine Sachen, meine Sachen! O Mutter, o Mutter!» Und: «Der verfluchte Schelm!» Und usw. Ja, das ging schrecklich, ein Schloßhund ist dagegen nur ein Anfänger. Aber es ging, wie die Nachbarin sagte: Elisi brüllte die Sachen nicht herbei, und wenn es gebrüllt hätte wie zehntausend Ochsen. Der liebe Gemahl war allerdings damit fort auf Nimmerwiedersehen, das heißt der Sachen, er selbst wartete noch auf fettere Beute; er war in immerwährender, immer engerer Geldklemme, in welcher er sich jedoch mit großer Gewandtheit zu bewegen wußte, indessen trotz derselben hätten ihn die Gläubiger längst über Bord geworfen, wenn nicht der reiche Schwiegervater im Hintergrunde gewesen wäre. Trieben sie ihn zum Geltstag oder Konkurs, so war zehn gegen eins zu wetten, daß er nichts erbte, sondern das ganze Erbe seinen Kindern zugestellt wurde, was gesetzlich zulässig war, dann hatten die Gläubiger das blinde Nachsehen. Man schenkte ihm also so gleichsam wie die Katze der Maus mit aufgehobener Tatze das Leben, vertraute ihm jedoch so wenig als möglich Neues an. Das brachte den Herrn in große Geldnot und setzte ihn fast vor die Geschäfte hinaus. Der Nachlaß der Mutter selig war für ihn ein prächtiger Fang, der ihn wieder flott machte für eine Zeit. Er machte sich keinen Augenblick ein Gewissen daraus, die Hand darüber zu schlagen, ihn zu versilbern, so gut er konnte, so was verstund er und kannte die Gelegenheit. Er löste eine beträchtliche Summe, ließ Elisi kaltblütig heulen und schreien und fuhr herum wie ein Fischlein, welches vom Trocknen wieder ins Wasser gekommen. Elisi hintersinnete sich fast, aber was half ihm das? Es war wirklich in einer sehr traurigen Lage. Vom Manne war es verraten und verkauft, auf der ganzen Welt hatte es keinen Menschen, der sich seiner annahm, und wenn der Bruder und seine Frau es vernahmen, wie es ihm ergangen, so lachten sie sich den Buckel voll, das wußte es.

So in der Welt zu stehen, ist wirklich trostlos, und Mancher wurde ein Narr darob. Aber Elisi hatte keine so spröde, sondern eine zähere Natur; viel Heulens mochte es ertragen, und wenn es einmal zu einem frischen weißen Brötchen kam, einigen Cotelettes oder einigen Batzen, welche es dem Manne stehlen konnte, so fand es darin großen Trost für manchen Tag.


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