Jeremias Gotthelf
Uli der Pächter
Jeremias Gotthelf

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Fünftes Kapitel

Kraut und Rüben durcheinander, wie es sich gibt in einer Haushaltung

Uli wurde von so freundlichem Winde nicht angeweht, sondern blieb sich selbsten überlassen. Ihn dünkte, er hätte nicht bloß recht in der Sache, sondern er müsse einmal zeigen, daß er auch jemand sei und zwar eigentlich der Mann, der die Hosen anhabe. Wenn er das immer so gehen ließe, so könnte seine Frau zuletzt ein Recht daraus machen wollen und meinen, er solle zu keiner Sache was sagen. Zu solchen Ansprüchen berechtige sie doch endlich ihr Vermögen nicht; was sie eingebracht, habe an einem kleinen Orte Platz. Er nahm daher das Gespräch über das Gesinde nicht wieder auf, nahm Vrenelis Freundlichkeit mit dem Mißtrauen, als ob es auf diesem Wege probieren wolle, was es auf dem andern nicht zuwege gebracht. Da er sich auf dieser Seite schwach fühlte, so verpalisadierte er sich mit desto düstererer Miene.

Noch ungerner als mit Vreneli sprach Uli mit dem Gesinde selbst darüber, nur daran zu denken war ihm zuwider. Es waren eine gewisse Schüchternheit und eine gewisse Unbehülflichkeit bei einander, von wegen nicht bloß Meister zu sein, sondern sich auch als Meister darzustellen auf die rechte Weise und in allen Dingen, ist eine Kunst, zu welcher viele alte Bauern nie gelangen; wie sollte man sie von einem jungen Pächter fordern können, der erst noch selbst Knecht gewesen? Darüber wurden die Knechte ungeduldig. «Hat er mit dir gesprochen?» frug einer den andern, «dich gefragt, ob du bleiben oder gehen wollest?» Der eine der Knechte sagte: «Ich halte ihm nicht an, mein Brauch war es nie, daß ich um den Dienst fragte; der Meister mußte mich fragen, und frägt er mich bis Sonntags nicht, so sage ich dem Kabismüller zu. Es ist ein schwerer Dienst, aber der Lohn auch darnach, und verdienen muß man, während man jung ist.» Ein anderer sagte: «Wollte nicht pressieren, er wird das Maul schon noch auftun; mir wäre es zuwider fort, wechsle nicht gerne.» «Wartet, am Samstag soll ich mit dem Meister Spreu holen, da gibt vielleicht ein Wort das andere.» «Meinethalb,» sagte der andere, «aber daß es mir viel machen würde, weiterzudingen, kann ich nicht sagen. Er ist nicht mehr der Gleiche. Man kann nicht genug schaffen, und doch ist er nie recht zufrieden. Es dünket mich, er habe schon vergessen, was ein Knecht gerne oder ungerne hat, und meint, er müsse aus Äckern und Wiesen, Vieh und Menschen das Äußerste, das letzte Tröpflein Saft herauspressen, damit er ein reicher Mann werde. Bloß wegem Zins hätte er das nicht nötig. Wie ich habe merken mögen, ist der so, daß er deswegen keinen Kummer zu haben braucht. Warum nun alle bös haben sollen, um einen zu mästen, weiß ich eben auch nicht, es wäre ein Anderes, wenn Not am Mann wäre.» «Oh,» sagte der Erste, «so viel wirst doch nicht zu klagen gehabt haben, einmal wegen der Speise nicht, die ist, wie man sie nicht an allen Orten antrifft.» «Einstweilen wohl,» sagte der Erste, «aber ob es so bleibt, frägt sich. Was ich merken mochte, nimmt man aus der Metzg alle Samstag ein Pfund bis zwei weniger Fleisch, und in letzter Woche hatten wir zweimal keine Milch auf dem Tisch, und bin ich recht berichtet, so mußten sie vorgestern dem Brot erst den Bart abmachen, ehe sie es auf den Tisch stellen konnten. Wenn es so käme, so wäre dies mir nicht anständig, von wegen ein Jahr ist lang und aus dem Jahr zu laufen, ist nicht meine Sitte.» «Man muß nicht immer das Bösere glauben, und mit dem grauen Brot kann das allenthalben geschehen; am Geschmack merkte man nichts, und der Müller kann vielleicht auch noch daran schuld sein. Die Haglen netzen manchmal das Mehl, daß man Schneeballen daraus machen kann oder es als Mehlsuppe brauchen, ehe es noch in der Pfanne ist,» entgegnete der Erste.

Am Samstag also fuhren sie nach Spreuer aus und luden in Bern an der Matte ein gewaltig Fuder. Spreuer war sehr wohlfeil und die Müller froh, wenn er ihnen aus dem Wege kam. Manchmal wird er rar, ist schwer und teuer zu bekommen, wenn man ihn am nötigsten hätte. Mit dem Spreuer unter den Menschen ists umgekehrt, da wird er am teuersten, wenn er am zahlreichsten ist, da schätzt er sich dann selbst und zwar wie ein Jude seinen lumpichten Trödel. Obgleich Uli wohlfeilen Spreuer kaufte, so war er doch sehr übler Laune. Der Müller hatte ihn aufgezogen, wie wohlfeil der Bauer das diesjährige Korn werde geben müssen; da sollten sie nicht Kummer haben, daß sie die Zeit versäumen müßten, Müller in ihre Spycher zu führen, um das Korn zu zeigen. Da versetze wahrlich kein Müller einen Fuß. «Die Bauern können zu uns kommen, es vor das Haus bringen, das beste wollen wir auslesen, uns noch sehr bedenken, ob wir für das Malter drei Taler geben wollen.» Uli wollte das in Abrede stellen, behaupten, die Preise würden eher steigen als fallen. «Pah, pah, Junge, belehre einen Alten nicht, stehe zuerst ein paar Jahre an der Sonne und lasse dich trocknen hinter den Ohren,» sagte der Müller. «Die Spycher sind ganz voll altes Korn, neues wird es geben, es weiß kein Mensch wie viel, und auf der Straße nach Deutschland hanget ein Schwab am andern, jeder hat einen vierspännigen Wagen voll Korn und man sagt, sie würden bald den Leuten anhalten, um Gottes willen umsonst es ihnen abzunehmen, nur damit sie Platz kriegten für das neue draußen im Schwabenland. Jetzt wollen wir den Bauern die Preise machen, sie haben uns lange genug das Blut unter den Nägeln hervorgepreßt.»

Wer mit Metzgern, Müllern und Schweinhändlern Umgang zu haben das Glück gehabt, kennt diese Sprache wohl und weiß sie zu erwidern in ähnlicher Tonart. Indessen macht sie doch Eindruck. Ein alter Pfiffikus weiß alsbald, was an der Sache ist, bleibt kaltblütig und richtet sich darnach. Jüngere, zartere Gemüter, wie zum Beispiel Uli noch eins hatte, die empfinden den Eindruck solcher Reden nicht bloß, sondern sie können ihn auch nicht verbergen. Je weniger sie das können, desto größere Freude hat so ein alter Müller oder Metzger, ihnen recht heiß, sie so ganz klein zu machen, daß er sie füglich in einen Darm stoßen und als Bratwurst präsentieren könnte. So machte es auch der Müller Uli, daß der ganz mürbe und klein von ihm wegging und dachte, wie er doch der Unglücklichste sei und das doch so schrecklich sich treffen müsse, daß er eine Pacht übernommen, jetzt wo das Korn nichts gelte, ja Schwaben es ins Land brächten und anhielten um Gottes willen, daß man es ihnen abnehme, nur damit sie daheim Platz kriegten für das neue.

Daß es nicht halb so schrecklich sei, zu ernten hundert Malter statt nur fünfzig und die hundert Malter einen Drittel wohlfeiler zu verkaufen, daran dachte Uli nicht. Uli dachte nicht, daß das das Schrecklichste ist, wenn man nichts geerntet, nichts hat als einen Tisch voll hungriger Leute und doppelt so teuer als sonst das Brot ist. Er kalkulierte wie die Meisten und dachte nicht, wie töricht, ja sündlich ein solcher Kalkul ist. Er kalkulierte, daß er am weitesten kommen täte, wenn er recht viel Korn mache und es recht teuer verkaufen könnte. Um die, welche es kaufen müßten, kümmerte er sich nicht, aber daß es nun nicht gehen wollte, wie er dachte, nicht alles Wasser alleine auf seine Mühle laufen wollte, das zürnte er schrecklich an Gott und Menschen.

Der arme Knecht, welcher in diesem Augenblick sein Nächster war, mußte es zuerst entgelten. Es ist sonst Sitte, daß man bei solchen Gelegenheiten sich und dem Knechte so einigermaßen gütlich tut, ein ordentlich Mittagessen macht, ohne sich eben aufwarten zu lassen. Der Knecht erwartete auch nichts anders, besonders da man den Spreuer fast umsonst erhalten. Da kann man denken, wie ein lang Gesicht er machte, als Uli, gefragt, was er verlange, hastig sagte: «Eine Flasche Wein und Suppe!» «Und Fleisch nachher?» fragte die Wirtin. «Ho,» sagte Uli, «wenn man eine gute Suppe hat, so kann man es schon machen, es wäre Mancher zufrieden, wenn er alle Tage eine hätte!» Die Wirtin hatte schon mehr mit Bauern zu tun gehabt, sie trat nicht weiter ein, sondern fragte: «Was für Wein soll ich bringen?» «Sechsbatzigen», sagte Uli, «der ist gut für den Durst und es macht heiß!» «Potz,» dachte der Knecht, «das geht mager zu,» stopfte sein Pfeifchen, um nachzubessern, und machte ein tiefsinniges Gesicht. Wein und Suppe kamen; mit eingestützten Armen wartete die Wirtin, bis die letztere halb gegessen war, dann fragte sie: «Fleisch werde ich doch auch bringen sollen? Hätte Voressen (Ragout), bsunderbar schöns Rindfleisch und Speck zum Kraut, wie es üblich und bräuchlich ist, wenn man weit herkommt, weit heim muß. Wenn man läuft, so ist so ein Süpplein gleich runter, und so z'leerem z'laufen oder z'fahren ist nicht gut, man ist gar übel dabei.» «Magst, so sags,» sagte Uli zum Knecht. «Es ist nicht an mir zu befehlen,» sagte der Knecht, «wer zahlt, der befiehlt.» Auf dieses Wort hin machte die Wirtin rechtsum und sagte: «Ich hole, Ihr seid gewiß nicht reuig. Daneben könnt ihr immer noch nehmen oder nicht, wie es Euch beliebt.» Nun machte Uli ein tiefsinnig Gesicht, und als die Wirtin brachte reichlich, gab es ein seltsam Hin- und Herschieben der Herrlichkeiten. Keiner wollte zuerst nehmen. «Kannst nehmen, wenn du magst,» sagte Uli. «Es ist nicht, daß es sein muß, kann es sonst auch machen. Allweg nehme ich nicht zuerst,» sagte der Knecht, und das Ende vom Lied war, daß Beide böse wurden: Uli, weil er mehr gebraucht, als er gedacht, der Knecht, weil er sah, wie ungern es ging.

Es ist sehr leicht, bei solchen Gelegenheiten an einem Knechte drei Batzen zu ersparen, aber sehr schwer zu berechnen ist es, wie groß der Schade werden kann, welcher aus drei ersparten Batzen erwächst.

Der Knecht muckelte stark im Gemüte und war anfangs willens, dem Meister das Wort nicht zu gönnen, denn wenn es so seinen Fortgang haben solle, so sei am wohlsten, wer am weitesten davon weg sei. Indessen der Abend war so mild und lieblich, daß sein Schimmer unwillkürlich die düstersten Gemüter verklärte, wie ja auch die untergehende Sonne die schwärzesten Berge vergoldet. Uli hatte die Zeche verwunden und sprach mit dem Knechte erst über die Rosse, dann über die Arbeit der nächsten Woche, die vorzunehmende Ansaat usw. Dem Knecht war es auch nicht mehr so säuerlich ums Herz; der Wüstest sei er doch noch nicht, dachte er. «Und, Uli,» sagte er, die Pfeife ausklopfend, «was bist Vorhabens wegen den Dienstboten? Solls beim Alten bleiben, oder willst ändern?» Da fuhr eine Wolke über die Sonne, und Uli sprach: «He nun, weil du davon anfängst, so will ich dir sagen, was ich gedacht. Ein Bauer und ein Pächter sind zweierlei, selb weißt. Anständig wäret ihr mir, gegen Keinen habe ich was, aber mit den Löhnen mag ich nicht gfahren, besonders wenn das Korn nichts giltet und ein Schwab am andern hängt vom Bodensee bis nach Zürich, wie mir der Müller gesagt hat. Wenn ich es, weil die Zeitläufe bös sind, mit weniger Lohn machen könnte, so begehrte ich nicht zu ändern.» «An selb denk nicht,» sagte der Knecht, «mehr arbeiten und weniger Lohn reimt sich nicht, und zu uns selbst müssen wir auch sehen, es tuts niemand anders. Eher solltest du noch mit dem Lohn nach; wenn man jung ist, so muß man sehen, daß man zu etwas kömmt, und für den alten Mann sorgen, selb hast du uns oft gesagt und wie dich dein früherer Meister darüber berichtet.» Er habe nichts dagegen, sagte Uli, aber das Gleiche gelte für ihn auch. Er müsse sehen, wie er den Zins aufbringe, daneben Steuer und Brauch ausrichte, da helfe ihm auch niemand, und was das heiße, stelle sich niemand vor, als wer es erfahren. Wenn das Korn nicht mehr gelten solle als drei Taler das Malter, so wüßte er nicht, wie das gehen solle. «Aber meinst du dann, mit wohlfeilen Knechten gewinnest du was?» antwortete der Knecht. «Zwischen einem Schuhmacher, der des Tages einen Schuh macht, und dem, der ein Paar macht, ist ein Unterschied, und so auch zwischen einem Weber, welcher zehn Ellen, und dem, welcher sechs Ellen wibt, selb weiß man. Aber bei einem Knechte will man das nicht wissen, man sieht nur den Unterschied im Lohn und meint, der Unverschämtest fordere auch am meisten, und doch ists ebenso wie bei den Handwerkern. Auch in der Arbeit ist ein Unterschied, denn Weben und Weben sind zwei, und zum Beispiel Mähen und Mähen auch. Daneben mach, was du willst, es ist deine Sache; du wirst bald genug erfahren, wie es gehen kann, wenn du es schon vergessen hast.» «Mit Schein rechnest du den Meister nichts,» sagte Uli gereizt. «Ein guter Meister macht mit wohlfeilen Knechten mehr als ein schlechter Meister mit guten Knechten. Es ist schon aus manchem Klotz ein rechter Bursche geworden, wenn ihn ein guter Meister recht auseinandernahm.» Darwider hätte er nichts, sagte der Knecht, wenn er es probieren wolle, so solle er es machen. Gehört hätte er zwar nie, daß einer aus einem Zwilchsack einen Sammetrock gemacht oder aus einem Kalbe einen Hengsten.

Hier wurden sie unterbrochen, und das Gespräch ward nicht wieder angeknüpft. Die Folge davon ward, daß die zwei besten Knechte andere Plätze annahmen, welche ihnen längst angeboten waren. Uli vernahm dieses alsbald, denn es ist eine gar rege Aufmerksamkeit unter dem dienenden Volke um diese Zeit, sie visieren und gucken nach guten Plätzen schärfer noch als auf ihren Sternwarten die Astronomen nach neuen Kometen und derlei Dingen. Da kamen die Bursche daher, und einer gab sich für einen Karrer aus, ein anderer für einen Melker, redeten, als kämen sie vom Himmel her, und gebärdeten sich, als seien alle Fürstentümer und Gewalten über Kühe und Pferde unter ihre Füße getan. Von diesen hörte dann Uli, der sich über das Geläufe für bestimmte Plätze wunderte, sein Karrer hätte zum Kabismüller gedungen und sein Melker in den Krautboden. Das machte ihn böse, daß sie dieses getan, ohne mit ihm zu reden, ihm das Wort zu gönnen. Er dachte nicht daran, daß er es akkurat so gemacht hatte, daß gute Knechte ihr Bewußtsein haben, sich weder am Lohn abbrechen lassen noch um Plätze betteln. Er hielt es ihnen nicht vor, aber gab ihnen kein gut Wort mehr und suchte andere Knechtlein, aber so wohlfeil als möglich.

Wer Landmann ist, weiß, welche verhängnisvolle Zeit der Herbst ist, wie man alle Hände voll zu tun hat, eigentlich gar nicht in das Bett sollte oder es machen, wie man von reichen Bauern zu Raxligen erzählt: sie hingen, wenn sie zu Bette gingen, ihre Hosen an die Stange auf, welche um den Ofen läuft, aber sobald die Hosen aufhörten zu blampen, stünden sie wieder auf und machten sich frisch an die Arbeit. Im Herbst ists nun Not, daß alles flink sich rührt und geschickt in die Hände arbeitet, Menschen und Vieh. Schmollen aber Meister und Dienstboten, gönnen sich die Worte nicht, dann hat es gefehlt, dann harzet es überall und es ist, als ob die Glieder der Arbeitenden mit Blei gefüllt wären. Vreneli machte gut, so viel es konnte, mußte aber oft die Augen trocknen, wie Uli unwirscher wurde, damit aber die Arbeit nicht förderte.

Es wäre sonst ein so gesegneter Herbst gewesen, aber was ist aller Segen des Landes, wenn die Gemüter nicht gesegnet sind mit Frieden! Es war viel Obst, und da Uli das Holz zum Dörren nicht zu kaufen brauchte, sondern Holz nach Notdurft zur Pacht hatte, so ward ein reicher Vorrat für Fehljahre gesammelt. Erdäpfel gabs, daß man sie kaum unterzubringen wußte, Rüben und Möhren wie sonst selten. Man hätte ganze Fuder zu Markte führen können, wenn man entbehrliche Leute und Rosse gehabt hätte. Indessen löste Uli doch schön Geld aus der sogenannten Stümpelten, weit mehr, als er sich vorgestellt hatte. Auf jedem Gute sind nämlich Hauptprodukte, auf welche man hauptsächlich und alle Jahre zählt: Heu, oder wo das Heu abgefüttert wird, Käs oder Milch oder Korn oder Vieh. Dann gibt es noch eine Menge Nebensachen, welche zugleich zufällig sind, Obst zum Beispiel und Erdspeisen, das heißt Speisen, die in der Erde wachsen: Erdäpfel, Kohl, Rüben usw., Hanf, Flachs, in unsren Gegenden auch Ölpflanzen, welche anderwärts zu den Hauptprodukten gehören. Je besser nun ein Gut bewirtschaftet wird und je besser namentlich die Frau ist, desto mehr wird auf diese Weise gleichsam so nebenbei gewonnen. Es wird gar manche Frau hoch gerühmt über ihr Geschick, aus der Stümpelten ein bedeutend Geld zu machen, indem sie alles zu Ehren zu ziehen weiß und es zu Nutzen bringen kann, während andere Weiber nichts zu machen wissen, das Entbehrliche weder bemerken noch an Mann zu bringen wissen, es brauchen, wenn und wie der Gebrauch es mit sich bringt, oder es sich selbst überlassen, wenn sie es nicht selbst brauchen können. Das sind die Weiber, denen das Denken eine Pein ist oder die ihre Gedanken allenthalben haben, nur nicht bei ihrem Hauswesen. Dies macht natürlich einem Mann einen bedeutenden Unterschied, ob seine Frau die Kleinigkeiten alle zu verwerten verstehe oder nicht. Auf größern Gütern kann es in die hundert Gulden gehen.

Vreneli nun verstund das Ding vortrefflich und machte es dem Uli doch nicht ganz recht; es ging nach dem Sprüchwort, daß über dem Essen der Appetit wachse. Uli freute sich des schönen Geldes, aber er hätte lieber noch einmal so viel gehabt. Vreneli war eine von den altväterischen Seelen, welche gerne Vorräte haben im Hause auf mehr als einen Tag, welche gerne die Schränke füllen mit Leinenzeug, Andenken guter Jahre. Vreneli meinte, sie sollten anfangen zu sorgen, daß sie eigenes Bettzeug hätten in alle Spiel, nicht an Joggelis gebunden seien, oder wenn sie einmal hier wegkämen, dann alles auf einmal anschaffen müßten. Fange man frühe an, so komme man weit, und anfangen müsse man in guten Jahren, wie sie jetzt eines hätten, da merke man es nicht, weil man sonst kommen möge mit dem Gelde.


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