Charles de Coster
Uilenspiegel und Lamme Goedzak
Charles de Coster

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

V

Als der Dezember gekommen war, der Mond der langen Finsternisse, sang Uilenspiegel:

Seine Gnaden die Große Hoheit
Lüpft die Maske:
Er will herrschen über das belgische Land.
Die spanisch gesinnten,
Doch nicht anjouischen Staaten
Legen Schatzungen auf.
Die Trommel gerührt
Zur Vernichtung Anjous.

Zu freiem Belieben stehen ihnen
Staatsgüter, Abgaben und Zölle,
Die Wahl der Obrigkeiten
Und alle Ämter.
Den Reformierten gilt der Haß
Seiner Gnaden der Großen Hoheit,
Die in Frankreich ein Gottesleugner heißt.
Auf zur Vernichtung Anjous!

Er ists, der König sein will
Durch das Schwert und durch die Macht
Und unumschränkter König.
Dieser Prinz, die Große Hoheit,
Nehmen will er durch Verrat
Manch schöne Stadt und selbst Antwerpen
Mit den fleißgen Signoorkens und Pagadders.
Auf zur Vernichtung Anjous!

Es geschieht, o Frankreich, nicht um dich,
Daß des Volkes Aufruhr losbricht,
Die Hiebe der mördrischen Waffen
Sie treffen nicht deinen edeln Leib,
Und es sind nicht deine Kinder,
Deren geschichtete Leichen
Das Tor Kipdorp versperren.
Auf zur Vernichtung Anjous!

Nein, es sind nicht deine Kinder,
Die das Volk herabwirft von den Wällen.
Es ist Anjou, die Große Hoheit,
Anjou, der Lustknabe seiner Gesellen,
Der von deinem Blute lebt, o Frankreich,
Und das unsere trinken will.
Aber zwischen der Lipp und dem Becherrand . . .
Auf zur Vernichtung Anjous!

Seine Große Hoheit, der Prinz, er hat
Geschrien in einer wehrlosen Stadt:
»Tod, Tod! Und Heil der Messe!«
Mit seinen hübschen Lieblingen,
In seinen Augen das Feuer
Der schändlichen Unzucht, das flackernde Feuer
Der Wollust ohne Liebe.
Auf zur Vernichtung Anjous!

Er ists, dem es gilt, nicht du, armes Volk,
Das sie drücken mit Steuern,
Auflagen, Schätzungen und dem gemeinen Pfennig.
Sie verachten dich, und sie nehmen von dir
Dein Korn, deine Pferde samt den Karren,
Dir, wo du ihnen so bist wie ein Vater.
Auf zur Vernichtung Anjous!

Du bist für sie wie eine Mutter
Und säugst diesen Auswurf
Von Vatermördern, die in der Fremde
Deinen Namen schänden, Frankreich, während du dich sättigst
Mit dem Dunstgebilde ihres Ruhmes,
Wann sie sich ihn gewinnen
Durch blutrünstige Taten . . .
Auf zur Vernichtung Anjous!

Ein Kleinod für deine kriegrische Krone,
Ein Land für dein Königreich.
Laß »Wollust und Kampf« dem stumpfsinnigen Hahn;
Den Fuß auf die Kehle,
Französisches Volk, Männervolk,
Den Fuß, der sie zermalmt!
Und alle Völker werden dich lieben
Für die Vernichtung Anjous.


 << zurück weiter >>