Charles de Coster
Uilenspiegel und Lamme Goedzak
Charles de Coster

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XIV

Auf seinem Esel reitend, kam er nach Hause, ausgestattet mit einem Sacke voller Plapparte, den ihm samt einem schönen Humpen aus englischem Zinn sein Bruder Judocus geschenkt hatte; nun lebten sie in der Hütte Sonntags und Wochentags in Saus und Braus und aßen alltäglich Fleisch und Bohnen.

Klaas goß sich immer wieder Doppelbier ein und leerte gar oft den großen Humpen aus englischem Zinn. Uilenspiegel aß für drei und weidete in den Schüsseln wie ein Spatz im Kornschober.

»Schau,« sagte Klaas, »er ißt auch das Salzfaß.«

Uilenspiegel antwortete: »Wenn das Salzfaß, so wies bei uns zutrifft, ein gehöhltes Stück Brot ist, so muß man es manchmal essen, damit nicht Würmer drin wachsen, wann es alt wird.«

»Warum«, fragte Soetkin, »wischst du dir die fetten Hände an den Hosen ab?«

»Das geschieht,« antwortete Uilenspiegel, »damit mir die Nässe nicht an die Beine kann.« Daraufhin tat Klaas einen tiefen Schluck Bier aus seinem Humpen.

Uilenspiegel sagte zu ihm: »Warum hast du eine so große Kanne, wo ich nur ein winziges Becherlein habe?«

Klaas antwortete: »Weil ich dein Vater bin und der Herr im Hause.«

Uilenspiegel entgegnete: »Du trinkst seit vierzig Jahren, ich erst seit neun; deine Zeit ist vorbei, die meine ist gekommen: daher ists an mir, den Humpen zu haben, und an dir, den Becher zu nehmen.«

»Sohn,« sagte Klaas, »wer in ein Fäßlein das Maß einer Tonne gießen wollte, würde das Bier in die Gosse schütten.«

»Du wirst doch vernünftig sein,« antwortete Uilenspiegel, »und dein Fäßlein in meine Tonne gießen; ich bin ja größer als dein Humpen.« Und fröhlich gab ihm Klaas den Humpen, auf daß er ihn leere. Und so lernte Uilenspiegel ums Trinken zu reden.


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