Charles de Coster
Uilenspiegel und Lamme Goedzak
Charles de Coster

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XVIII

Es wehte ein schneidender Wind. Die Sonne, die am Morgen klar wie die Jugend gewesen war, ergraute wie ein Greis. Es begann zu regnen, und es waren Schloßen darunter.

Als der Regen vorbei war, schüttelte sich Uilenspiegel: »Der Himmel, der so viel Dunst zu schlucken bekommt, muß sich auch einmal erleichtern.«

Ein neuerlicher Regen, mit mehr Schloßen als der andere, rauschte auf die beiden Gesellen nieder. Lamme wimmerte: »Wir waren so gut gewaschen, muß man uns auch noch spülen!« Die Sonne kam wieder hervor, und sie ritten munter weiter.

Da prasselte ein dritter Schloßenregen so mörderisch nieder, daß er die trockenen Äste glatt abhackte wie Beilhiebe. Lamme sagte: »Oho! Ein Dach! Meine arme Frau! Wo seid ihr, wohliges Feuer, süße Küsse und fette Suppen?« Und er weinte, der dicke Mensch.

Aber Uilenspiegel sagte: »Wir jammern; sind wir jedoch nicht selbst schuld, wenn es uns schlecht geht? Es regnet auf unsere Schultern; aber aus diesem Dezemberregen kommt der Maiklee. Und die Kühe werden vor Vergnügen brüllen. Wir haben kein Obdach; aber warum heiraten wir nicht? Ich will sagen, ich, die kleine Nele, so hübsch und so gut; die würde mir jetzt ein gutes Schmorfleisch mit Bohnen machen. Wir haben Durst trotz dem Wasser, das niedergeht; warum sind wir nicht Arbeiter geworden, die in einem einzigen Stande ausharren? Die, die Meister geworden sind, haben in ihren Kellern Fässer voll Bruinbier.«

Die Asche Klaasens schlug an sein Herz, der Himmel wurde klar, die Sonne blinkte, und Uilenspiegel sagte: »Dank dir, Frau Sonne, daß du uns den Rücken wieder erwärmst. Die Asche Klaasens erwärmt das Herz und sagt uns, daß die gesegnet sind, die umherschweifen für die Befreiung des Landes der Väter.«

»Ich habe Hunger,« sagte Lamme.


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