Charles de Coster
Uilenspiegel und Lamme Goedzak
Charles de Coster

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XVI

Eines Morgens fühlte Uilenspiegel Langeweile, da er sich allein zu Hause befand; da zerschnitt er einen Schuh seines Vaters, um daraus ein Schiffchen zu machen. Schon hatte er den Hauptmast in der Sohle befestigt und das Oberleder zerlöchert, um das Bugspriet anzubringen, als er halb in der Tür den Oberleib eines Reiters und einen Pferdekopf erscheinen sah.

»Ist jemand da?« fragte der Reiter. »Ja,« antwortete Uilenspiegel; »ein und ein halber Mensch und ein Pferdekopf.« Der Reiter fragte: »Wieso?« Uilenspiegel antwortete: »Nun, ich sehe herinnen einen Menschen, der bin ich, einen halben Menschen, das ist dein Oberleib, und einen Pferdekopf, das ist der deines Tieres.«

Und der Mann fragte: »Wo sind deine Eltern?« Uilenspiegel antwortete: »Mein Vater ist gegangen, es immer schlimmer zu machen, und die Mutter beschäftigt sich damit, uns Schande oder Schaden zu machen.«

»Wie das?« sagte der Reiter. Uilenspiegel antwortete: »Mein Vater gräbt zur Stunde die Löcher in seinem Felde tiefer, damit die Jäger, die sein Korn zertreten, einen schlimmern Fall tun sollen. Die Mutter ist Geld borgen gegangen; wenn sie zu wenig heimbringt, wird das eine Schande für uns sein, wenn sie aber zu viel bringt, dann schadet es uns.«

Nun fragte ihn der Mann, wo er reiten solle. »Dort, wo die Gänse gehn,« antwortete Uilenspiegel.

Der Mann schied und kam gerade zurück, als Uilenspiegel aus dem andern Schuh Klaasens eine Rudergaleere machte. »Du hast mich gefoppt,« sagte er; »dort wo die Gänse sind, gibts nichts als Dreck und Schlamm, und drin patschen sie herum.« Uilenspiegel antwortete: »Ich habe dir ja nicht gesagt, du sollest dort reiten, wo die Gänse herumpatschen, sondern dort, wo sie gehn.«

»So zeig mir wenigstens den Weg, der nach Heist geht.«

Und Uilenspiegel sagte: »In Flandern sind es die Leute, die gehn, und nicht die Wege.«


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