Charles de Coster
Uilenspiegel und Lamme Goedzak
Charles de Coster

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XLIV

Der November kam nach Damme und anderwärts; aber es wollte nicht Winter werden. Kein Schnee, kein Regen, keine Kälte; die Sonne blinkte vom Morgen bis zum Abende, ohne zu erblassen. Die Kinder wälzten sich im Staube der Straßen und Wege; um die Ruhestunde nach dem Abendessen traten die Kaufleute, Krämer, Goldschmiede, Wagner und Werkleute auf ihre Türschwellen, um den allzeit blauen Himmel zu betrachten, die Bäume, deren Blätter noch nicht gefallen waren, die Störche auf den Dachgiebeln und die Schwalben, die noch nicht fortgeflogen waren. Die Rosen hatten dreimal geblüht, und eine vierte Blüte zeigten die Knospen an; die Nächte waren lau, und die Nachtigallen sangen noch immer. Die von Damme sagten: »Der Winter ist tot, verbrennen wir den Winter.« Und sie verfertigten einen riesenhaften Mann mit einer Bärenschnauze, einem langen Barte aus Hobelspänen und einer hohen Flachsperücke; sie zogen ihm weiße Kleider an und verbrannten ihn mit vieler Umständlichkeit.

Klaas brütete Trübsal und segnete nicht den ewig blauen Himmel, nicht die Schwalbe, die nicht scheiden wollte; denn niemand in Damme brannte Kohlen, außer in der Küche, und niemand brauchte welche bei Klaas zu kaufen, der sein ganzes Erspartes ausgegeben hatte, um seinen Vorrat zu bezahlen.

Wenn nun der Kohlenträger, ebenfalls auf der Schwelle stehend, bei einem frischen Lüftchen seine Nasenspitze kühler werden fühlte, sagte er: »Ach, das ist mein Brot, was da kommt!«

Aber der frische Wind hielt nicht an, und der Himmel blieb immer blau, und die Blätter wollten durchaus nicht fallen. Und Klaas weigerte sich, sein Winterlager dem geizigen Grijpstuiver, dem Zunftmeister der Fischhändler, um den halben Preis zu verkaufen. Und bald gebrach es in der Hütte an Brot.


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