Charles de Coster
Uilenspiegel und Lamme Goedzak
Charles de Coster

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XXI

Nachdem die Geusen Rammekens, Geertruidenberg und Alkmaar genommen hatten, kehrten sie zurück nach Vlissingen. Nele, die schon genesen war, erwartete Uilenspiegel am Hafen. »Thijl,« sagte sie, als sie ihn sah, »mein liebster Thijl, bist du nicht verwundet?«

Uilenspiegel sang:

›Leben!‹ schrieb ich auf meine Fahne,
Im Lichte leben allzumal:
Meine erste Haut, sie ist aus Leder,
Die zweite aber ist aus Stahl!

»Ach,« sagte Lamme, der das Bein nachschleppte, »Kugeln, Granaten, Kettengeschosse regnen um ihn, und er verspürt kaum den Wind davon. Du bist ein Geist, Uilenspiegel, sicherlich, und auch du, Nele; denn ich sehe euch beide immerfort gleich jung und frisch.«

»Warum schleppst du dein Bein nach?« fragte Nele Lamme.

»Ich bin kein Geist und werde es niemals sein,« sagte er. »Auch habe ich einen Axthieb in den Schenkel bekommen – meine Frau hatte so runde und weiße! – schau, ich blute. Ach, warum ist sie nicht da, um mich zu pflegen!« Aber Nele antwortete ärgerlich: »Wozu brauchst du eine eidbrüchige Frau?«

»Sprich nicht schlecht von ihr,« antwortete Lamme.

»Nimm,« sagte Nele, »hier ist Balsam; ich habe ihn für Uilenspiegel bewahrt gehabt. Tu ihn auf deine Wunde.«

Als Lamme seine Verletzung verbunden hatte, wurde er lustig, weil der Balsam den brennenden Schmerz stillte. Und selbdritt kehrten sie auf ihr Schiff zurück.

Als sie den Mönch sah, der dort mit gebundenen Händen auf und ab ging, sagte sie: »Wer ist denn das? Ich habe ihn schon irgendwo gesehn und glaube ihn zu kennen.«

»Er ist hundert Gulden Ranzion wert,« antwortete Lamme.


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