Charles de Coster
Uilenspiegel und Lamme Goedzak
Charles de Coster

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VIII

Als die Leute am nächsten Tage durch Uilenspiegel den Hergang erfuhren, sagten sie, es sei eine schlechte Schalkheit gewesen, sie einen Tränensack, der sein Wasser unter sich lasse, als Heiligen verehren zu lassen.

Und viele wurden Ketzer. Sie nahmen ihr Vermögen mit und verstärkten das Heer des Prinzen.

Uilenspiegel machte sich auf den Rückweg nach Lüttich.

Allein im Walde, saß er müde und träumte. Er sah zum klaren Himmel empor und sagte: »Krieg, und immer nur Krieg, damit der spanische Feind das arme Volk tötet, unser Gut plündert und unsere Frauen und Mädchen schändet. Und unterdessen geht unser schönes Geld dahin, und unser Blut fließt in Strömen, ohne jemand anderm zu nützen, als diesem königlichen Schurken, der ein neues Kleinod der Erhabenheit in seine Krone fügen will. Ein Kleinod, das er glorreich wähnt, ein Kleinod des Blutes, ein Kleinod des Rauches. Ach, könnte ich dich bekleinoden, wie ich es ersehnte, so wären es die Fliegen allein, die dir fürder Gesellschaft leisten wollten.«

In derlei Gedanken versunken, sah er ein ganzes Rudel Hirsche an ihm vorbeikommen. Es waren große und alte dabei, die noch ihre Geilen hatten und stolz ihr achtzehnendiges Geweih trugen; zierliche Spießer, die ihre Knappen sind, trabten ihnen zur Seite, stets bereit, ihnen zu helfen mit ihrem spitzigen Gestänge. Uilenspiegel wußte nicht, wohin sie zogen, aber er dachte sich, es werde ihr Lagerplatz sein.

»Ach,« sagte er, »ihr alten Hirsche und ihr hübschen Spießer, froh und kühn zieht ihr durch den Waldesgrund zu euerer Ruhestätte, und ihr eßt die jungen Schößlinge und atmet die balsamischen Düfte, und ihr seid glücklich, bis der Jäger, bis der Henker kommt. So auch wir, Hirsche und Spießer!«

Und die Asche Klaasens schlug an die Brust Uilenspiegels.


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