Charles de Coster
Uilenspiegel und Lamme Goedzak
Charles de Coster

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LXI

Soetkin und Nele saßen an einem Fenster der Hütte und schauten auf die Straße hinaus. Soetkin sagte zu Nele: »Herzchen, siehst du nicht meinen Sohn Uilenspiegel kommen?« »Nein, sagte Nele, »wir werden ihn nie mehr sehn, diesen schlechten Landstreicher.«

»Nele,« sagte Soetkin, »du darfst dich nicht erbosen über ihn, sondern mußt ihn bedauern; denn er ist fern von daheim, der arme Kerl.« »Ich weiß es sehr wohl,« sagte Nele; »er hat ein ander Haus, sehr weit von hier, viel reicher als das seine, wo ihm sicherlich eine schöne Dame ein Heim bereitet.«

»Das wäre ein Glück für ihn,« sagte Soetkin; »vielleicht nährt er sich dort von Fettammern.« Aber Nele sagte: »Steine sollte er zu essen bekommen; dann wäre er rasch hier, der Vielfraß!«

Nun lachte Soetkin und sagte: »Wieso bist du gar so zornig, Herzchen?«

Aber Klaas, der, auch ganz nachdenklich, in einem Winkel Wieden band, sagte: »Siehst du denn nicht, daß sie vernarrt ist in ihn?«

»Da seht einmal das verschmitzte Mädchen,« sagte Soetkin, »die mir kein Wort davon gesagt hat. Ist es wahr, Herzchen, daß du ihn lieb hast?« »Glaubt es nicht,« sagte Nele.

»Du wirst an ihm«, sagte Klaas, »einen guten Gatten haben, die Kehle groß, den Magen hohl und die Zunge lang, der aus Gulden Heller macht und mit seiner Arbeit keinen Groschen verdient, der allzeit das Pflaster tritt und den Weg nach der Elle der Landstreicherei mißt.«

Aber Nele antwortete, ganz rot und ärgerlich: »Warum habt Ihr nichts andres aus ihm gemacht?«

»Da hast dus,« sagte Soetkin, »jetzt weint sie; schweig doch, Mann.«


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