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Siebenundvierzigstes Kapitel


Catlins Boot schlägt um in den Stromschnellen von Des Moines. – Die Insel Mascotin. – Tod Joe Chadwicks. – Der Westen, nicht der ferne Westen. – Der wahrscheinliche künftige Zustand des großen Mississippitales.


In St. Louis, wohin ich mich zuerst begab, fand ich auch meinen treuen Freund Joe Chadwick wieder, den ich schon öfter als meinen Gefährten auf dem unglücklichen Marsche zu den Camantschen erwähnt habe. Da wir seit zwei Jahren uns nicht gesehen, und ich in dieser Zeit manches erlebt hatte, was meinen Freund interessieren konnte, so erzählte ich ihm einige meiner Abenteuer, während ich sein Bildnis malte, das er seiner Mutter schicken wollte, da er im Begriffe stand, sich zur texanischen Armee zu begeben, in welcher der Gouverneur Houston ihm eine Anstellung verschafft hatte. Vor allem gefielen ihm die nachstehenden beiden Erlebnisse außerordentlich:

»Nachdem ich, wie oben erwähnt, meine Frau nebst einigen anderen Damen in meinem Rindenkanoe durch die Stromschnellen gerudert und an Bord des nach St. Louis fahrenden Dampfbootes gebracht hatte, zog ich mein Kanoe längs des Ostufers der Stromschnellen an einer Leine etwa eine Meile weit fort und machte dann Halt, um an Bord des ersten vorüberfahrenden Dampfbootes nach Des Moines zurückzukehren.

Nach längerem Warten entdeckte ich mehrere englische Meilen stromabwärts ein Dampfboot, das sich langsam durch die Stromschnellen hindurcharbeitete. Ich legte daher meine Flinte und ein paar schöne Pistolen, die ich bei allen Büffel- und anderen Jagden im Westen stets im Gürtel getragen, vor mir ins Kanoe und fuhr bis in die Mitte des hier etwa anderthalb Meilen breiten Stromes. Als das Dampfboot näher kam, rief ich meinem alten Freunde, dem Kapitän Rogers, zu, er möge die Maschine nicht anhalten, denn ich glaubte durch geschicktes Rudern nach indianischer Art das Boot zu erreichen. Aber die Wellen der Stromschnelle waren zu stark für mein kleines Fahrzeug und in dem Augenblick, als ich es nach dem Dampfboote hinlenken wollte, wurde vom Bord her ein Tau so ungeschickt geworfen, daß eine Schlinge sich mir über die Schulter und um die Ecke des Kanoes schlang, und da es in demselben Momente vom Bord aus angezogen wurde, so stürzte ich kopfüber in den Fluß. Ich tauchte indes sogleich wieder auf und zwar neben meinem Mantelsack, der meine Reisenotizen und manche anderen wertvollen Dinge enthielt, während meine Flinte und die beiden Pistolen auf dem Grund des Flusses lagen. Der Kapitän Rogers zog mich nun beim Kragen ins Boot zur größten Belustigung aller auf dem Verdeck befindlichen Reisenden, unter denen ich mehrere Bekannte fand, die das Vorhergehende nicht gesehen hatten und daher über mein plötzliches Erscheinen so erstaunt waren, als ob ich geraden Weges aus dem Bauche eines Walfisches käme. Mein Mantelsack, der eine halbe englische Meile stromabwärts aufgefischt wurde, war nebst allem, was er enthielt, ganz durchnäßt, auch mein Kanoe wurde an Bord gebracht und war mir nun nur noch lieber geworden; aber meine Flinte und Pistolen liegen noch heute auf dem Grund des Flusses, wo es einem jeden frei steht, sie sich zu holen. Nachdem das Dampfboot mehrere englische Meilen zurückgelegt hatte und wir eine wilde romantische Felsenküste erreichten, brachte ich mein Kanoe wieder ins Wasser und ruderte der Küste zu, wo ich den ganzen Inhalt meines Mantelsackes im Sonnenschein ausbreitete. Mein Nachtlager schlug ich an einem kleinen Bache auf, in dem ich einige schöne Fische für meinen Tisch fing und am nächsten Morgen brachte mich eine Fahrt von wenigen Stunden wieder nach dem Lager Des Moines.«

Mein Freund Joe lachte herzlich über dieses Abenteuer; und ich erzählte ihm dann weiter, daß ich einige Tage später mit meinem Kanoe an Bord eines Dampfboots ging, das mich nach Rock Island brachte, wo ich mit dem General Street Geschäfte abzumachen hatte. Von da kehrte ich mit einer schönen doppelläufigen Vogelflinte, die ich in der Garnison gekauft hatte, nach dem Lager Des Moines zurück.

»Ich verließ Rock Island an einem schönen Oktobertage um elf Uhr morgens und um 3½ Uhr nachmittags landete ich an der Insel Mas-co-tin und zog wie gewöhnlich mein Kanoe auf den Strand. Diese schöne Insel, die ihren Namen von einer Bande der Illinois-Indianer erhalten hat, die früher auf ihr wohnte, ist sechs bis sieben Meilen lang, gegenwärtig unbewohnt, mit hohen Ufern und mit hohem, üppigem Grase bewachsen. Ich erstieg mit dem Ruder in der Hand das Ufer und wollte eben die Insel etwas näher in Augenschein nehmen, als mein Blick zufällig auf den Fluß fiel und ich zu meinem größten Schrecken bemerkte, daß mein kleines Kanoe etwa dreißig Ruten vom Ufer schwamm und vom Winde quer über den Fluß getrieben wurde. Alle Flüche, die ich in meinem Umgange mit der »zivilisierten« Welt gelernt hatte, drängten sich unwillkürlich über meine Lippen, als ich an den Strand hinunterlief, schnell meine Kleider abwarf, in den Fluß sprang und mit der größten Schnelligkeit vorwärts schwamm. Da aber das Boot vom Winde ebenso schnell vorwärts getrieben wurde, so blieb mir nichts übrig, als nach dem Lande zurückzuschwimmen, wozu ich nur eben noch so viel Kräfte hatte, um bis dahin zu gelangen, wo ich Grund erreichte und ans Ufer gehen konnte. Wäre ich noch einige Ruten weiter geschwommen, so würden meine Kräfte nicht ausgereicht haben, mich ans Ufer zurück zu bringen, denn es war Herbst und das Wasser bereits so kalt, daß ich an allen Gliedern wie gelähmt war. Ich zog schnell meine Kleider an, die ich beim Hinablaufen an den Strand an verschiedenen Stellen abgeworfen hatte, stieg auf das hohe Ufer hinaus und verfolgte mein Kanoe, das mit meiner Flinte, meinem Mundvorrat, dem Feuerzeug und Schlafapparat dem gegenüberliegenden Ufer zutrieb, mit dem Blicke.

»Der Fluß war hier fast eine englische Meile breit und ich sah, wie das unglückliche Kanoe am andern Ufer in ein Weidengebüsch hineinschwamm. Ich ging eine Zeitlang am Ufer auf und ab, einsam wie ein neuseeländischer Pinguin; endlich setzte ich mich nieder und stellte folgende wenig erbauliche Betrachtungen an: ›Ich bin hier allein auf einer unbewohnten Insel, ohne etwas zu essen und ohne Mittel mir etwas zu verschaffen; und wenn ich die Nacht oder ein halbes Dutzend Nächte hier zubringen muß, so habe ich weder Feuer noch Decken, um mich zu wärmen. Es bleibt mir daher nichts anderes übrig, als den Versuch zu machen, mein Kanoe wieder zu erhalten.‹ Ich ging daher sogleich ans Werk und schleppte von allen Seiten die am Strande liegenden angeschwemmten Baumstämme zusammen, um ein Floß zu bauen, mit dem ich über den Fluß hinübersetzen könnte. Es war dies keine leichte Arbeit, denn ich hatte nur wenig Material und kein Werkzeug, um Bäume zu fällen. Ich fügte daher die wenigen Stämme, wie ich sie von der verschiedensten Länge und Dicke fand, so gut es gehen wollte zu einem Flosse zusammen, schob es mit dem Ruder vorsichtig vom Ufer und fand, daß es eben hinreichend war, mich zu tragen. Ich setzte mich in der Mitte auf ein Bündel Rinde und befand mich so einige Zoll über dem Wasser, während meine Füße auf dem Flosse ruhten, das etwas unter die Oberfläche sank. Ich steckte das Ruder durch eine Öffnung zwischen den Baumstämmen und ruderte quer über den Fluß, während die Strömung mich abwärts trieb; dennoch war ich froh, daß ich überhaupt nur vorwärts kam. Endlich erreichte ich das gegenüberliegende Ufer etwa drei englische Meilen unterhalb des Punktes, wo ich mich eingeschifft hatte.

»Da einige Baumstämme meines Flosses verfault waren, so hatten sie, als ich mich in der Mitte des Flusses befand, so viel Wasser eingesogen, daß sie ganz unter die Oberfläche gesunken waren und ich fast bis zum Gürtel im Wasser saß. Als ich endlich das Ufer erreichte, stießen einige der längsten Baumstämme unter dem Wasser an, das ganze Floß ging auseinander, ich wollte ans Ufer springen, allein die Entfernung war noch zu groß und ich stürzte der ganzen Länge nach ins Wasser. Ich war jedoch sogleich wieder auf dem Trocknen und machte mich nun auf, um mein Kanoe zu suchen, das ich denn auch glücklich etwa eine englische Meile oberhalb meines Landungsplatzes in dichtem Weidengebüsche fand. Ich ruderte nun nach derselben Stelle der Insel zurück, wo mein Unglück begonnen hatte, um mich ganz der Freude hinzugeben, die aus dem Gegensatze zwischen meiner früheren und meiner jetzigen Lage entstand.

»Die Insel Mas-co-tin hatte auf diese Weise alle ihre Schrecken für mich verloren und ich verweilte zwei Tage und zwei Nächte an ihren einsamen Ufern, wo sich zahlreiche Gräber der roten Männer befinden. Als ich in meinem kleinen Kanoe diese liebliche Insel verließ, konnte ich mich nicht enthalten, auszurufen: ›Schlafet dort in Frieden, ihr tapferen Männer, bis die ruchlose Hand des weißen Mannes und die gefühllose Pflugschar dereinst eure Gebeine aus dieser stillen und schönen Ruhestätte aufwühlt!‹

»Nach zwei oder drei Tagen traf ich wieder im Lager Des Moines ein, wo ich mich mit meinem Kanoe am Bord eines Dampfbootes nach St. Louis einschiffte, das ich ohne weitere Fährlichkeiten erreichte.«

Als ich die Erzählung meiner Abenteuer beendigt hatte, war auch das Bildnis Joes fertig und ich freute mich, daß es all das Feuer und den »Jägerblick« wiedergab, die mich auf unseren frühem Streifzügen in den fernen Wildnissen so oft ergötzt hatten. Einige Tage später sandte er das Bildnis seiner Mutter und reiste nach Texas ab, wo er sich der texanischen Armee anschloß. Er wurde in dem ersten Gefecht, an dem er teilnahm, gefangen und befand sich unter den vierhundert Kriegern, die Santana erschießen ließ.

Als ich in St. Louis landete, eilte ich sogleich zu meiner Frau und ließ mein kleines Kanoe unter der Obhut des Kapitäns. Bei meiner Rückkehr war es jedoch, gleich einem anderen, früher erwähnten, durch irgend eine »Medizinoperation« verschwunden und es blieb mir nichts davon als die Abbildung, die ich nach meinem Abenteuer an dem Ufer der Insel Mascotin von ihm entworfen hatte.

Nachdem ich meinen Freund Joe gemalt hatte, schrieb ich die nachstehenden Bemerkungen in mein Notizbuch:

Der Westen – nicht der »Ferne Westen«, denn dieser ist ein Phantasiegebilde – sondern der einfache Westen – die weite und herrenlose Wildnis, die sich zwischen den gegenwärtigen Wilden und der zivilisierten Welt ausdehnt – der große und fast grenzenlose Garten der Erde – ist das Thema des Tages. Ich meine die endlosen, schönen Ebenen, wo die Natur in ihrem reichsten Schmucke erscheint, auf deren grünen Gefilden, die sich grenzenlos wie der Ozean ausdehnen, die stolzesten, edelsten Menschen Jahrhunderte lang ihre wilden Rosse tummelten, zum Großen Geiste in der Sonne beteten und ihm für ihr freies und glückliches Leben ihren Dank darbrachten. – Jenes schöne und berühmte Land, das keinen Geschichtsschreiber hatte, der seine Schönheit und seinen Ruhm geschildert hätte, – wo zu einer Zeit, als die »zivilisierte« Welt noch ein Embryo war, unerschrockene, mutige Männer wohnten, deren ritterliche Taten niemand aufgezeichnet hat – wo einst das mit Federn geschmückte Schlachtroß sich bäumte, der gellende Kriegsruf ertönte und der Dampf der Adlerpfeife zur Bekräftigung der eingegangenen feierlichen Verpflichtungen emporstieg. Ich meine das neutrale Gebiet, wo man den Dampf der Wigwams nicht mehr sieht, aber wo die bleichenden Gebeine der Büffel und die Gräber der Wilden die Geschichte vergangener Zeiten und Tage erzählen – das Land des Schweigens, wohin die roten Männer zuweilen zurückkehren und sich auf den Gräbern ihrer Väter düsteren Betrachtungen überlassen, und wohin die zivilisierten Männer voll Freude und Fröhlichkeit vordringen.

So ist das große Tal des Mississippi und Missouri, das ich fast in allen Richtungen durchzogen habe und über dessen gegenwärtigen und künftigen Zustand ich allerlei erbauliche Betrachtungen anstellte.

Ich sah den Menschen in dem ungekünstelten und unschuldigen Naturzustande, in dem vollen Besitz der Genüsse, die Gott ihm beschert; ich sah ihn mit seiner Pfeife und im Kreise seiner Kinder glücklicher als Könige sein können; ich sah ihn vor der Annäherung der Zivilisation zurückweichen, die mit allen ihren Lastern gleich dem Diebe in der Nacht zu ihm kam; ich sah auch, wie in jener Finsternis das Licht der Religion angezündet wurde und wie er staunte und dann sich zurückzog gleich dem erschreckten Hirsch, der durch das Licht geblendet wird; ich sah ihn, wie er den Schauplatz seiner Kindheit verließ und die stärksten Bande zerriß, die ihn an die Erde und ihre Freuden fesselten, wie er Tränen vergoß (und dies ist der einzige Fall, in dem es geschah) und schweigend die Hand vor den Mund hielt, wenn er den letzten Blick auf die schönen Jagdgefilde warf und dann traurig nach der untergehenden Sonne hin seine Wanderung begann. Alles dies geschah mit einer Würde und jenem Anstande, die den Indianer auch in dem höchsten Maß des Unglücks und der Verzweiflung nicht verlassen. Andererseits sah ich auch die Annäherung des lärmenden, geschäftigen, schwatzenden, pfeifenden, hüpfenden, aufgeblasenen und fröhlichen weißen Mannes; ich sah, wie zum ersten Male die frevelnde Hand den geheiligten Boden mit der Pflugschar durchwühlte und die Gebeine, die Pfeife und den Tomahak der tapferen Krieger an das Tageslicht brachte.

Dieses weite Land, wo die Naturmenschen vor dem modernen Kreuzzuge immer mehr verschwinden, ist das Mississippital, das im Osten von dem Alleghany-, im Westen von dem Felsengebirge, im Süden von dem Meerbusen von Mexiko, im Norden von der großen Seenkette begrenzt und auf eine Strecke von mehr als 850 Meilen von dem mächtigen Mississippi durchströmt wird, dessen Ufer und Plateaus, die fast überall den fruchtbarsten Boden und einen großen Reichtum an Blei, Eisen und Steinkohlen besitzen, eine Bevölkerung von hundert Millionen Menschen zu ernähren imstande sind. Das Flußsystem dieses ungeheuren Landstrichs bietet, außer der großen Seenkette im Norden, eine Binnenschiffahrt für Dampfboote von mehr als dritthalbtausend Meilen dar. In dem südlichen Teil lebt bereits eine zerstreute Bevölkerung von fünf Millionen Menschen, aber der größere Teil, wo der Acker (etwa 1½, magdeburgische Morgen) für 1 Taler 20 Silbergroschen verkauft wird, liegt noch herrenlos da und wartet der kultivierenden Hand des Menschen.

Dieses reiche Land, das die unternehmende Jugend der östlichen Staaten zur Einwanderung anlockt, hat den Vorteil, daß ein jeder sich in der geographischen Breite seines Heimatlandes, und zwar auf einem fruchtbaren Boden, ansiedeln kann; die Besitzer von Zucker-, Reis-, Baumwollen- und Tabakpflanzungen, von Mais-, Roggen- und Weizenfeldern, von Louisiana bis Montreal, dürfen nur nach dem Westen gehen, wo ein jeder von ihnen die passende Bodenart und das passende Klima findet.

Bis zu den Ufern des Mississippi ist die große Woge der Zivilisation bereits westlich vorwärts gerollt und hat das hinter ihr liegende Land mit größeren und kleineren Städten bedeckt. Aber noch mehrere hundert englische Meilen weiter gegen Westen sind die unternehmenden Pioniere mit ihren Familien vorgedrungen, in das Land, wo der in die Erde vergrabene Tomahak kaum vom Rost angegriffen und das Kriegsgeschrei soeben erst verhallt ist. Unter diesen Leuten bin ich herumgestrichen. Am Red River (Roten Fluß) sah ich den reichen Louisianer, wie er seine Baumwollen- und Zuckerpflanzungen abgrenzte und seine Neger die erste Bearbeitung des Bodens mit der Hacke begannen. Ich saß mit ihm an seiner gastlichen Tafel in seinem Blockhause und trank mit ihm Jeres und Champagner, während er von »Oxhoften« und dem »Stande der Papiere« sprach oder »nach Baumwolle geht«. In den westlichen Teilen von Arkansas und Missouri genoß ich die aufrichtigste Gastfreundschaft des barschen, aber ehrenwerten Kentuckiers und des ruhigen, freundlichen und geselligen Tennessiers. Dieser hat »eine schmähliche Aussicht auf Mais«, jener eine »mächtige Baumwollenernte«, oder er rechnet, daß er einen »mächtigen Haufen Tabak erhalten werde«. – Das Fieber macht in diesem Lande »mächtig schwach« und zuweilen ist es fast unmöglich, es »abzuschütteln«. – Aber unter allen diesen bescheidenen Dächern herrschen Intelligenz, Gastfreundschaft und Heiterkeit, und der Reisende, der diese Dinge zu würdigen weiß, kann bei einer guten Tasse Kaffee, Maisbrot und frischer Butter mit dem bescheidenen Pionier sehr angenehme Augenblicke verleben.

siehe Bildunterschrift

Tafel XVIII. Ballspieltanz der Indianer.

Die Gegend am oberen Missouri und Mississippi, fünfzig bis sechzig Meilen oberhalb St. Louis, gehört zu den schönsten Ländern der Erde, mit beständigem Wechsel von Wald und grünen Feldern, und ihrer Breite nach für die Bewohner der nördlichen und östlichen Staaten geeignet; auch ist »Jonathan« von »da unten aus dem Osten« bereits dort angekommen und hat seine weißen Einfriedigungen aufgestellt, die sich wie weiße Bänder über die grüne Prärie hinziehen.

Auf diese Weise füllen sich jene weiten Landstriche mit Bewohnern, die alle ihre Eigentümlichkeiten und ihre Vorurteile in ihre neuen Wohnsitze mit hinüber nehmen. Aber der gewaltige Mississippi, diese große Verbindungsstraße aller dieser verschiedenen Bewohner, wird ihre Sitten und Gebräuche vermischen, die Vorurteile vertilgen; aus dieser Vermischung wird ein neues Volk hervorgehen und hier wird sich, wenn alle lokalen Schroffheiten abgeschliffen sind, der wahre Charakter des Amerikaners ausbilden. Der Kern, aus dem er hervorgehen wird, ist bereits vorhanden: es ist der biedere Kentuckier, der zuerst die Lebensweise des Ostens verließ und mit seiner Flinte kühn in die Wälder des Mississippi eindrang, dessen Antlitz der Stempel der Redlichkeit deutlich aufgeprägt ist und dessen biederer Händedruck einem jeden, auch ohne Worte, sagt, daß er willkommen sei.

Im Osten hört man zuweilen sagen, daß der Mississippi »zu weit – daß er außerhalb der Welt sei.« Wie lächerlich und wie schwach muß ein solcher Einwurf demjenigen erscheinen, der den Mississippi bis zu dem St. Anthony-Wasserfalle hinaus verfolgte, der die Staaten Missouri, Illinois, Michigan und Wisconsin durchreiste und sich überzeugt hat, daß er eine Welt für sich ist, die an Genüssen und Unterhaltung keiner anderen nachsteht.


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