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Siebenundzwanzigstes Kapitel


Das Aussetzen der alten Leute. – Ein langweiliger Marsch zu Fuß. – Ebene Prärien. – Luftspiegelung. – Sichtbarwerden der Prärien. – Einwärtskehren der Zehen – Bijouberge. – Salzwiesen. – Ankunft in Fort Pierre. – Große Versammlung der Sioux. – Der Häuptling wird gemalt. – Abergläubische Einwürfe von den Doktoren. – Tod des Häuptlings Ha-wan-dschi-tah. – Wampum. – Schöne Siouxfrauen. – Die Tochter von Schwarzfels-Chardon und seine indianische Frau.


Als wir im Begriffe waren, das Dorf der Puncahs zu verlassen, sahen wir, daß sie ihre Wigwams abbrachen und ihre Habseligkeiten einpackten, um weiter im Westen Büffel zu jagen und Fleisch für den Winter zu trocknen. Der Agent für die Indianer, Major Sandford, lenkte meine Aufmerksamkeit auf einen sehr alten, abgezehrten Mann, der, wie ich erfuhr, ausgesetzt werden sollte. Dieser Unglückliche war einst ein Häuptling und ein angesehener Mann seines Stammes gewesen, jetzt aber zu alt, um eine Reise mitzumachen, die mit Entbehrungen aller Art verknüpft war. Er saß neben einem kleinen Feuer, neben ihm befanden sich einige halb abgenagte Knochen und eine Schüssel mit Wasser, und zu seinem Schutz hatte man eine Büffelhaut über einige Stangen gebreitet. Er selbst hatte seine Freunde und seine Kinder aufgefordert, ihn zu verlassen: »Meine Kinder,« sagte er, »unser Volk ist arm und es ist notwendig, daß Ihr in das Land geht, wo Ihr Euch Fleisch verschaffen könnt – meine Augen sind dunkel und meine Kräfte sind verschwunden; meine Tage sind gezählt und ich bin meinen Kindern zur Last – ich kann nicht gehen und wünsche zu sterben. Macht Eure Herzen stark und denkt nicht mehr an mich; ich tauge zu nichts mehr.« Nachdem er diese Worte gesprochen und alle Abschied von ihm genommen, ging ich zu ihm und war wohl das letzte menschliche Wesen, das sich ihm näherte. Ich setzte mich zu ihm und obgleich er mich nicht deutlich sehen konnte, so drückte er mir doch herzlich die Hand und es schien ihm wohlzutun, daß ein weißer Mann ihm Mitgefühl bewies, denn ein Lächeln flog über seine starren Züge. Als ich einige Monate später auf meiner Fahrt stromabwärts hier wieder vorüberkam, ging ich mit meinen Gefährten ans Land und fand die Büffelhaut und die Stangen noch so, wie ich sie damals verlassen, aber wenige Schritte von der Stelle, wo das Feuer gewesen war, lagen der Schädel und einige Knochen des alten Mannes, von denen die Wölfe das Fleisch abgenagt hatten.

Dieser grausame Brauch, die alten Leute auszusetzen, herrscht, wie ich glaube, bei allen Stämmen, die in den Prärien umherwandern. Da die alten kraftlosen Personen weder reiten noch gehen können, und sie keine anderen Mittel besitzen, sie auf den beschwerlichen Wanderungen fortzuschaffen, so bleibt nichts weiter übrig, als sie ihrem Schicksal zu überlassen, wozu sie auch stets, wie der oben erwähnte alte Mann, ihre Kinder selbst auffordern und hinzufügen, daß sie es mit ihren Vätern ebenso gemacht hätten.

Von dem Dorfe der Puncahs setzten wir nun unsere Fahrt den Missouri aufwärts fort nach der Mündung des Tetonflusses, bis eines Tages unser Dampfboot auf den Grund geriet; das Senkblei gab uns bald die Gewißheit, daß nur ein Steigen des Flusses es uns möglich machen würde, über die Sandbank zu kommen. Nachdem wir auf diese Weise in der Mitte des Flusses eine ganze Woche festgelegen hatten, sandte Herr Chouteau zwanzig Mann ab, die über die Ebene nach dem etwa vierzig Meilen entfernten Laidlaw's Fort an der Mündung des Tetonflusses gehen sollten. Ich schloß mich diesen Leuten an und da ich gehört hatte, daß ein zahlreicher Trupp Sioux dort gelagert sei und das Dampfboot erwarte, so nahm ich alle zum malen erforderlichen Gegenstände mit und trat, mit der Flinte in der Hand, meine Wanderung an.

Unser Weg führte über eine endlose, mit sechs bis acht Zoll hohem Grase, vielen Blumen und Erdbeeren bewachsene Prärie, auf der, so weit das Auge reichte, kein Baum und kein Strauch die Einförmigkeit unterbrach; der Horizont bildete eine gerade Linie wie auf dem Meere und wir hatten, wie man hier sagt, »das Land ganz aus dem Gesicht verloren«. Der Wanderer auf diesem grünen Meere, dem sich nach keiner Seite hin irgendeine Landmarke darbietet, wonach er sein Vordringen bestimmen könnte, fühlt sich am Abend schwach und niedergedrückt; er streckt seine müden Glieder scheinbar auf derselben Stelle aus, auf der er am Morgen ruhte, und es ist schwer, sich zu überzeugen, daß man nicht, wie ein Eichhörnchen im Käfig, nach aller Mühe und Anstrengung zuletzt sich noch auf derselben Stelle befindet. Hierzu kommt noch die Luftspiegelung, die ihm Seen, offene Grasplätze und Gebüsche vorzaubert, oder das sogenannte »Sichtbarwerden« der Prärie, indem diese sich vor ihm wie eine mit Blumen bedeckte Brustwehr zu erheben, aber bei jedem Schritte stets vor ihm zu fliehen scheint.

Einige Tage ertrug ich diesen ermüdenden Marsch ganz gut; bald aber blieb ich mit mehreren anderen hinter den Halbindianern zurück, und endlich sah ich mich genötigt, zu erklären, daß die Schmerzen in meinen Füßen es mir nicht gestatteten, weiter zu gehen. In dieser Not gab mir einer unserer Führer den Rat, »meine Zehen einwärts zu kehren«, wie die Indianer, dann würde ich ganz gut gehen können. Wir ruhten eine halbe Stunde, nahmen eine kleine Erfrischung zu uns und setzten dann unseren Marsch fort. Ich befolgte den Rat meines Führers und fand, daß ich viel leichter durch das Gras schreiten konnte, so daß ich nach drei oder vier Tagen an der Spitze des Zuges ging und während des übrigen Teils der Reise auch stets dort blieb. Wir trugen auf dieser Wanderung sämtlich Mokassins, die keine Sohlen haben und daher, wenn man nach der gewöhnlichen Weise der zivilisierten Welt mit auswärts gekehrten Zehen geht, bald unerträgliche Schmerzen auf der Fußsohle erregen.

Wir sahen auf unserem Wege zahllose Büffel und obgleich wir keine Pferde hatten, so gelang es uns doch, sie zu beschleichen und uns mit frischem Fleische zu versorgen. Nach mehreren Tagen erblickten wir endlich zu unserer Linken eine Kette blauer Hügel, die uns als Landmarke dienten. Unser Führer sagte mir, daß dies die Bijouhügel seien, die ihren Namen von einem französischen Pelzhändler erhalten hätten, der sich dort am Ufer des Missouri ansiedelte, aber von den Sioux ermordet wurde.

Einige englische Meilen hinter dieser Hügelkette kamen wir an eine große Salzwiese, d. h. eine mehrere englische Meilen lange Vertiefung der Prärie, die mit einem Salzanfluge wie mit Schnee bedeckt war und uns zwang, einen großen Umweg zu machen. Diese Salzwiesen, die häufig in diesen Gegenden vorkommen sollen, kontrastieren durch ihr blendendes Weiß auf eigentümliche Weise mit dem sie auf allen Seiten umgebenden Grün. Durch jede dieser Wiesen schlängelt sich ein Bach, der aus Salzquellen entsteht und im Frühjahr die Wiesen drei bis vier Fuß hoch überschwemmt; durch die Hitze des Sommers verdunstet dies Wasser und läßt eine Salzkruste von ein bis zwei Zoll Dicke zurück. Hier versammeln sich die Büffel zu Tausenden, um das Salz zu lecken. Auch wir sahen diese Tiere in zahlloser Menge am gegenüberstehenden Rande der Salzwiese liegen.

Nach mehrtägigem beschwerlichen Wandern über die Prärie erreichten wir endlich das Fort Pierre, in dessen Umgebung ein Teil der Siouxnation unter 600–700 Zelten gelagert war, um das Dampfboot zu erwarten, von dessen Ankunft sie gehört hatten.

Nachdem ich mich von den Beschwerden der Fußwanderung erholt, das Lager der Sioux besucht und diesen sowie den Herren Mackenzie, Laidlaw und Halsey den Zweck meiner Reise mitgeteilt hatte, begann ich meine Arbeiten, indem ich zuerst den Häuptling Ha-wan-dschi-tah (das eine Horn), von dem bereits im 26. Kapitel die Rede war, malte, ohne daß jemand im Lager etwas davon erfuhr. Als das Bildnis vollendet war, wurde es mehreren Häuptlingen und Doktoren gezeigt; bald verbreitete sich die Neuigkeit im ganzen Lager und alles strömte nun herbei, um das Bild zu sehen, so daß mir nichts anderes übrig blieb, als es vor der Hütte aufzuhängen. Durch ein Loch, das ich in meinen Wigwam machte, konnte ich wahrnehmen, welche Achtung sie vor ihrem Häuptlinge hatten und auch hier erhielt ich den Namen »Medizinmaler«, Ih-tschah-su-kah-ga-wa-kon.

Es entstand indes bald große Aufregung im Lager, indem die Doktoren dem Volke verkündigten, daß Unglück und frühzeitiger Tod denjenigen treffen würde, der sich einer so wunderbaren und unerklärlichen Operation unterziehe. Diese Prophezeiung erregte namentlich unter den Frauen und Kindern große Bestürzung und sie erhoben ein Geschrei, das man gehört haben muß, um eine Vorstellung davon zu haben. Meine Arbeiten wurden dadurch mehrere Tage völlig unterbrochen; bis endlich der edle Häuptling sich an die anderen Häuptlinge, die Doktoren, Krieger und Weiber wandte und ihnen sagte, daß sie sich beruhigen und mich freundschaftlich behandeln möchten; ich sei weit her gekommen, um sie zu sehen und mit ihnen zu rauchen; ich sei jedenfalls große Medizin, ein großer Häuptling und ein Freund der Herren Mackenzie und Laidlaw, die ihn bewogen hätten, sich malen zu lassen; er könne versichern, daß nichts gefährliches dabei sei. Diese Rede hatte den gewünschten Erfolg; hunderte ihrer Helden kamen auf mich zu und drückten mir die Hand und mehrere fingen sogleich an, sich zu schmücken, um sich malen zu lassen. Einige Jahre später hielt ich in New-York vor etwa 1200–1400 Personen Vorträge. Unter meinen Zuhörern befand sich auch eine Gesandtschaft von 30–40 Sioux in Begleitung ihres Agenten, des Majors Pilcher. Als ich die Bildnisse mehrerer Sioux-Häuptlinge vorzeigte und einige Bemerkungen darüber machte, erkannten die Indianer jedes einzelne und begrüßten es mit einem durchdringenden Schrei; sobald aber das Bild des Häuptlings Ha-wan-dschi-tah an die Reihe kam, hielt ein jeder die Hand vor den Mund, stieß ein »Husch!« aus und lieh den Kopf sinken, das gewöhnliche Zeichen der Trauer bei einem Todesfalle. Ich schloß hieraus sogleich, daß der Häuptling gestorben sein müsse und teilte diese Vermutung meinen Zuhörern mit. Ich wandte mich daher an den Major Pilcher, der meine Vermutung bestätigte und mir die unten folgende Nachricht über den Tod des Häuptlings gab, die ich sogleich meinen Zuhörern mitteilte und die auch von dem anwesenden Sioux-Häuptling, nachdem sie übersetzt worden war, bestätigt wurde.

Die Mitteilung des Major Pilcher war folgende: »Wenige Wochen zuvor, ehe die Gesandtschaft das Land der Sioux verließ, war Ha-wan-dschi-tah durch einen Zufall die Ursache vom Tode seines einzigen Sohnes geworden, worüber er zu gewissen Zeiten von Wahnsinn befallen wurde. Bei einem solchen Anfalle bestieg er sein Lieblingspferd, nahm Bogen und Pfeile und jagte auf die Prärie hinaus, indem er schwor, »das erste lebende Wesen, das ihm begegne, zu töten, es möge ein Mensch oder Tier, Freund oder Feind sein.« Niemand wagte ihm zu folgen. Als er etwa zwei Stunden fort war, kam sein Pferd mit zwei Pfeilen im Leibe und mit Blut bedeckt, zurück. Man fürchtete sogleich das Ärgste; mehrere Krieger stiegen zu Pferde, folgten der Spur des zurückgekehrten Pferdes, und fanden den Leichnam ihres Häuptlings furchtbar verstümmelt und neben ihm einen toten Büffelstier. Aus der genauen Untersuchung des Bodens ergab sich, daß der unglückliche Häuptling einen Büffel angetroffen hatte, der sich in einem Zustande befand, in dem diese Tiere sehr hartnäckig und kampflustig sind. Durch mehrere Pfeilwunden noch mehr in Wut gebracht, griff das Tier ihn an, worauf er vom Pferde sprang, es mit zwei Pfeilen verwundete, Bogen und Köcher zur Erde warf und nun den Büffel mit seinem Messer angriff. Es begann nun ein verzweifelter Kampf, der, wie erwähnt, mit dem Tode beider endigte. Mehrere Knochen des Häuptlings waren zerbrochen und der Büffel hatte zahllose Wunden von dem langen doppelschneidigen Messer empfangen. So starb dieser hochherzige Mann, den ich einst wiederzusehen gehofft hatte.

siehe Bildunterschrift

Tafel X. Die Bärenjagd

Ich hatte nun wieder vollauf zu tun. Der erste, dessen Bildnis ich malte, war Jh-ah-sa-pa, der schwarze Fels, ein schöner, sechs Fuß großer Mann, von der Horde Nih-cah-wih-dschi; er war sehr prächtig gekleidet und trug, außer dem bis auf die Erde reichenden Kopfputz von Adlerfedern und Hermelinfellen auch die beiden Hörner, die ihn sogleich als den Führer seiner Horde im Kriege bezeichneten. (S. das 14. Kapitel.) Er war ein treuer Freund des Herrn Mackenzie und anderer Pelzhändler, die ihn wegen seines ehrenwerten Charakters und seiner Tapferkeit sehr hoch schätzten. Sodann wurde Toh-kei-ih-to (der Stein mit Hörnern) gemalt; er war der Häuptling der Janctonhorde und galt für den besten Redner des Stammes. Hals, Brust und Schultern dieses Mannes waren so stark mit Pulver und Zinnober tätowiert, daß man in geringer Entfernung glaubte, er trage ein reich gesticktes Gewand. In der Hand hielt er eine schöne Pfeife, deren mehrere Fuß langer Stamm mit Schnüren von Stachelschweinstacheln umwunden war. Am den Körper trug er ein Fell des greulichen Bären und um den Hals mehrere Wampumschnüre Wampum ist der Name eines Schmuckes, den die Indianer aus bunten Muscheln verfertigten, die sie an den Flüssen aufsuchen. Sie zerschneiden diese in Stücke von einem Zoll Länge, durchbohren sie, so daß sie das Ansehen von Stücken eines zerbrochenen Pfeifenrohrs erhalten, reihen sie auf Hirschsehnen aneinander und tragen sie um den Hals oder als Kriegsgürtel um den Leib. Unter den zahlreichen Stämmen, die früher die atlantische Küste und dasjenige Land bewohnten, das gegenwärtig den Hauptteil der Vereinigten Staaten bildet, wurden diese Wampum stets angefertigt und hatten einen hohen Wert, da sie an Stelle des Geldes dienten, das den Indianern unbekannt ist. Eine gewisse Anzahl Schnüre oder Handbreiten war für den Wert eines Pferdes, einer Flinte, einer Büffelhaut usw. festgesetzt.

Bei Verträgen galt der Wampum als ein Freundschaftspfand und seit den ältesten Zeiten sandte man ihn als Friedensboten an die feindlichen Stämme. Auch wurden Wampumschnüre von einer gewissen Länge als Tribut an die Eroberer und indianischen Häuptlinge entrichtet.

Es ist ein merkwürdiger Umstand, daß ich nur sehr wenige Wampum sah, sobald ich den Mississippi überschritten hatte, und ich erinnere mich nicht, ihn bei Indianern des obern Missouri gesehen zu haben, obgleich die Muscheln, aus denen er verfertigt wird, auch dort in Menge vorkommen. Bei den Missouri-Sioux bemerkte ich nur sehr wenig Schnüre und bei den Stämmen im Norden und Westen von ihnen gar keine. Unterhalb der Sioux und längs der ganzen Westgrenze der Vereinigten Staaten sind die verschiedenen Stämme mit Wampumschnüren überladen, da diese jetzt keinen Wert mehr für sie haben, seitdem die Pelzhändler nachgemachte Wampumschnüre von Porzellan oder einem anderen Stoffe in großer Menge eingeführt und zu so geringem Preise verkauft haben, daß die echten Wampumschnüre ihren Wert verloren und fast ganz verschwunden sind.
., die man bei den Indianern im fernen Westen und im Norden selten findet. Während ich ihn malte, erzählte er dem Dolmetsch fortwährend von den wunderbaren Wirkungen, die seine Beredsamkeit auf die Häuptlinge und das Volk seines Stammes zu verschiedenen Zeiten hervorgebracht habe.

Ich malte auch zwei Frauen; die eine war die Tochter des oben genannten Häuptlings Schwarzfels. Beide standen bei den Pelzhändlern in solcher Achtung, daß ich auf den Wunsch des Herrn Mackenzie von beiden Bildnissen Kopien anfertigen mußte, die in Herrn Laidlaws Wohnung aufgehängt wurden. Mehrere Jahre nachdem ich die Sioux verlassen hatte, berichteten mir die beiden Pelzhändler Chardon und Piquot in St. Louis folgendes: Eines Tages trat der Häuptling Schwarzfels plötzlich in das Zimmer des Herrn Laidlaw, in dem das Bildnis seiner Tochter hing und erzählte tiefbewegt, daß während er mit seiner Horde mehrere Monate in der Prärie beschäftigt gewesen, Büffel zu jagen, seine Tochter gestorben sei. »Mein Herz ist wieder froh,« sagte er, »wenn ich sie hier lebend sehe; ich bedarf jetzt ihres Bildes, das der Medizinmann gemacht hat und das jetzt hier vor mir ist, damit ich sie sehen und mit ihr sprechen kann. Meine ganze Horde trauert um sie und an dem Tore deines Forts stehen zehn Pferde und Ih-ah-sa-pa's Wigwam für dich, der, wie du weißt, der schönste im ganzen Stamme der Sioux ist. Ich wünsche, daß du mir meine Tochter gibst.« Herr Laidlaw, der den Schmerz des Vaters um sein verlorenes Kind sah, hatte nicht den Mut, ihm seine Bitte abzuschlagen; er gab ihm das Bildnis und fügte hinzu, daß er die Pferde und den Wigwam auch wieder mit zurücknehmen möge, da das Bild mit Recht ihm gehöre.

Das zweite weibliche Bildnis, das ich malte, stellt eine Frau dar, die sich durch ihr unübertrefflich schönes Haar auszeichnete, das weich und glänzend wie Seide war und in großer Fülle und in schönen Wellen über die Schultern herabfiel. Sie ist jetzt die Frau des oben erwähnten Franzosen Chardon, von dem auch schon im 4. Kapitel bei der Beschreibung der Büffeljagd die Rede war. Er ist seit vielen Jahren als Pelzhändler und Dolmetscher im Dienst der amerikanischen Pelzkompagnie und hat hier wichtige Dienste geleistet. Ich erhielt von ihm einen schönen Anzug seiner Frau, den sie selbst verfertigt und getragen hat, für meine indianische Galerie zum Geschenk.


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