Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Zweiundvierzigstes Kapitel


Ausflug nach Florida und Texas und Rückkehr nach St. Louis. – Kickapuhs. – Wiahs. – Potowatomihs. – Kaskaskias. – Peorias. – Piankischahs. – Delawaren. – Moheconniuhs oder Mohegans. – Oneidas. – Tuskaroras. – Senecas. - Irokesen.


Ich habe einen ganzen langen Winter an den Gestaden des mexikanischen Meerbusens in Florida und Texas verlebt. Meine Gesundheit war in dem milden Klima bald wieder hergestellt und meine Frau begleitete mich überall hin. Wir besuchten die verschiedenen Posten und überhaupt alles, was in diesen lieblichen Gegenden Interesse für uns hatte und kehrten endlich auf einem Dampfboote nach Neu-Orleans zurück.

Da ich fürchte, daß es den Leser langweilen möchte, mir auf meinen Kreuz- und Querzügen durch diese wilden Gegenden zu folgen, so will ich hier die von mir besuchten Stämme beschreiben, ohne mich speziell auf die Reise selbst einzulassen.

Kickapuhs.

Von diesem einst zahlreichen und kriegerischen Stamme sind nur 600–800 Seelen übrig, die im Staate Illinois am Südende des Michigansees in einer der schönsten Gegenden der Erde leben. Branntwein und Blattern haben ihre Reihen gelichtet, und da das Wild in ihrem Lande vertilgt ist, sie aber wenig Lust zum Arbeiten haben, so befinden sie sich in einem sehr elenden Zustande. Sie haben allerdings wenig Anlaß, das Feld zu bauen, denn ihr schönes Gebiet ist bereits ganz von den Niederlassungen der Weißen umgeben, so daß sie aus Erfahrung wissen, es werde auch sie bald das allgemeine Schicksal treffen, ihren Grund und Boden für eine Kleinigkeit verkaufen und nach dem Westen wandern zu müssen. Seitdem dies niedergeschrieben wurde, ist der ganze Stamm, nachdem er sein Gebiet im Staate Illinois an die Regierung verkauft hat, auf die Westseite des Missouri übergesiedelt; ein großer Teil von ihnen war bereits früher auf das Westufer des Missouri, etwas nördlich vom Fort Leavenworth, versetzt worden.

Die Kickapuhs lebten lange im Bündnis mit den Sakis und Foxes und ihre Sprachen sind sich so ähnlich, daß sie fast als zu derselben Sprachenfamilie gehörend zu betrachten sind. Der gegenwärtige Häuptling dieses Stammes, Kih-an-ni-kuk (der Vorderste), gewöhnlich der Schahnihprophet genannt, ist ein sehr scharfsinniger, talentvoller Mann. Als ich ihn malte, nahm er die Stellung eines Betenden an und ich erfuhr bald, daß er ein sehr frommer Christ sei; an jedem Sonntage hielt er religiöse Zusammenkünfte, in denen er predigte und seine Landsleute ermahnte, die christliche Religion anzunehmen, und sich des Branntweins zu enthalten, der ihren unvermeidlichen Untergang herbeiführen werde, wenn sie seinem Genusse nicht gänzlich entsagten. Ich wohnte eines Sonntags einer Predigt im Walde bei und obgleich ich die Sprache nicht verstand, so war ich doch überrascht von dem natürlichen Fluß der Rede und dem Gewandten und Ungezwungenen seiner Gestikulationen.

Wie weit es dieser rüstige Kämpfer in der Bekehrung seiner Landsleute zum Christentum gebracht hat, weiß ich nicht, aber so viel ist gewiß, daß es seinem Beispiel und seinen unausgesetzten Bemühungen gelungen ist, den Überrest seines Volkes vor dem tödlichen Gifte zu retten, das aufgeklärte Christen ihm zugeführt haben, und daß der Gebrauch des Branntweintrinkens in diesem Stamme gänzlich abgeschafft worden ist. Dies allein ist schon lobenswert und der erste unerläßliche Schritt zu anderweitigen Verbesserungen. Ich lebte einige Zeit unter diesen Indianern und war erfreut und erstaunt über ihre Mäßigkeit und ihr friedliches Betragen; ich habe während meines Aufenthaltes unter ihnen nicht ein Beispiel von Trunkenheit oder dem Genusse geistiger Getränke gesehen.

Ein anderer ausgezeichneter Kickapuh und Schüler des Propheten ist Ah-ton-wi-tuck (der Truthahn); ich malte ihn ebenfalls in betender Stellung, wie er von einem Holzstabe das in Charakteren darauf eingeschnittene Gebet abliest. Die Pelzhändler erzählten mir (ich kann jedoch die Wahrheit nicht verbürgen), daß der Prophet einem Methodistenprediger die Erlaubnis, im Dorfe zu predigen, verweigerte, ihn aber im geheimen mit sich nahm und so lange bei sich behielt, bis er das Glaubensbekenntnis und die Art zu predigen erlernt hatte, worauf er den Geistlichen entließ und nun selbst unter seinem Volke Vorträge hielt. Er gab vor, daß er eine Unterredung mit einem übermenschlichen oder inspirierten Wesen gehabt habe, und schloß sehr richtig, daß, wenn durch die Verkündigung des Christentums irgendein Gewinn oder Einfluß zu erlangen sei, dies ebensogut durch ihn geschehen könne, wie durch jeden anderen. Er fing daher an zu predigen und führte ein Gebet ein, das er sehr sinnreich auf Ahornstäbe von anderthalb Zoll Breite in Charakteren einschnitt, die einige Ähnlichkeit mit dem chinesischen haben. Da diese Gebetstäbchen sich gegenwärtig in den Händen eines jeden Kickapuh befinden, der Prophet aber sich die Anfertigung und den Verkauf allein vorbehalten, so hat er auf geschickte Weise den Ruhm mit dem Gewinn verbunden und auf doppelte Art seinen Einfluß in dem Stamme zu vermehren gewußt. Alle Indianer dieses Stammes, Männer, Frauen und Kinder, soweit ich sie gesehen habe, pflegten am Abend vor dem Schlafengehen und am Morgen beim Ausstehen das Gebet herzusagen, wobei sie den Zeigefinger der rechten Hand unter das oberste Zeichen legten, bis sie die dadurch bezeichneten Worte hergesagt hatten, dann rückten sie mit dem Finger zu dem nächsten Zeichen und so fort, bis sie zu Ende waren; das ganze, das in der Art eines Kirchenliedes abgesungen wurde, währte etwa zehn Minuten.

Man hat dies eine sehr sinnreiche Heuchelei von seiten des Propheten genannt; ich will nicht entscheiden, ob dies richtig ist, aber mögen nun seine Motive und sein Leben so rein sein, wie er behauptet, oder nicht, das eine ist wenigstens wahr, daß sein Beispiel sehr viel zur Verbesserung der Sitten dieses Volkes beigetragen und es an Mäßigkeit und die fleißige Betreibung des Ackerbaues gewöhnt hat.

Wi-ahs.

Dieser einst mächtige Stamm ist durch dieselben Ursachen bis auf 200 Köpfe zusammengeschmolzen. Früher lebten die Wiahs im Staate Indiana, sind aber mit den Piankischahs acht bis zehn Meilen südlich vom Fort Leavenworth versetzt worden.

Pot-o-wat-o-mihs.

Auch dieser ehemals sehr zahlreiche und kriegerische Stamm ist durch Branntwein und Pocken bis aus 2700 Mann herabgesunken. Man kann diese Indianer halbzivilisiert nennen, da sie lange Zeit in Berührung mit den Weißen lebten, deren Sitten und Gebräuche sie in vieler Beziehung angenommen haben und deren Blut sich mit dem ihrigen vielfach vermischt hat. Die Ähnlichkeit der Sprache sowie der Gebräuche und der persönlichen Erscheinung läßt keinen Zweifel darüber, daß sie früher einen Teil des großen Stammes der Tschippewäs oder Ot-ta-was bildeten, deren nördliche Nachbarn sie waren. Der Stamm lebt jetzt im Staate Michigan, wo er einen fruchtbaren und wertvollen Landstrich besitzt, den er, gleich den Kickapuhs, an die Regierung zu verkaufen und auf die Westseite des Missouri auszuwandern im Begriff steht; ein Teil des Stammes ist bereits dorthin gegangen und hat sich in der Nähe des Forts Leavenworth angesiedelt. Da diese Indianer einige Zeit lang in der Nachbarschaft und unter dem Einflusse der Kickapuhs gelebt haben, so sind viele von ihnen eifrige Schüler des Propheten geworden und bedienen sich der Gebetstäbchen auf die erwähnte Art.

Kas-kas-ki-as.

Dies ist der Name eines Stammes, der früher zwischen dem Mississippi und Ohio einen weiten Landstrich einnahm, der jetzt einen Teil des großen und volkreichen Staates Illinois bildet. Die Geschichte gibt uns ausführlich Bericht über den ehemaligen kriegerischen Charakter und die Zahl der Kaskaskias, sowie über ihr trauriges Los vom ersten Augenblick ihrer Bekanntschaft mit ihren zivilisierten Nachbarn, durch deren Habsucht sie ihr schönes Land verloren, während gleichzeitig der Branntwein und die Blattern, sowie die beispielslose Grausamkeit benachbarter feindseliger Stämme, ihre Zahl so sehr verminderten.

Es gibt vielleicht keinen zweiten Stamm auf dem Kontinent, der von gleicher Macht so plötzlich zu so gänzlicher Bedeutungslosigkeit herabsank und verschwand, wie die Kaskaskias. Die Reste dieses Stammes sind seit langer Zeit unter die Peorrias in Illinois aufgenommen worden und es ist zweifelhaft, ob überhaupt noch ein Dutzend von ihnen existiert. Mit diesen wird in wenigen Jahren eine schöne Sprache aussterben, die von allen, die sie umgeben, verschieden ist. Kih-mon-sah (der kleine Häuptling), ein junger Mann, ist das Oberhaupt des Stammes, doch sollten, wie mir die Pelzhändler sagten, seine Mutter und sein Sohn seine einzigen Untertanen sein; er ist halb zivilisiert und, wie ich glaube, ein Halbindianer.

Pe-o-ri-as.

Dieser Stamm bewohnt einen Teil des Staates Illinois, zählt etwa noch 200 Seelen und wird, gleich den meisten anderen Stammüberresten an der Grenze, westlich vom Missouri versetzt werden.

Pi-an-ki-schahs.

Der Überrest dieses Stammes, etwa 170 Köpfe, der sein Gebiet in den Staaten Illinois und Indiana an die Regierung verkauft hat, wird sich ebenfalls im Westen des Missouri bei dem Fort Leavenworth niederlassen.

Delawaren.

Dieser Name, dessen bloße Nennung überall in der indianischen Wildnis Schrecken verbreitete, war, gleich dem Volke, das ihn führte, über einen sehr großen Teil des Kontinents bekannt. Der Stamm bewohnte ursprünglich einen großen Teil der östlichen Grenze von Pennsylvanien und einen bedeutenden Teil der Staaten Neu-Jersey und Delaware. Kein anderer Stamm ist von den Weißen so viel hin- und hergetrieben worden, keiner hat sich so weit zurückgezogen und keiner sich so ehrenvoll und tapfer jeden Fußbreit Landes erkämpft. Durch Verträge mit der Regierung von den Ufern des Delaware an den lieblichen Susquehannah, von da an den Fuß des Alleghanygebirges und darüber hinaus bis an den Ohio, den Illinois und Mississippi und endlich westwärts vom Missouri getrieben, wurde dort den wenigen, die noch übrig sind, ein Landstrich für ewige Zeiten, wie schon ein dutzendmal zuvor, angewiesen. Bei jeder Vertreibung wurden sie wider ihren Willen von den Gräbern ihrer Väter und ihrer Kinder getrennt und nun hat man sie unter neue Feinde versetzt, wo sie sogleich bei ihrer Ankunft die Waffen zu ihrer Verteidigung ergreifen und für den Boden kämpfen mußten, auf den man sie versetzt hatte. Es gibt wohl keinen Stamm, für dessen Bekehrung zum Christentum größere und anhaltendere Bemühungen gemacht worden wären; aber von den Missionaren der Mährischen Brüder, die zuerst in dieser Absicht zu ihnen kamen, bis auf den heutigen Tag ist alles vergeblich gewesen. Diese Abneigung gegen das Christentum hat wohl ihren natürlichen Grund in der Treulosigkeit, mit der sie beständig von den Weißen behandelt wurden; es haben sich dadurch Vorurteile bei ihnen festgesetzt, die jeden geistigen Fortschritt unmöglich machen.

Dieser Stamm, der einst aus 10 000–15 000 Köpfen bestand, zählt deren gegenwärtig kaum 800, die in den letzten fünfzig oder sechszig Jahren in den Staaten Ohio und Indiana wohnten. Dort wurde das ihnen vorbehaltene Land bald überall von den Weißen umgeben und da sie diese nicht gern zu Nachbarn haben, so verkauften sie ihr Land und wanderten westlich vom Mississippi. Es ist jedoch fast unmöglich, sie dort zu finden, indem sie beständig auf Jagd- oder Kriegszügen umherschwärmen. Auch bietet ihnen das wilde Land, in das man sie verpflanzt hat, hinreichende Gelegenheit, diesen Lieblingsneigungen zu fröhnen, und da sie beständig in kleinen Parteien umherziehen, so werden sie bald von ihren Feinden vertilgt sein und die Regierung, die ihnen versprach, daß diese Versetzung die letzte sein solle, wird ihre Ehre gerettet haben.

Auf meinen Reisen am oberen Missouri und im Felsengebirge erfuhr ich zu meinem größten Erstaunen, daß diese kühnen Indianer in kleinen Trupps von sieben oder acht Mann jene mehr als 400 Meilen entfernten Stämme besucht hatten, und nachdem sie von diesen gastlich bewirtet worden, feierlich einen ewigen Frieden mit ihnen geschlossen, Geschenke von ihnen empfangen und herzlichen Abschied genommen, brachte doch jeder von ihnen einen Skalp mit nach Hause; dasselbe Spiel wiederholten sie auf dem Rückwege, der sie durch andere friedliche Stämme führte.

Es gibt unter diesem Stamme einige Häuptlinge, deren Leben so außerordentlich ist, daß dessen genaue Schilderung gewiß großes Interesse darbieten würde.

Mo-hi-con-niuhs oder Mohigans (gute Bootsleute).

Nur 400 Personen sind von diesem einst mächtigen Stamme übrig; sie bewohnen einen fruchtbaren Landstrich, den ihnen die Regierung im Gebiete Wisconsin am Winnebagosee, nahe der Greenbai, angewiesen hat, wo sie sich ganz wohl befinden, da sie aus ihrem früheren Wohnsitze im Staate Massachusetts die Kenntnis des Ackerbaues mitgebracht haben.

Es sind dies die Reste des früher mächtigen und berühmten Stammes der Pequots in Massachusetts. Während ihrer Kriege und Streitigkeiten mit den Weißen trennte sich ein beträchtlicher Teil des Stammes von den übrigen und bildete unter der Anführung eines zivilisierten Häuptlings einen eigenen Stamm, der sich Mo-hi-con-niuhs nannte, ein Name, den sie bis auf den heutigen Tag beibehalten haben. Der andere Teil des Stammes ist längst verschwunden.

Ich malte den Häuptling des Stammes Ih-tau-o-kaum (beide Seiten des Flusses), einen sehr schlauen und intelligenten Mann und aufrichtigen Christen, sowie Waun-nah-cou (die Schüssel) und John W. Quinney, der europäische Kleider trug, gut englisch spricht, baptistischer Missionsprediger und ein tüchtiger Redner ist.

O-nei-das.

Dieser einst zahlreiche Stamm ist durch Kriege mit den Weißen, durch Branntwein und Blattern auf 500–600 Seelen zusammengeschmolzen, die auf den ihnen vorbehaltenen Ländereien im Staate New-York, bei Utica an den Ufern des Mohawkflusses, im elendesten Zustande leben. Der Stamm gehörte zu dem Bunde der Sechs Nationen und ist sehr berühmt in der früheren Geschichte New-Yorks.

Tus-ka-ro-ras.

Die Tus-ka-ro-ras gehörten ebenfalls zu dem Bunde der Sechs Nationen, waren einst zahlreich, zählen aber jetzt nur 500 Köpfe, die gegenwärtig einen schönen Landstrich bei Buffalo im Staate New-York, von den Ansiedlungen der Weißen umgeben, bewohnen; viele von ihnen sind tüchtige Landwirte, die reiche Ernten gewinnen. Der Sohn des Häuptlings Cusik, welcher in einem unserer öffentlichen Institute erzogen wurde, ist jetzt Baptistenprediger und, wie man mir sagte, ein sehr tüchtiger Redner.

Sen-e-cas.

Der Überrest dieses Stammes, etwa 1200 Köpfe, wohnt im Staate New-York bei Buffalo, einige englische Meilen vom Niagarafall. Früher lebte der Stamm an den Ufern der Seen Seneca und Cayuga, aber gleich allen anderen Stämmen, die »dem Fortschreiten der Zivilisation« im Wege standen, haben sie wiederholt ihre Ländereien verkauft und sind immer weiter nach dem Westen versetzt worden; hieraus erklärt sich die bei ihnen sehr übliche Phrase, daß »sie der untergehenden Sonne folgen«.

Als diese Indianer zuerst der zivilisierten Welt bekannt wurden, zählten sie 8000–10 000 Seelen und nahmen, wegen ihrer Stellung in der Mitte des Staates New-York, eine wichtige Stelle in seiner Geschichte ein. Die Senecas waren immer einer der mächtigsten und tätigsten Stämme der Sechs Nationen. Es war dies ein von den sechs Stämmen, den Senecas, Oneidas, Onondagas, Cayugas, Mohahks und Tuskaroras gebildeter Bund, der den Zweck hatte, sich mit vereinter Kraft gegen die Angriffe benachbarter Stämme zu verteidigen oder sich den Einfällen der Weißen in ihr Gebiet zu widersetzen. Ehe die Neuerungen der Weißen mit ihren zerstörenden Kriegswerkzeugen, mit Branntwein und Blattern in das Land eindrangen, war der Bund stets siegreich und verbreitete überall Furcht und Schrecken. Seine Kriegszüge erstreckten sich bis Connecticut, Massachusetts, Virginien, ja selbst bis nach den beiden Carolinas, und überall waren sie siegreich. Aber ihre vereinigte Macht war nicht imstande, der verheerenden Flut zu widerstehen, die unaufhaltsam in ihr Gebiet einbrach, sie von Land zu Land vertrieb und die meisten in ihren Wellen begrub.

Von den Überresten dieses Bundes sind die Senecas noch die zahlreichsten; an ihrer Spitze stand ein bejahrter Häuptling, der in den Vereinigten Staaten unter dem Namen »Rotrock« bekannt ist. Ich malte ihn in ganzer Figur und zwar nach seinem Wunsche »auf dem Tafelfelsen am Niagarafall stehend, weil nach seinem Tode sein Geist sich dort aufhalten werde«.

Dieser Mann war viele Jahre lang der erste Häuptling der zerstreuten Überreste der Sechs Nationen, von denen ein Teil in der Nähe der Senecas lebt und die alle zusammen vielleicht 4000 Köpfe zählen und 200+000 Acres trefflichen Landes besitzen. Von den Stämmen, die den Bund bildeten, wanderten vor etwa 50 Jahren die Mohahks und Cayugas größtenteils nach Kanada und ließen die Senecas, Tuscaroras, Oneidas und Onondagas im Staate New-York im Besitze fruchtbarer Ländereien, ganz von Weißen umgeben, zurück. Jetzt haben die Senecas und die anderen Überreste der Sechs Nationen im Staate New-York infolge eines Vertrages eingewilligt, sich in das ihnen westlich vom Mississippi angewiesene Land zu begeben, das mehr als 250 Meilen von ihrem gegenwärtigen Wohnsitze entfernt ist.

Der Häuptling Rotrock galt für einen der größten Redner und er war jedenfalls ausgezeichneter durch seine Beredsamkeit und seinen Einfluß bei den Beratungen, als durch Kriegstaten. Wenn die Geschichte in letzterer Beziehung nicht viel von ihm zu sagen weiß, so hat dies wohl größtenteils darin seinen Grund, daß die Kriege seiner Nation ausgefochten wurden, ehe er daran teilnehmen konnte und daß der größere Teil seines Lebens in die Zeit des Verfalls seines Stammes fiel, wo es, statt der Schrecken eines Indianerkrieges, einen gefährlicheren und zerstörenderen Feind, nämlich die hinterlistigen Eingriffe der bleichen Gesichter, zu bekämpfen galt, denen er viele Jahre hindurch zu widerstehen bemüht gewesen ist. Armer alter Mann – nicht die Beredsamkeit eines Cicero oder Demosthenes würde das Unheil von deinem untergehenden Volke abzuwenden, noch dem habsüchtigen weißen Manne zu widerstehen vermögen, der seine Hand nur freigebig öffnet, um die Arglosen und Unwissenden um so sicherer zu verderben.

siehe Bildunterschrift

Tafel XVI. Das Einfangen des wilden Pferdes.

Seit einer Reihe von Jahren hat dieser talentvolle alte Mann sowohl bei dem Gouverneur von New-York, als bei dem Präsidenten der Vereinigten Staaten Vorstellungen gegen die Eingriffe der weißen Männer gemacht, die, wie er sagte, alle Mittel aufböten, um den Roten ihre Lande zu entreißen, das Wild zu vertilgen und sein Volk mit abscheulichen Lastern bekannt zu machen. Am heftigsten hat er aber gegen das Predigen der Missionare gesprochen; diese Schwarzröcke, wie er die Geistlichen nennt, hätten mehr Unheil als Gutes gestiftet, indem sie Zweifel und Uneinigkeit unter seinem Volke erregt wodurch der Friede gestört, die Wohlfahrt gefährdet und selbst die Existenz seines Stammes bedroht werde! Um seinen Kummer zu verscheuchen, hatte er sich zuletzt dem Branntweintrinken ergeben und starb vor einigen Jahren in seinem Dorfe bei Buffalo. Der berühmte Schauspieler Herr Placide hat sein Grab mit einem schönen und passenden Denkmal geschmückt und wie ich höre wird mein Freund William L. Stone ihm ein noch dauernderes Denkmal errichten, indem er im Begriffe steht, eine Lebensbeschreibung dieses außerordentlichen Mannes herauszugeben.

Es gibt kein besseres Volk als die Senecaindianer; sie sind von allen, die ich kenne, die talentvollsten und geistreichsten, und sie würden die besten Nachbarn sein, wenn man sie den Ränken, Verführungen und dem Branntwein der weißen Männer entziehen könnte. Sie haben die Jagd fast ganz aufgegeben und sind tüchtige Landbauer geworden, die reiche Ernten gewinnen und einen Überfluß an Schweinen, Rindvieh und Pferden, sowie andere Bedürfnisse und Bequemlichkeiten des Lebens besitzen.

Irokesen.

Die Irokesen bildeten einst einen der zahlreichsten und mächtigsten Stämme, die jemals in den nördlichen Gegenden dieses Landes gelebt haben und sind jetzt fast ganz vertilgt. Sie bewohnten einen weiten Landstrich zwischen den Ufern des Lorenzstromes und dem Champlainsee und beherrschten zuweilen durch Eroberung das ganze Land bis zu den Gestaden des Erie-, Huron- und Michigansees; aber ihre beständigen Kriege mit den Franzosen, Engländern und Indianern, sowie Ausschweifungen und Krankheiten haben sie fast ganz aufgerieben. Die wenigen Überreste sind längst in andere Stämme aufgenommen worden Einige Schriftsteller haben die Sechs Nationen mit dem Namen Irokesen bezeichnet – inwieweit dies richtig ist, will ich nicht entscheiden; so viel ist indes gewiß, daß nicht der ganze Stamm der Irokesen zu jenem Bunde gehörte. Ihre ursprüngliche Heimat waren die Ufer des Lorenz-Stromes, und obgleich ein Zweig ihrer Nation, die Mohahks, einen mächtigen Teil jenes Bundes bildeten, so redeten doch seine übrigen Mitglieder verschiedene Sprachen, und ein großer Teil der Irokesen zog weiter nach Norden und nach Osten, statt an den beständigen Kriegen der sechs Nationen teilzunehmen. Diesen Teil des Stammes meine ich, wenn ich sage, daß er fast ganz erloschen sei, und diesem Zweige gehört der von mir gemalte Irokese an..

Ich habe von diesem Stamme nur einen, Not-o-wä (Denker) gemalt. Er war ein vortrefflicher Mensch; ich unterhielt mich häufig mit ihm und gewann ihn sehr lieb. Die frühere Geschichte seines Stammes, sowie der gegenwärtige Aufenthalt und Zustand der wenigen noch vorhandenen, zerstreuten Überreste schienen ihm völlig unbekannt zu sein. Er erzählte mir jedoch, daß er immer gehört habe, die Irokesen hätten fast die ganze Welt erobert; aber der Große Geist, erzürnt darüber, daß sein Lieblingsvolk so viele Menschen erschlagen, beschloß, es zu strafen und sandte eine furchtbare Krankheit, welche die meisten Irokesen hinwegraffte, während alle übrigen, die aufgefunden werden konnten, von ihren Feinden getötet wurden. Da ich gemacht hätte, daß er »nach dem Tode leben werde«, so gestand er mir, er sei zwar stolz darauf, ein Irokese zu sein, wünsche aber doch allgemein für einen Tschippewäh gehalten zu werden, damit er so lange leben könne, als der Große Geist ihm bei seiner Erschaffung bestimmt habe.

Seitdem dies Kapitel geschrieben worden, hat die Regierung alle darin erwähnten Stämme und Überreste von Stämmen auf die Westseite des Mississippi und Missouri übergesiedelt, ihnen dort Land angewiesen und zugleich für die weiten, von ihnen abgetretenen Landstriche eine jährliche Rente ausgesetzt. Unter der Präsidentschaft des Generals Jackson wurde, trotz vieler Opposition, die Politik, alle halbzivilisierten und Grenzindianer auf die Westseite des Mississippi zu versetzen, eifrig durchgeführt. Es wird sich in wenigen Jahren zeigen, ob diese Politik die richtige war oder nicht. Ich werde später Gelegenheit haben, mehr über diesen Gegenstand zu sagen.


 << zurück weiter >>