Margarete Böhme
Tagebuch einer Verlorenen
Margarete Böhme

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12. Dezember.

Am 1. Januar ziehen wir um nach einer kleineren Wohnung in der Potsdamerstraße. Julius hat alles für mich arrangiert. Es ging ja so nicht weiter, besonders nicht nach dem letzten Streich, den Casimir mir spielte. Da hatten sie abends, als ich mit Pensionären im Theater war, eine Anzahl Möbel, gerade für ein Zimmer reichend, über die Hintertreppe hinaustransportiert, und ist keine Spur, wo sie hingekommen und geblieben sind, jedenfalls hat er sie seiner Kalle hinschleppen lassen. Ich nehme grundsätzlich nicht die Hilfe der Polizei in Anspruch, es hätte auch nichts genutzt, wiederbekommen hätte ich doch nichts. Ich konnte die große Wohnung nicht behalten, mochte auch nicht in dem Haus bleiben, da die Mädchen keinen reinen Mund gehalten haben und die Mitbewohner mich alle schief ansehen. Nach dem großen Gelage kündigten mir sämtliche Damen die Pension, und der Hauswirt, den ich um Dispens vom Mietsvertrag bat, schrieb mir, daß er uns je eher je lieber los wäre. Mit Markiewicz hat Julius sich auseinandergesetzt, er will ihm ersetzen, was fort und beschädigt ist, und die anderen Möbel kriegt er wieder . . . Ich nehme jetzt Möbel auf Abzahlung. Wir haben da nur fünf Zimmer, wovon ich vier vermiete. Casimir ist fast nie zu Hause, manchmal ist er acht Tage fort, ich weiß nicht, was er treibt, kümmere mich auch nicht darum, bin froh, wenn ich ihn nicht sehe. 184

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