Margarete Böhme
Tagebuch einer Verlorenen
Margarete Böhme

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Nachher kam Vater. Sehr niedergedrückt und geschlagen. Das Haus war ihm auch eine Hölle. Die Lene zeterte, und Meinert war höhnisch und verbissen.

Vater und Tante Frieda unterhandelten in halblautem Ton miteinander. Ich schlief darüber vor Müdigkeit auf dem Sofa ein.

72 Als ich aufwachte, erfuhr ich, was sie abgemacht hatten. Ich soll nach Hamburg. In den nächsten Tagen will Vater mich hinbringen. Ich soll bei einer Frau bleiben, bis alles überstanden ist, und dann soll ich irgendwo auswärts bei einer Familie in Pension kommen.

Mir ist alles so furchtbar gleichgültig, was wird. Ich habe vorhin an Osdorff geschrieben. Ich möchte ihn so gern noch mal vor meiner Abreise sprechen. In ein paar Monaten kommt er auch fort.

Mir ist hundemiserabel zumute. Ich bin noch bei Tante Frieda. Meine Sachen sind alle hierhergebracht. Nach Hause geh' ich vor unserer Abreise nicht mehr. Ich fürchte mich, Meinert zu begegnen.

Ich hasse ihn so unsagbar.

* * *


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