Deutsche Balladen
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Herrn Winfreds Meerfahrt

(Moritz Graf von Strachwitz, 1822 – 1847)

            Herr Winfred fuhr auf schwarzem Schiff,
er wollte fahren nach Islands Riff,
er wollte holen die Braut zur See,
das bracht ihm gräßliches Todesweh;
hoch schlagen die Wogen am Borde.

Herr Winfred hoch am Maste stand,
er trug ein funkelndes Stahlgewand,
das blitzte hinunter und strahlt und glimmt;
die Nixe auf brausender Welle schwimmt;
hoch schlagen die Wogen am Borde.

Herr Winfred, komm in mein Schlößlein blau!
ich will dich letzen mit Perlentau;
du hast einen Helm von Golde klar,
viel goldner flutet dein Lockenhaar;
hoch schlagen die Wogen am Borde.

Herr Winfred sprach: Du falsches Bild!
ich mag nicht tauchen ins Meergefild,
du hast einen Leib, halb Maid, halb Fisch,
und wohnst im kochenden Strudelgezisch;
hoch schlagen die Wogen am Borde.

Da wurde zum Fische die schöne Fei
und schwamm an dem Schiffe und war ein Hai,
sie sah wohl hinauf mit dem Aug' voll Wut,
Herrn Winfred gerann sein Herzensblut;
hoch schlagen die Wogen am Borde.

Und er schwang den Speer um das Haupt im Flug
und er schoß ihn im Zorn durch des Tieres Bug,
und als es zuckt' in des Todes Qual,
da sah es hinauf zum letztenmal;
hoch schlagen die Wogen am Borde.

Und als ihn der Blick der Feie fund,
da ward Herr Winfred ein Stein von Stund'.
und als sie erfaßte des Auges Bann
da ward zu Steinen so Maus als Mann;
hoch schlagen die Wogen am Borde.

Da ward zu Steine so Mast als Kiel
und stand als Felsen im Wellenspiel.
Nach steht Herr Winfred und schaut vom Bord.
und ewig funkelt das Auge dort;
hoch schlagen die Wogen am Borde.

 


 


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