Deutsche Balladen
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Der Schmied auf Helgoland

(Wilhelm A. Schreiber, 1761 – 1841)

          Meister Olaf, der Schmied auf Helgoland,
stand noch vor dem Amboß um Mitternacht;
laut heulte der Wind am Meeresstrand,
da pocht es an seiner Tür mit Macht.

»Heraus, heraus, beschlag mir mein Roß,
ich muß noch weit und der Tag ist nah!«
Meister Oluf öffnet der Türe Schloß,
ein stattlicher Reiter steht vor ihm da.

Schwarz ist sein Panzer, sein Helm und Schild,
an der Hüfte hängt ihm ein breites Schwert,
sein Rappe schüttelt die Mähne gar wild.
und stampfet mit Ungeduld die Erd!

Woher so spät? Wohin so schnell?
»Auf Norderney kehrt ich gestern ein,
mein Pferd ist rasch, die Nacht ist hell
vor der Sonn' muß ich in Norwegen sein.«

Hättet ihr Flügel, so glaubt ich's gern!
»Mein Rappe läuft wohl mit dem Wind!
Doch bleibet schon da und dort ein Stern,
drum her mit dem Eisen und mach geschwind!«

Meister Oluf nimmt das Eisen zur Hand,
es ist zu klein, doch dehnt es sich aus,
und wie es wächst um des Hufes Rand,
da fassen den Meister Angst und Graus.

Der Reiter sitzt auf, er klirrt sein Schwert.
»Nun, Meister Oluf, gute Nacht!
Wohl hast du beschlagen Odins Pferd,
ich eile hinüber zur blutigen Schlacht.«

Das Rappe schießt fort über Land uns Meer,
um Odins Haupt erglänzet ein Licht;
zwölf Adler fliegen hinter ihm her,
sie fliegen schnell und erreichen ihn nicht.

 


 


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