Deutsche Balladen
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Der heilige Felix

(Johann August Apel, 1771 – 1816)

            Vor den Feinden floh der heil'ge Felix;
doch sie folgten seinen flücht'gen Schritten.
Nah bei ihm schon waren die Verfolger,
aber nirgends bot sich eine Zuflucht,
als des Felsen leicht entdeckte Höhle.
»Herr« – sprach Felix betend – »ist's dein Wille,
daß ich fürder hier dein Reich verkünde
und des Werks mich freue, das dich preiset,
leicht ja werden dann der Höhle Schatten
mir zur sichern undurchdrungnen Hülle.
Aber hast du deinen Knecht geheiligt,
daß er Zeuge sei für deine Wahrheit,
dann, o Heil'ger nimm mein Blut zum Opfer
auch für diese Blinden, die mich töten.
Und die Höhle, wo dein Zeuge blutet,
werd alsbald ein Tempel deiner Ehre,
der die Feinde deinem Reich versammelt.«
So trat er hinein voll hohen Glaubens.
Bald aus allen Felsenritzen drängten
haufenweis sich Spinnen zu der Öffnung
und sie webten emsig vor dem Eingang.
Dichte Netze mehr und mehr erschienen,
und die Höhle schien seit grauen Zeiten
nur des schwarzen Giftgewürms Behausung.

Schnell vorüber war der Feind geeilt,
weit in fernem Land den Heil'gen suchend.
Und alsbald, gleich seidnem Prachtgewande,
glänzt der Spinnen giftiges Gewebe,
und es strahlt, wie Licht des reinen Demants,
jeder Spinne Rücken und die Füße
schlingen sich zur schön gewundnen Fassung.
Da vernahm Sankt Felix durch das Zeichen,
daß die heil'gen Engel ihn behütet
vor dem Zorn der wildergrimmten Feinde.
Und er trat anbetend aus der Höhle,
lehrte viel und mehrte Christi Kirche.

 


 


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