Christoph Martin Wieland
Nachlaß des Diogenes von Sinope
Christoph Martin Wieland

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9.

Weil kein Volk ohne Religion Sitten haben kann, so hab' ich diesen Punkt bey dem meinigen nicht vergessen. Ich habe ihm eine Religion gegeben, die der ungemeinen Einfalt seiner ganzen Verfassung angemessen ist. Sie ist, ohne Ruhm zu melden, freundlich, wohlthätig, friedsam, und hat überdieß die besondere Tugend, daß sie sich nicht so leicht abnützt oder verdirbt als andere, und daß sogar ihr Mißbrauch der Gesellschaft nur in einem sehr kleinen Grade nachtheilig werden könnte.

Ich würde mir ein Vergnügen daraus machen, nähere Nachrichten von ihr zu geben, wenn ich nicht besorgen müßte, aus gewissen Ursachen alle Priester der Götter Jupiter, Mars, Apollo, Merkur, Vulkan und Neptun, und der Göttinnen Juno, Cybele, Diana und Minerva, unzähliger Gottheiten vom zweyten Rang und der unterirdischen nicht zu gedenken, meiner armen Republik auf den Hals zu ziehen; eine desto gerechtere Besorgniß, da bekannt ist, daß Diofant, der Priester Jupiters, keiner von meinen Freunden ist.

Solon, ein so weiser Mann, daß ihr ihm unter euern sieben Weisen den ersten Platz gegeben habt, Solon, der Gesetzgeber von Athen, hatte in einem Alter, von welchem man am meisten Gravität zu fordern pflegt, Muth und Laune genug – – – – – – –Hier ist, zu großem Bedauern des Herausgebers, eine Lücke in der Handschrift, deren Ergänzung, wie er gestehen muß, über seine Kräfte geht.


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