Christoph Martin Wieland
Nachlaß des Diogenes von Sinope
Christoph Martin Wieland

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26.

Ohne Ruhmredigkeit, das vorher gehende Kapitel ist eines von den lehrreichsten, die jemahls geschrieben worden sind, und ich rathe euch wohlmeinend, es mehr als Einmahl mit aller möglichen Aufmerksamkeit zu überdenken. Ein nur mittelmäßig scharfsinniger Leser wird daraus, mit geringer Mühe, die Regeln verschiedener von den brauchbarsten und nützlichsten Künsten abstrahieren können; – als da sind die Kunst mit guter Art zu verleumden – die Kunst Begebenheiten in ein falsches Licht zu stellen, ohne an den Umständen etwas andres als Zeit und Ort zu ändern – die Kunst einer gleichgültigen und unschuldigen Sache einen Anstrich von Ärgerlichkeit zu geben – die Kunst individuelle Lügen durch allgemeine Wahrheiten aufzustutzen: – lauter Künste, die einen sehr ausgebreiteten Einfluß in das gesellschaftliche Leben haben, und von einer solchen Art sind, daß diejenigen, welches es darin auf einen gewissen Grad von Vollkommenheit gebracht haben, durchgängig so geheim damit thun, als gewisse Ärzte mit ihren Arcanis , weil sie den Nutzen, der daraus zu ziehen ist, für sich selbst behalten wollen. – Ich wiederhohl' es, es ist viel daraus zu lernen!


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