Christoph Martin Wieland
Nachlaß des Diogenes von Sinope
Christoph Martin Wieland

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21.

Sie ist nicht mehr, die zärtliche Glycerion! – mit ihr verlor ich alles was ich noch verlieren konnte. Ihr Grab ist das einzige Stück Boden auf der Welt, das ich mein zu nennen würdige. Niemand weiß den Ort als ich. Ich habe ihn mit Rosen bepflanzt, die so voll blühen wie ihr Busen, und nirgends so lieblich düften. Alle Jahre im Rosenmonde besuch' ich den geheiligten Ort. Ich setze mich auf ihr Grab, pflücke eine Rose – So blühtest Du einst, denke ich, – und zerreiße die Rose, und verstreue die Blätter auf dem Grab' umher. – Dann erinnr' ich mich des süßen Traums meiner Jugend, und eine Thräne, die auf ihr Grab herab rollt, befriedigt den geliebten Schatten.


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